Landkreis Esslingen

Die App „Flora incognita“ im Check: Nie wieder ahnungslos in der Botanik

Netz G’schwätz: Mit dem Naturführer auf dem Smartphone macht Spazierengehen noch mal so viel Spaß. Für neugierige Menschen ein unverzichtbarer Begleiter, findet unsere Redakteurin.

Die Frage „Was blüht denn da?“ beantwortet die App „Flora incognita“ schnell und zuverlässig. Foto: Flora incognita

LANDKREIS ESSLINGEN. Heraus in die Natur, der Frühling naht! Am Wegesrand grünt und blüht es. Aber was? Kann man es essen? Kann man es rauchen? War es schon immer da oder ist es aus dem Garten ausgewandert? Früher, als die Welt noch analog war, trugen die Leute noch den Kosmos-Naturführer „Was blüht denn da?“ mit sich, der sich mithilfe von Standort und Blütenfarbe an die korrekte Bestimmung der Gewächse herantastete.

Das geht heutzutage wesentlich komfortabler, denn es gibt ja „Flora incognita“. Die App ist ein Fest für alle Naturliebhaber. Ein Kräutlein fällt bei der Wanderung durch den Wald ins Auge? Niemand muss bis zu Hause warten, um herauszufinden, was das ist. Einfach die Kamera darauf halten, ein bis zwei Bilder machen und schon gibt es umfangreiche Informationen zu Blume, Busch oder Baum. „Flora incognita“ kann 16.000 verschiedene Wildkräuter, Bäume, Gräser und Farne unterscheiden, Pilze, Flechten und die meisten Moose können nicht bestimmt werden.

In „Flora incognita“ – Latein für „unbekannte Blume“ – steckt viel Wissenschaft. Entwickelt wurde die App von der Technischen Universität Ilmenau und vom Max-Planck-Institut für Biochemie. Die App arbeitet mit Künstlicher Intelligenz und verbindet maschinelles Lernen mit Citizen Science. Jeder, der möchte, kann mit seinen Beobachtungen die Forschung ein wenig voranbringen. „Unter dem Motto ‚Künstliche Intelligenz trifft auf Natur‘ arbeitet ein interdisziplinäres Team aus den Fachbereichen Botanik, Informatik, Physik und Medienwissenschaften an einer Lösung, traditionelle Pflanzenbestimmung in das digitale Zeitalter zu überführen“, so die Beschreibung des Projektes, an dem seit 2014 gearbeitet wird.

16.000 Pflanzen im Speicher

Die Macher haben das ehrgeizige Ziel, dass „Flora incognita“ alle Wildpflanzen in Mitteleuropa, und zwar vom Keimling bis zur Welke erkennt. Mit „Flora incognita international“ gibt es einen Ableger, der gerade lernt, Pflanzen aus aller Welt identifizieren zu können. Es ist aber nicht fair, „Flora incognita“ in die Wilhelma zu schleppen und zu hoffen, sie würde Orchideen vom Amazonas kennen.

Wenn eine Blume am Wegesrand nicht erkannt wird, dann kann das zwei Ursachen haben: Du bist ein unglaublich krasser Entdecker neuer Arten und vielleicht trägt die unbekannte Pflanze bald deinen Namen – oder du hast die Blume aus dem falschen Winkel fotografiert und solltest die Kamera richtig halten. Eine dritte Variante sind aus dem Garten ausgebrochene Zuchtformen. Aber in den allermeisten Fällen ist sich „Flora incognita“ sehr sicher und macht sofort und auf der Stelle ein Stückchen klüger.

Das weiß ein jedes zu schätzen, das mit neugierigem Nachwuchs unterwegs ist, der einem ein Loch in den Bauch fragt. Die App ermöglicht pädagogisch wertvollen Einsatz des Smartphones, was gleich noch die Bio-Note verbessert.

Wer sich ein Profil anlegt, kann seine Beobachtungen speichern und auf jedem anderen Gerät ansehen. Die App kann auch Fotos auswerten, die schon im Telefonspeicher sind. Ort und Datum – wichtiger Baustein für die Pflanzenbestimmung – werden dann ausgelesen.

Entweder in Google Maps oder in „Flora incognita“ selbst kann man sich anschauen, wann man welche Pflanzen wo entdeckt hat. Ein ganz persönliches Forschungstagebuch. Der Blick in die „Flora incognita“ lohnt sich immer, denn dort finden sich spannende Artikel über Naturthemen. Was macht solch ein Baum im Winter genau? Welche Arten sind in der Nähe zu erwarten? Was können die Pflanzen alles? Ein Kräuter-Wiki zum Stöbern.

Wer gerne den Salat mit ein paar Wildkräutern anreichert, erfährt, wann diese an welchen Standorten zu erwarten sind. Dank „Flora incognita“ passiert kein Missgeschick beim Sammeln. Über kulinarische und medizinische Verwendung ist auch gleich was nachzulesen, auch wenn sich die Macher per Disclaimer, es handle sich nicht um eine Empfehlung, die Pflanze in genannter Weise zu nutzen, distanzieren.

Die App hat im Play-Store über eine Million Downloads und bei über 31.000 Rezensionen eine Bewertung von stabilen 4,8 von fünf. Sie ist natürlich frei ohne Altersbeschränkung, obwohl ziemlich genau verzeichnet ist, welche Pflanze wie giftig ist.

Fazit: Für alle Kräuterhexen und Bio-Streber ein Must-have. Nie wieder ahnungslos im Wald stehen, ist einfach prima.

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