Landkreis Esslingen

Die App „Meine Pegel“ im Check: Weißt du, wo die Flüsslein stehen ...?

Netz G’schwätz: „Meine Pegel“ ist die amtliche Wasserstands- und Hochwasser-Informations-Anwendung. Aus traurigem Anlass ist sie gerade sehr beliebt. Ob sie wirklich nützlich ist, hat unsere Redakteurin ausprobiert.

In Baden-Württemberg sind die Pegel noch im grünen Bereich. Die App verleiht da Sicherheit. Foto: NZ-Grafik

LANDKREIS ESSLINGEN. Der Name ist nett und verleitet zu launigen Scherzen über Alkoholkonsum. Aber was kann „Meine Pegel“ Nützliches? Die Anwendung für Android und iPhone ist die amtliche Wasserstands- und Hochwasser-Informations-App der Hochwasserzentralen und zeigt Pegel an 3000 Flüssen in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden an. Einigermaßen aktuell – je nachdem, ob man gerade Netz hat oder nicht – kann jeder schauen, wie es um die Gewässer in der näheren Umgebung steht. Auf Wunsch schlägt die App Alarm, wenn beispielsweise der Pegel Kirchentellinsfurt am Neckar über 3,50 Meter steigt. Jener ist für die Gemeinden im Verbreitungsgebiet maßgeblich. Kurz zur Orientierung: Ab 2,60 Meter wird der Radweg unter der Nürtinger Stadtbrücke gesperrt, ab 5,50 Meter gibt es ein sogenanntes 50-jähriges Hochwasser.

Lieblingsflüsse regelmäßig verfolgen

Weitere beliebte Gewässer aus der näheren Umgebung sind die Erms, Aich und Lauter, die Steinach ist zu popelig, um gelistet zu werden. Je nachdem, wie viel Fluss-Voyeurismus jemand empfindet, kann man sich die Pegel aller Gewässer von Interesse im Stundentakt aktualisiert anzeigen lassen. Kurven zeigen an, wie sich der Wasserstand entwickelt hat und aller Voraussicht nach noch entwickeln wird. Das gilt aber nur für 400 Pegel in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Von 1200 Pegeln kann man sich den aktuellen Abfluss anzeigen lassen, eine Information, die für alle flussabwärts von Interesse sein dürfte.

Wann kommt Scholz in Gummistiefeln?

Möglich ist auch der überregionale Überblick nach Bundesländern oder Ländern. Niedersachsen ist gerade leider ziemlich rot eingefärbt, ein Zeichen, dass bald hochrangige Politiker in Gummistiefeln die Aufwartung machen.

Wer nahe am Fluss wohnt oder dort eine Liegenschaft sein Eigen nennt, für den dürften die Warnungen durchaus von Interesse sein. Die Frage ist, ob man dafür eine spezielle App braucht. Wer bei Verstand ist, rüstet die Immobilie bei Niedrigwasser mit Gimmicks wie einer Rückstauklappe aus und stellt die Waschmaschine erst gar nicht im Keller auf. Wie dringlich das ist, kann man den Hochwassergefahrenkarten entnehmen.

Wenn die Flut kommt, dann springen andere Alarmsysteme an, zum Beispiel die NINA-Warn-App, die Feuerwehr macht Durchsagen oder der Blick aus dem Fenster verrät, dass es bald nasse Füße gibt. Die App sagt auf Wunsch nur ein wenig früher, wenn der Neckar bei K’furt aus dem Bett will.

App oder Telefonansage?

Was sagt also die Netzwelt über die Pegel-App? Im Playstore hat sie über 100.000 Downloads. Sie ist kostenlos und darf laut Altersfreigabe bereits von Säuglingen genutzt werden. 1081 Rezensionen ergeben ein Rating von 4,1 von 5. Ein Rezensent meint, für Leute, die sich nicht für das große Ganze, sondern nur das Geschehen vor der eigenen Haustür interessieren, sei ein Lesezeichen beim Wasser- und Schifffahrtsamt ebenso hilfreich. Außerdem gebe es für Vintage-People noch die Telefonansage.

Einige finden sie sehr nützlich, andere bemängeln – siehe oben – dass nicht alle Pegel die gleiche Datenlage liefern. Weitere Kritikpunkte sind unzuverlässige Aktualisierungen und Probleme mit Updates. Immerhin ist das Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg, das bei der App den Hut aufhat, immer am Mitlesen und Antworten.

Fazit: Die App ist nett zu haben und bietet umfangreiches Infomaterial, damit jeder sich für ein Hochwasser wappnen kann. Was die App nicht kann: Das Hochwasser aufhalten.

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