Die brandneue App „LakeExplorer“ im Check: Auf der Suche nach Nessie im Baggersee

Netz G’schwätz: Angeln, Tauchen, Spazierengehen und dabei als Hobbyforscher tätig werden. Mit dem „LakeExplorer“ auf dem Smartphone gibt es keine unbekannten Ungeheuer mehr im heimischen Teich. Dass man mit den Beobachtungen Teil einer Forschergemeinschaft wird, macht die App doppelt spannend, findet unsere Redakteurin.

Was ist das denn für ein Tier? Mit „LakeExplorer" lassen sich Tierarten bestimmen. Foto: Herbert Frei/NZ-Grafik

. Auf der Messe „boot“ in Düsseldorf dreht sich alles ums Wasser: Motorboote und Yachten, Surfen oder Tauchen, Kitesurfen oder Angeln, es wird einfach alles angeboten und gezeigt, was Spaß macht und nützlich ist. In Halle 12, dort, wo die Taucher sind, zeigt uns der Meeresbiologe Ralph O. Schill eine nagelneue App, die erst seit dem 20. Januar im Google Play Store oder im Apple App Store erhältlich ist: „LakeExplorer“. Die App ist vergleichbar mit „Flora incognita“, und doch ein wenig anders.

Während „Flora incognita“ darauf ausgelegt ist, dass man mit der Handy-Kamera eine Pflanze fotografiert und an Ort und Stelle gleich bestimmt, führt „LakeExplorer“ durch ein Menü, das anhand verschiedener Merkmale eine Bestimmung ermöglicht. Das hat zwei Gründe. Zum einen wegen der Zielgruppe der Taucher, die ihre Mobiltelefone draußen lassen, wenn sie nicht gerade ein Unterwassergehäuse haben. Zum anderen, weil „LakeExplorer“ eine viel größere Bandbreite hat. Bestimmt werden Fische, Wasserpflanzen, Krebse, Amphibien, Reptilien, Muscheln und Schnecken, Säugetiere am Wasser und weitere kleine Organismen wie Schwämme oder Spinnentiere. Also alles, was im und am Süßwasser kreucht und fleucht. Schill berichtet, dass eine Erweiterung um Wasserinsekten und Vögel bereits in Arbeit ist.

Wer also wissen will, was sie oder er beim letzten Rundgang um den Baggersee erblickt hat, klickt sich durch das Menü. Ist die Amphibie länglich und mit Schwanz? Gedrungen und schwanzlos? Ist der Rücken warzig trocken oder glatt, feucht und glänzend? Wenn Warzen, wie viele? Welche Farbe? Welche Farbe hat der Bauch? An der Seite werden so lange mögliche Frösche und Kröten angezeigt, bis nur noch eine Amphibie übrig ist. Dieses einfache System macht neugierigen Kindern und Erwachsenen Spaß, und sie nehmen vom Auslauf an der frischen Luft gleich einen Mehrwert mit. Denn zu jedem Tier gibt es weitere Informationen und eine Karte, wo es zu erwarten ist und die Beobachtungen anderer Nutzer.

Denn wer möchte, kann die gesammelten Daten melden. Die Entwicklung der App wurde vom Bundesumweltministerium, vom Bundesamt für Naturschutz und der Umweltlotterie Bingo gefördert, und die haben Hintergedanken. Sie möchten mithilfe der aufmerksamen Beobachter einen Datenschatz heben, mit dem Forschende weiterarbeiten können.

Citizen Science hilft der Forschung, den Klimawandel nachzuvollziehen

Am anderen Ende sitzt der Biologieprofessor Ralph Schill und wertet die Daten aus. Gibt es Zuwanderer, wie das Heusenkraut am Unterensinger Baggersee? Hat jemand eine besonders seltene Art entdeckt, wo niemand damit gerechnet hätte? Ein unbekanntes Ungeheuer, so wie Nessie in Loch Ness? Aus der Vielzahl der Daten formt sich ein Bild unserer Gewässer, das Forschende nie allein schaffen könnten. So hilft Citizen Science der Forschung, den Klimawandel nachzuvollziehen.

Besonders gefragte Hobbyforscher sind Taucher, die mithilfe ihres Tauchcomputers noch Daten wie die Wassertemperatur in verschiedenen Tiefen in verschiedenen Jahreszeiten messen. So erfahren Forschende mehr über die Veränderung der Gewässer und ihrer Artenzusammensetzung infolge der Erderwärmung.

Ralph Schill berichtet, dass unter Federführung der Schutzstation Wattenmeer bereits vor einigen Jahren die App „BeachExplorer“ entwickelt wurde. Inzwischen haben fast 6000 Beobachter beinahe 50.000 Beobachtungen gemeldet. Da nicht jeder das Glück hat, ständig am Saum des Meeres zu wandeln, wurde für die Landratten jetzt der „LakeExplorer“ als weiteres Mitglied in der vielleicht noch weiter wachsenden Explorer Family vorgestellt.

„LakeExplorer“ gibt es nicht nur als App, sondern auch als Website. Da kann man im Großdruck an einem ordentlichen Monitor in Ruhe Fischlein, Muschelchen und Co. schauen.

Der „LakeExplorer“ macht auch Spaß, wenn kein Gewässer in der Nähe ist. Zum einen gibt es tolle Über- und Unterwasserbilder zu sehen, zum Zweiten gibt es spannende Artikel über Flora und Fauna und zum Dritten kann man sich zu einer Vortragsreihe anmelden und bei gestreamten Vorträgen zuhören und Fragen an die Referenten stellen. Weitere Features, vorwiegend für Taucher, sollen bis zum Ende des Jahres folgen.

Fazit: „LakeExplorer“ ist für alle Fans und Freunde von „Flora incognita“ und weitere Naturliebhaber ein Muss.

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