Nürtingen

Die Serie „Ferry“ zeigt die Nöte eines Drogenbosses

Netz G’schwätz: Brutal, rücksichtlos und doch ein Mensch mit Gefühlen. Frank Lammers brilliert in der Rolle des Ferry Bouman. Nicht nur die Serie ist sehenswert, meint unser Redakteur.

Nachdenklich Ferry Bouman (Frank Lammers) geht seinen Weg, auch wenn er ihn fast in den Abgrund führt. Foto: Nyk Dekeyser / Netflix

NÜRTINGEN. Kann man einen Menschen mögen, der bereit ist zu töten, um seine Ziele zu erreichen. Ferry Bouman alias Frank Lammers in der gleichnamigen achtteiligen Serie „Ferry“ ist so ein Typ. Er könnte fast ein bisschen wie der nette Onkel von nebenan durchgehen. Doch von seinem Äußeren und den häufig leicht gesenktem Kopf sollte man sich nicht täuschen lassen. Ferry stellt im Laufe der Serie im großen Stil Ecstasy-Tabletten her. Er lässt sich mit einer berüchtigten Motorradgang ein und schreckt vor Gewalt nicht zurück. Dass er da keine Hemmungen kennt, zeigt schon der Film „Ferry“ (ebenfalls Netflix) Dieser zeigt, wie Ferry seine Verlobte Daniëlle (Elise Schaap) kennenlernt und sein Leben als rechte Hand des Drogenbarons Ralph Brink, das eine Wende nimmt. Wer wissen will, wie es mit Ferry nach der Serie „Ferry“ weitergeht, der kann sich die drei Staffeln der Serie „Undercover“ (Netflix) anschauen, die früher entstanden sind. Dabei stehen aber zwei Polizisten im Mittelpunkt, die gegen Ferry Bouman verdeckt ermitteln.

Brutal und doch verletzlich

Doch zurück zur Ferry-Serie, die den Aufstieg des Kriminellen zeigt. Bei aller Brutalität, ist aber Ferry auch ein Getriebener, der sich relativ schnell mit der Nachricht anfreundet Vater zu werden. Sein Aufstieg hat Auswirkungen auf sein Privatleben. Ferry tut, was aus seiner Sicht getan werden muss, um seine Familie und seine Freunde zu schützen. Denn er ist eben nicht der knallharte Drogenboss, sondern hat auch durchaus eine verletzliche Seele. Fixpunkt seines Tun ist seine Verlobte Daniëlle, welche die Rolle als durch die Gegend stöckelnde Friseurin mit Hund herausragend spielt. Doch auch hier täuscht der erste Eindruck: So naiv wie sie daherkommt, ist sie gar nicht. Vielleicht ist sie sogar die Stärkere in der Beziehung mit Ferry. Der entpuppt sich im Film immer wieder als Stehaufmännchen, auch weil er von seinen Kontrahenten und Partnern immer wieder unterschätzt wird. Am Anfang kann er mit Müh und Not der Polizei entkommen und muss viel Mühe aufwenden, damit die im Auto versteckten Ecstasy-Tabletten wieder in seinen Besitz kommen. Die nächste Pleite folgt, als der erste Kontakt mit der Motorradgang gründlich in die Hose geht. Zeternd verlässt er den Ort des Geschehens - und ist später trotzdem dick im Geschäft. Es sind die Brüche, welche die Serie so interessant machen. Jederzeit hat man das Gefühl, das war es jetzt für Ferry. Doch der hat stets die passende Antwort parat.

Beste Szenen: Ferry, John und Marco unterwegs im Wald.

Ferry trifft einen mutmaßlichen Scheich

Seltsamster Charakter: Ferrys Freund Marco Grootaers alias Koen De Graeve

Lieblingsfigur (außer Ferry): Eindeutig Daniëlle Bouman alias Elise Schaap. Aber auch John Zwart (Raymond Thiry), der Mann von Ferrys verstorbener Schwester überzeugt als selbstmordgefährdeter Aufpasser für Ferry.

Die belgische Krimi-Serie „Ferry“ läuft seit dem 3. November auf Netflix..

Zur Startseite