Oberboihingen
Oberboihinger Hilfe für bessere Frauenhygiene in Malawi
Licht der Hoffnung: Felix Fischer aus Oberboihingen unterstützt ein Projekt, das malawische Frauen mit sogenannten Menstruationstassen ausstattet.
OBERBOIHINGEN. Einmal im Monat haben Frauen im gebärfähigen Alter ihre Tage. In Industrieländern gibt es verschiedene Hygieneartikel, die eine Frau durch diese Zeit begleiten. Doch nicht überall auf der Welt gibt es prall gefüllte Supermärkte, die jeden Artikel vorrätig haben, den das Herz begehrt. Und nicht überall haben Menschen das Geld, sich solche Artikel auch leisten zu können. „Malawi ist eines der ärmsten Länder der Welt“, sagt Felix Fischer. Der Oberboihinger, der 2022 und 2023 mit der Organisation Weltwärts seinen Freiwilligendienst in Malawi machte, rief gemeinsam mit dem Förderverein Aids-Hilfe Malawi und einer lokalen Mitarbeiterin das Menstruationsprojekt ins Leben.
Malawi ist eines der ärmsten Länder der Welt. Und es leidet sehr stark unter dem Klimawandel, wie Felix Fischer berichtet. Winde würden stärker, die Trockenzeiten länger und in den Regenzeiten gebe es weniger Wasser – dafür aber häufig Starkregen mit Überflutungen. Für die Menschen sei dies eine große Herausforderung.
Frauen in Malawi behelfen sich in der Regel mit Stofflappen, wenn sie menstruieren. Doch die verursachen Hautwunden, sogenannten Windelausschlag. Stofflappen müssen gewaschen werden. Doch die ärmsten Frauen in der malawischen Gesellschaft haben nicht das Geld, sich Seife zu kaufen. Und in Zeiten der Wasserknappheit wird Wäschewaschen generell zum Problem.
Diese Frauen könnten eine sogenannte Menstruationstasse nutzen. Die muss zwar auch gereinigt werden. Das ist jedoch lange nicht so aufwendig, wie eine Stoffwindel zu waschen. „Zudem müssen Frauen ihre Stofflappen heimlich waschen und trocknen, denn das Thema Menstruation ist, anders als bei uns, in Malawi ein Tabuthema“, weiß Fischer.
Mit der Organisation Malawi Aids Support warb Felix Fischer Spenden ein und finanzierte so den Kauf von 200 Menstruationstassen, die an Schulen verteilt wurden. Wichtiger Bestandteil dieser Aktion: die Beratung in den Gemeinden zum Thema. „So wollen wir kursierenden Falschinformationen entgegenwirken“, sagt er.
Seit 2023 ist Fischer, der in Tübingen Politik- und Volkswirtschaftslehre studiert, wieder zurück in Deutschland. Doch Malawi lässt ihn nicht los. Deswegen engagiert er sich auch weiterhin für die Frauen, die vom Förderverein Aids-Hilfe Malawi betreut werden. Der Verein wurde von den Ärzten Christina und Torsten Klein 2007 gegründet. Über die Jahre standen Beratungsgespräche und HIV-Tests auf dem Programm des Vereins, der mit einer Organisation vor Ort zusammenarbeitet. Mittlerweile gibt es auch einen vom Verein finanzierten Kindergarten, eine weiterführende Schule und eine häusliche Pflege.
„Viele Mädchen und junge Frauen fühlen sich nicht in der Lage, in die Schule zu gehen oder zu arbeiten, während sie menstruieren. Sie haben Angst, dass Blut ihre Kleidung befleckt“, berichtet Fischer von seinen Erfahrungen vor Ort. Die Folge sei, dass viele Mädchen jeden Monat eine ganze Woche lang die Schule verpassen, weil sie lieber zu Hause bleiben, wenn sie ihre Tage haben. Ihre Chancen auf Bildung werden dadurch zerstört, sagt Fischer.
Sein Ziel: 1200 Mädchen und Frauen sollen eine Menstruationstasse erhalten. Sie ist wiederverwendbar, hält bis zu zehn Jahre. Dadurch ist sie umweltfreundlicher und kostengünstiger als Damenbinden oder Tampons, die in einem Land wie Malawi auch nicht so einfach entsorgt werden können. Acht bis 30 Euro kosten die Menstruationstassen, je nach Produkt und Hersteller. Sie können bis zu zwölf Stunden im Körper verbleiben und müssen dann nur ausgekocht werden, beschreibt der Oberboihinger die Verwendung.
Wichtig ist Fischer, dass den Frauen Kenntnisse über das Thema Menstruation vermittelt wird. „Unsere ‚Cup Lady‘ Flocy Fyson, wurde darin geschult, Workshops zu leiten und den Mädchen beizubringen, wie man die Tassen anwendet“, sagt er. Nach drei Monaten werde in einem weiteren Workshop besprochen, welche Probleme die jungen Frauen hatten. „Die Rückmeldungen sind durchweg positiv“, sagt Felix Fischer.
Die Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger und Wendlinger Zeitung unterstützt dieses Projekt mit 14.400 Euro.