Licht der Hoffnung
Trommeln – eine Universalsprache
Licht der Hoffnung: Brincadeira aus Barcelona brachten mit ihrem Trommel-Feuerwerk die Frickenhäuser Festhalle zum Kochen
Ja, was war denn da los? 400 Menschen sprangen auf, schwenkten ihre Hände, klatschten mit: So etwas dürfte die Festhalle Auf dem Berg in Frickenhausen wahrlich noch nie erlebt haben: Das Trommel-Feuerwerk des spanischen Ensembles Brincadeira riss am Samstag alle mit und hin.
FRICKENHAUSEN. Die 24. Auflage unserer Aktion „Licht der Hoffnung“ erlebte dank der Truppe aus Barcelona, deren Gastspiel die VR-Bank Hohenneuffen-Teck möglich gemacht hatte, ein wahrlich furioses Finale. Wohl keiner ahnte, was ihn oder sie da erwarten würde, fast alle dürften nach den ersten Minuten verblüfft gewesen sein, aber alle stürzten sich schon nach dem ersten Stück in den Trommel-Taumel.
Eigentlich ist es unbeschreiblich, was Brincadeira (einem aus Brasilien stammenden Wort, das sowohl „Freude“ als auch „Sprung“ bedeutet) so alles bietet. Auf jeden Fall ist es unbeschreiblich gut.
Brincadeira ist ein Gesamt-Kunstwerk
Edison Aguilar hat es sich zum Ziel gesetzt, mit seiner Truppe etwas zu erarbeiten, das es auf der ganzen Welt, auf jeden Fall in ganz Europa nicht gibt. Wer das Konzert, mit dem der Schlusspunkt hinter sechs tollen Veranstaltungen des Festivals der Hoffnung gesetzt wurde, erlebt hat, den plagen keine Zweifel: Er wird es schaffen. Vermutlich hat er es schon geschafft.
Brincadeira – das ist ein Gesamt-Kunstwerk: aus Musik, Akrobatik, aber auch Tanz und Pantomime. Und da ist nichts zufällig, alles läuft nach einem exakt ausgetüftelten Plan. Nicht nur Trommelwirbel prägt die Szene – auch die sieben Männer und zwei Frauen wirbeln ohne Unterlass über die Bühne, so dass einem immer wieder der Mund vor Staunen offen stehen bleibt.
Harte Arbeit steckt da dahinter: Zwei bis vier Stunden pro Tag üben die jungen Leute (allesamt Studenten) unter Anleitung von Aguilar, dem genialen Kopf des Ganzen, der für seine Mitstreiter auch so etwas wie ein Vater ist, obwohl er im Schnitt gerade mal ein Dutzend Jahre mehr auf dem Buckel hat als die anderen. Doch sei es vor dem Konzert, in der Pause oder auch während des Abendessens: Sara Vinas, Carla Fernandez, Salvador Monpeat, Ferran Samper, Sergi Bel, Albert Traveria sowie Efrem und Axel Blazquez hängen ihm förmlich an den Lippen. Und man spürt: Zum Trommeln a la Brincadeira gehört auch eine gehörige Portion Mentaltraining. Es ist bei dieser Truppe nicht nur eine Hand-, sondern auch eine Kopfsache.
Wie man bei all dem Gewimmel auf der Bühne noch den Überblick behalten kann, grenzt ja schon an ein Wunder. Aber vielleicht klappt das ja deswegen so überragend, weil die brillanten Choreografien auch immer wieder ur-spanische Themen aufnehmen und variieren: den Kampf Torero gegen Stier (oder Macho gegen Macho) oder das ewige und unsterbliche Spiel der Verführung.
Und so spielte es auch keine Rolle, dass die jungen Leute auf der Bühne kein Deutsch sprechen – und die meisten im Saal kein Spanisch. Trommeln – das ist offenkundig eine Universalsprache, die man nicht nur über Ländergrenzen hinweg versteht, sondern auch über alle Generationen hinweg. Dass und wie auch die Älteren im Publikum mitgingen: Das zählte zu den Sensationen des Abends, der übrigens der erste abendfüllende Auftritt des Ensembles in Deutschland war (darauf sind wir ganz schön stolz).
Der hatte noch eine andere Überraschung parat: Ob sie eigentlich nicht am nächsten Morgen beim Gottesdienst zum Auftakt der Bibelwoche in der Johanneskirche spielen könnten, wurde die Truppe beim Abendessen nach der Show gefragt. Bis zur Antwort dauerte es nur ein paar Sekunden: „Ja, klar!“ Und so trommelten und tanzten sie schon morgens um 9 Uhr wieder vor dem Altar. Was nicht zuletzt eins zeigt: Diese jungen Leute haben nicht nur flinke Finger und Hände sowie kräftige Arme, sondern auch ein großes Herz. Wohl deswegen haben sie auch die Herzen der Schwaben erobert. Im Sturm ihres Trommel-Feuerwerks.