Fachthemen und Expertenwissen
Marc Patrick Fehrenbach, Medius-Klinik in Ruit: Kreuzbandriss - was tun?
Wenn das Knie aus der Bahn gerät: Was Sportler und Patienten über Ursachen, Therapie und Prävention von Kreuzbandverletzungen wissen müssen, erklärt Marc Patrick Fehrenbach, Oberarzt in der Medius-Klinik Ostfildern-Ruit mit dem Schwerpunkt Sportmedizin.
OSTFILDERN-RUIT. Für Sportler ist ein Kreuzbandriss eine der schlimmsten Verletzungen. Wie er passiert und wie die Behandlung abläuft, erklärt Marc Patrick Fehrenbach, Oberarzt in der Medius-Klinik Ostfildern-Ruit mit dem Schwerpunkt Sportmedizin.
Welche Ursachen stecken hinter Knieschmerzen?
Knieschmerzen können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Generell unterscheiden wir zwischen funktionellen und strukturellen Beschwerden. Funktionelle Probleme entstehen, wenn das Zusammenspiel von Muskeln und Sehnen nicht richtig funktioniert – das kann zum Beispiel durch eine schlechte Körperhaltung oder unzureichend trainierte Muskeln verursacht werden. Strukturelle Ursachen sind dagegen oft konkretere Verletzungen wie ein gerissener Meniskus oder ein Kreuzbandriss.
Was genau machen die Kreuzbänder?
Die Kreuzbänder stabilisieren das Kniegelenk, insbesondere zwischen Ober- und Unterschenkel. Das vordere Kreuzband verhindert, dass das Schienbein nach vorne rutscht, während das hintere ein Wegrutschen nach hinten verhindert. Außerdem sorgen sie für Stabilität bei Drehbewegungen des Knies, insbesondere bei der Innenrotation. Ein typischer Verletzungsmechanismus wäre eine plötzliche Drehbewegung, oft verbunden mit einem Einknicken des Knies.
Gibt es einen Unterschied zwischen vorderem und hinterem Kreuzband?
Ja, Verletzungen des vorderen Kreuzbands sind viel häufiger, besonders bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln wie Fußball oder Basketball. Diese Verletzungen können sogar ohne direkten Gegnerkontakt passieren. Das hintere Kreuzband wird hingegen eher bei Hochrasanzverletzungen geschädigt, wie zum Beispiel bei einem Autounfall, wenn das Knie gegen das Armaturenbrett stößt. Bei Sportarten wie Handball kann auch ein Torwart durch einen direkten Zusammenprall betroffen sein. Während vordere Kreuzbandverletzungen oft operiert werden müssen, lassen sich hintere häufig konservativ, also ohne OP, behandeln.
Wie sieht die konservative Behandlung aus?
Zunächst trägt der Patient eine Schiene, um das Knie zu stabilisieren, und anschließend folgt Physiotherapie. Bei hinteren Kreuzbandverletzungen muss die Therapie oft in Bauchlage erfolgen, um zu verhindern, dass das Schienbein nach hinten wegrutscht.
Welche Sportarten sind besonders risikoreich?
Sportarten, bei denen schnelle Stop-and-Go-Bewegungen notwendig sind, wie Handball, Basketball oder Fußball, bergen ein hohes Risiko. Auch Skifahrer sind häufig betroffen – besonders bei schlechter Sicht oder auf unebenem Terrain kann es schnell zu einem Unfall kommen.
Bemerkt man den Riss sofort?
Die meisten Betroffenen spüren es direkt, wenn das Knie sich „falsch“ bewegt. Meist schwillt das Knie auch sehr schnell an.
Wie diagnostizieren Sie einen Kreuzbandriss?
Neben einer gründlichen Untersuchung nutzen wir verschiedene Tests wie den sogenannten „Schubladentest“, bei dem wir prüfen, ob das Knie sich in einer gebeugten Position ungewöhnlich bewegt. Dieser Test ist direkt nach der Verletzung am zuverlässigsten, bevor Schwellungen und Schmerzen die Beurteilung erschweren. Später hilft dann meist ein MRT, um die Diagnose abzusichern.
Wann sollte operiert werden?
Für eine Operation gibt es zwei sinnvolle Zeitpunkte: Entweder direkt in den ersten 24 bis 48 Stunden, wie es oft bei Profisportlern der Fall ist, oder drei bis vier Wochen nach der Verletzung, wenn die Schwellung abgeklungen ist. Zu frühe Eingriffe können die Ergebnisse verschlechtern, da das Knie dann oft noch gereizt und weniger beweglich ist.
Wie läuft eine Kreuzbandoperation ab?
In der Regel wird eine körpereigene Sehne aus dem hinteren Oberschenkel entnommen und daraus ein neues Kreuzband geformt. Dieses wird durch eine Gelenkspiegelung eingesetzt, wobei wir spezielle Bohrkanäle anlegen, um das Transplantat zu verankern.
Wie hoch ist das Risiko eines erneuten Risses?
Wenn das Kreuzband einmal gerissen ist, besteht immer ein gewisses Risiko für eine erneute Verletzung – insbesondere wenn zusätzliche Risikofaktoren wie eine X-Bein-Achse vorliegen.
Wie viele Kreuzbänder operieren Sie in der Klinik?
Derzeit führen wir pro Monat eine zweistellige Anzahl an Kreuzbandoperationen durch, mit einer steigenden Tendenz.
Wie läuft die Nachsorge ab?
Nach der Operation bleiben die Patienten entweder einen Tag stationär oder werden ambulant behandelt. Sie tragen dann für etwa zwei Wochen eine Schiene und Gehstützen und beginnen nach etwa sechs Wochen mit einem gezielten Muskelaufbautraining. Die vollständige Rehabilitation kann mehrere Monate dauern.
Wie lange dauert die vollständige Genesung?
Das hängt stark davon ab, wie intensiv die Physiotherapie durchgeführt wird. Profi-Sportler haben oft schon nach etwa sechs Monaten wieder den Anschluss an ihre Sportart, während ambitionierte Amateursportler etwa acht bis zehn Monate benötigen. Eine Pause von zwölf Monaten ist aber keine Seltenheit.
Gibt es langfristige Auswirkungen?
Ein Kreuzbandriss kann das Risiko für Kniearthrose erhöhen. Wie schnell und stark sich dieser Verschleiß entwickelt, ist individuell sehr unterschiedlich.
Wie kann man einem Kreuzbandriss vorbeugen?
Durch gezieltes Muskel- und Koordinationstraining lässt sich das Risiko senken. Programme wie „Stop-X“ der Deutschen Kniegesellschaft helfen dabei, durch Übungen mit dem Theraband die Gelenkstabilität zu fördern.
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