Leserbriefe

16 verlorene Jahre mit Merkel

Rolf Weber, Nürtingen. Zum Artikel „Angela Merkel – normal in Perfektion“ vom 16. Juli.

Ein Artikel eingerahmt von vielen Kostümbildern. Dagegen ist die Schilderung der persönlichen und politischen Biografie etwas dürftig ausgefallen. Einen Tag vor ihrer Geburt in Hamburg sind ihre Eltern – der Vater Horst Kasner war Pfarrer – in die DDR gezogen, wo sie aufgewachsen und sozialisiert worden ist. Systemkritisch war Kasner nicht; sein Spitzname: der rote Kasner. Bekanntlich praktizierte die DDR bei systemkritischen Bürgern die Sippenhaft; so durften deren Kinder zum Beispiel nicht studieren. Angela Merkel durfte studieren.

Im Zuge der 1999 aufgedeckten CDU-Parteispendenaffäre um Ex-Bundeskanzler waren auch profilierte CDU-ler/Kandidaten nicht unbelastet, sodass Merkel im Jahr 2000 Bundesvorsitzende der CDU wurde.

Ihre damaligen Parteifreunde – unter anderem Jungpolitiker aus dem Andenpakt – meinten wohl, mit Merkel leichtes Spiel zu haben, sie steuern oder bei nächster Gelegenheit abservieren zu können. Welch ein tragischer Irrtum. Ihre Zeit seit 2005 als Bundeskanzlerin war durch Passivität – Wohlmeinende sprechen von „Pragmatismus“ – geprägt. In ihrer Regierungszeit markante Gestaltungen waren die Abschaffung der Wehrpflicht, Verkleinerung der Bundeswehr, der Ausstieg aus der Atomkraft und die Asylpolitik 2015. Nach diesen Beschlüssen ist Merkel sofort wieder in die bekannte Passivität verfallen, ohne die daraus entstehenden Folgen gestalterisch zu begleiten.

Die Merkel-Ära sind 16 verlorene Jahre für Deutschland. Wo man hinschaut, eine desaströse Infrastruktur. Mit ihrer Politik – aus opportunistischen Gründen von der CDU mitgetragen – ist Merkel sicherlich nicht die Stammmutter, aber die mitverantwortliche Wegbereiterin der AfD. Die Artikelkrönung fehlte: das Bussi-Bild von Merkel mit Obama.

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