Leserbriefe

Keine Ganztagsgrundschule in Wendlingen

Sabrina Steiner, Wendlingen.

Ich war auf der Informationsveranstaltung zum Thema „Ganztagesgrundschule – Wahlform oder verpflichtend“. Der Bürgermeister und beide Grundschuldirektorinnen nahmen zum neuen Gesetz Stellung, aus welchem das Recht auf Ganztagsbetreuung hervorgeht. Der Diskussionsschwerpunkt lag vor allem auf der Tatsache, dass es möglicherweise keine Wahlfreiheit gibt und dass alle Wendlinger Familien ihre Erstklässler ab dem Schuljahr 2026/2027 zu einer ganztägigen Betreuung abgeben müssen. Wünscht man sich die bisherige Grundschulform, so hätte man theoretisch die Möglichkeit, einen Bezirkswechsel zu beantragen. Im selben Zug müssen die Eltern aber auch eine Gemeinde finden, die Kapazitäten hat, das Kind aufzunehmen. Dass es überhaupt zur Debatte steht, die Wahloption abzusprechen, finde ich persönlich besorgniserregend. Wie soll eine großgruppige Aufgabenbetreuung effektiv auf die individuellen Defizite eingehen können und im selben Zug Kinder mit ihren besonderen Talenten fördern? Ich befürchte, dass viele Grundschüler trotz der Lernbetreuung mit ihren Eltern Lernstoff nachholen werden müssen. Dies würde dann noch nach der Schule erfolgen. Wo bleibt da die Möglichkeit zur individuellen Entwicklung? Wie viel Zeit bleibt noch nach der Schule für persönliche Angelegenheiten? Das sind sechs- bis siebenjährige Kinder, die die meiste Zeit des Tages zwangsweise von ihren Eltern getrennt werden. Eine Option auf Ganztagsbetreuung ist wichtig. Wird es aber zum Zwang, so handelt die Stadt Wendlingen meiner Meinung nach nicht im Sinne aller Kinder. Kinder im Grundschulalter haben jeweils unterschiedliche Bedürfnisse. Mit der verpflichtenden Ganztagsgrundschule würde den Familien die Möglichkeit entzogen werden, selbst auf Bedürfnisse zu reagieren, die auch nur die Familien selbst leisten können. Ich hoffe sehr, dass der Gemeinderat der gestrigen Mehrheit der Veranstaltung Gehör schenkt und entsprechend darüber entscheidet.

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