Leserbriefe

Papier der FDP verstört

Christian Bürk, Neckarhausen. Zum Artikel „Dokument zum Ampel-Ende“ vom 29. November.

Dass die FDP ein Strategiepapier verfasste, um bei einem Bruch der Koalition gut dazustehen, ist verständlich. Dass sie schon so lange daran arbeitete und bis zuletzt so tat, als sei sie tatsächlich auf Einigungskurs gewesen, verstört aber. Pinocchio lässt grüßen. Die jetzt veröffentlichten Inhalte zeigen aber auch zweierlei. Erstens kann jetzt der Auftritt von Christian Lindner unmittelbar nach seiner Entlassung klarer beurteilt und eingeordnet werden: Er war nicht nur entsetzt, dass er entlassen wurde, sondern vor allem, dass Olaf Scholz ihm zuvorgekommen war und der FDP der Plan von der „Deutungshoheit“ in diesem Moment geraubt wurde. Die FDP-Entscheider haben das Timing und damit ihre ganze Show schlicht gründlich versemmelt. Zweitens zeigt das Papier, wie geschichtsvergessen mit Begriffen wie „D-Day“ umgegangen wird. Der Begriff und seine Herkunft wird in den Medien leider nicht gut erklärt; dort wird den unbedarften Lesern das Wort mit „Tag X“ oder „Tag der Alliiertenlandung auf dem europäischen Festland“ übersetzt. Das ist aber zu kurz gegriffen. Die Alliierten verwendeten den Begriff als Abkürzung für „Doomsday“, den anglo-amerikanischen Begriff aus der Bibel für den „Tag des Jüngsten Gerichtes“. Dies war damals der Zeit und Situation geschuldet, denn die Alliierten wollten gemeinsam der Nazi-Schreckensherrschaft in Europa endlich ein Ende setzen. Der Lauf der Geschichte mündete tatsächlich dann auch in ein Strafgericht, nämlich in die Nürnberger Prozesse. Die FDP wollte also am „Doomsday“ den „Obersten Richter“ spielen über eine Regierung, der sie selbst angehört(e)?

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