Leserbriefe

Starre Strukturen aufbrechen

Corinne Désirée Higle, Wendlingen. Zum Artikel „Ganztagsschule: Nicht alle sind begeistert“ zum 8. November.

Die Emotionen kochen hoch. Sowohl bei der Informationsveranstaltung zur Ganztagsschule in Wendlingen, als auch bei den Leserbriefen. Natürlich hat jede Familie eigene Werte und Möglichkeiten. Gleichzeitig eint uns alle der Wunsch nach Entfaltung und möglichst individueller, qualifizierter Förderung unserer Kinder. Das könnten wir erstmals auch bezüglich der Schulpflicht beeinflussen – entgegen dem, was viele selbst noch erlebten: große Klassen, viel Sitzen, klare Leistungsanforderungen. Oder auch: „Wer ins System passt, hat es einfacher. Wer abweicht, hat es schwerer.“ Der Rechtsanspruch der Ganztagsschule hält an dem bisherigen Lehrplan fest. Aber es bietet sich erstmals die Chance, starre Strukturen wirklich aufzubrechen und zu verändern. Zukünftig könnte die Schule vielmehr Erlebnisort sein, in dem einerseits Unterricht stattfindet, andererseits Zeit mit Freunden genossen wird und Kinder auch im Schulalter Kinder bleiben dürfen. Die Wendlinger Rektorinnen stellten zwei Stundenpläne vor: morgens mit Unterricht, nachmittags mit Projektgruppen. Theoretisch könnte auch das aufgebrochen und der Unterricht über den Tag verteilt werden. Damit entsprechend zahlreichen Studien die kurze Aufmerksamkeitsspanne von Kindern besser bedient und ihren intuitiven Interessen von Spielen, Ausruhen, Lernen, Werkeln, Malen, Toben und Musizieren mehr Raum gegeben würde. Ähnlich wie bereits in einzelnen Kindergärten oder auch Schulen im Land könnten Themenräume und freie, klassenübergreifende Angebote geschaffen werden, aus denen die Kinder auch aufgrund ihrer verschiedenen Reife und Stimmungen wählen könnten. Das wäre disruptiv, das bedeutete Aufwand, aber wann, wenn nicht jetzt, ergibt sich diese Möglichkeit noch einmal? Die Vertreter von Stadt und Schulen sagten zu, gemeinsam gestalten zu wollen. Machen wir was draus.

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