Leserbriefe

Weichgespülte Bürger und Unternehmensflucht

Helmut Weber, Aichtal-Neuenhaus. Zum Artikel „Vier-Tage-Woche kein Model für alle“ vom 18. Oktober.

Es ist an der Zeit, die 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts in Erinnerung zu bringen. 48 Arbeitsstunden pro Woche und mehr wurden für bessere Zeiten, kraftvoll, hingebungsvoll geleistet und das von einem Volk, das fettlos und dankbar gerade wieder unter erträglichen Bedingungen leben konnte, fern von Besserem. Eine Generation, der die Verhältnismäßigkeit zwischen Leistung und Erfolg abhandengekommen ist, fordert heute eine 32-Stundenwoche (demnächst weniger), teils im familiär temperierten Home Office, mit der Überzeugung, so für sich und den Staat Wohlstand richten zu können, während gleichzeitig Arbeitsplätze unbesetzt bleiben und Kosten steigen. Die Selbstüberschätzung von Arbeitnehmern ist der Wattierung durch letzte Generationen zu verdanken, die Entbehrungen und Haltungen vieler Art vom Nachwuchs fern hielten. Dieses Land, unter den heute (teils wie damals) gegebenen Einbringungs-Notwendigkeiten eigenverantwortlich am Laufen zu halten, ist mit diesen, sich selbst genügenden, weichgespülten Bürgern, und der sich daraus ergebenden Wirtschaft, ebenso mit Parteien, die diese Dekadenz schüren oder alternativ die Staatslenkung anbieten, kaum möglich. Infolge zeigt sich auch eine Unternehmer-Flucht – zwischen Notwendigkeit und analogem patriotischen Unvermögen. Es ist damit zu rechnen, dass diese Zeilen, mit dem Gebot für Einschränkung und Verzicht, als Anmaßung verstanden werden („müssen“).

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