Licht der Hoffnung
Licht der Hoffnung: 124.612 Euro kommen bei Spendenaktion zusammen
Neun Projekte mit Wurzeln in der Region werden durch Spenden der Leserinnen und Leser der Nürtinger und Wendlinger Zeitung unterstützt.
NÜRTINGEN. Die 34. Spendenaktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger und Wendlinger Zeitung ist erfolgreich zu Ende gegangen und hat am Montag quasi ihr Licht überreicht. Von den insgesamt neun geförderten Projekten kamen 17 Vertreter zusammen, um mit dem Marketing-Leiter des Senner-Verlags Thomas Holzwarth auf das gute Spenden-Ergebnis in Höhe von 124.612 Euro anzustoßen. Obwohl die Projekte sowohl regional als auch international wirken, hatte niemand einen langen Anreiseweg: Es ist Voraussetzung für die Anmeldung an der Spendenaktion, dass die Verantwortlichen der Projekte im Verbreitungsgebiet sind.
Werkzeuge zur Vernetzung
„Wir schicken dann ein Vorher-Nachher-Bild, finde die zehn Unterschiede“, witzelte Bärbel Unrath vom Johannesforum in Wendlingen, die dort einen Raum mit „ekligen Sofas“ und „steifen Sitzmöbeln“ zu einem gemütlichen Gemeinschaftsraum umfunktionieren will. Nun wurde es aber erst einmal still im Raum, als alle Projektträger die Umschläge mit den Spendensummen öffneten. Spenderinnen und Spender hatten die Möglichkeit, an alle oder nur an bestimmte Projekte zu spenden, und auch die Einnahmen der Kulturreihe „Licht der Hoffnung“ flossen in die Projekte ein. Der Inhalt ihres Spendenumschlags löste bei Bärbel Unrath und ihrem Kollegen Nils Korr spontane Freude aus, mit „High Five“ klatschten sie sich ab. „Nun können wir praktische und flexible Möbel kaufen, bei denen man auch einen Rollstuhl direkt daneben stellen kann, ohne durch eine Armlehne getrennt zu sein“, erzählte Nils Korr.
Um solch ein Miteinander der Generationen und das Überwinden von sozialen sowie kulturellen Barrieren geht es auch beim Quartiersprojekt „Wir sind Nachbarn“ in Köngen. Die Möglichkeit dazu bietet zum Beispiel das gemeinschaftlich organisierte Repair-Café, erzählte Angelika von der Dellen. „Es kann ja unbezahlbar sein, einen geliebten Gegenstand reparieren zu lassen“, findet ihr Kollege Christoph Kreß. So kann die Spendensumme zur Anschaffung von Werkzeug für das Repair-Café unbezahlbaren Wert schaffen.
Spenden, die lecker schmecken
Unbezahlbar ist auch die klimabedeutsame Wirkung des Agroforsts in Brasilien, der durch die Eine-Welt-Initiative begleitet wird. „Ein Gebiet wurde bereits aufgeforstet und trägt schon Ernten“, weiß Helmut Bürger und ergänzte: „Nun wollen wir eine kleine Manufaktur einrichten, mit einem Dörrofen, Photovoltaik-Anlagen zur Energieversorgung und einer Verpackungsmaschine.“ Die Nürtinger Spender können sich darauf freuen, die Erträge ihrer Spende auch selbst im Weltladen zu probieren. Luze Machado ist selbst Brasilianerin und hofft auf gedörrte Ananas und Papaya, aber ganz besonders auf die Acaí-Beeren: „Die sind voller Vitamine und gut für das Immunsystem.“ Das brauche man hier in der Erkältungssaison, lachte sie und rieb sich den Bauch.
Die Projektvertreterinnen Isolde Bahr, Astrid Nagel und Heide Unger vom Vorlesenetz Nürtingen freuen sich darauf, ihre Vorleserinnen – „und inzwischen auch Vorleser“, wie sie stolz berichteten – zu einem Dankeschön-Abend mit Buchvorstellungen einzuladen, neue Vorlesepaten in das Netz aufzunehmen und Fortbildungen zu finanzieren. „Wir werden die Spende sinnvoll einsetzen“, so Isolde Bahr, nämlich für die Förderung der Sprach- und Lesekompetenzen von Kindern, denen zu Hause nicht genug vorgelesen wird.
Für Kinder und Familien setzt sich auch das Projekt Notanker der Diakonie ein. Die Spenden helfen nicht nur, die gestiegenen Lebensmittel- und Energiekosten abzufangen, sondern ermöglichen auch einmal einen gemeinsamen Besuch in der Wilhelma oder im Freibad. „Das ist unglaublich wichtig für den Familienzusammenhalt“, betonte Claudia Brendel.
Solar-Licht der Hoffnung
Schon 2008 sei ein erstes Projekt des Arbeitskreises Afrika der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes durch Spendengelder von „Licht der Hoffnung“ finanziert worden, erinnerte sich Erhard Baier. Licht der Hoffnung ist hier ganz wörtlich zu verstehen, denn die Bewässerungsanlagen, die Landwirte in Nigeria bei einer nachhaltigen Ernährungsvorsorge unterstützen sollen, werden durch Solarenergie betrieben. Der Umschlagsinhalt ermöglicht nun die Anschaffung weiterer Pumpen. „Es geht darum, dass die Menschen sich selbst versorgen können“, äußerte sich Baier „Die Grenzen zuzumachen, wie unsere Politiker es sagen, das ist nicht Bekämpfung von Fluchtursachen“, findet der Mitarbeiter des Arbeitskreises.
Das Evangelische Jugendwerk im Bezirk Nürtingen kann einen Zirkuswagen für mobile Seelsorge und Erlebnisspiele vom Wunschzettel auf den Einkaufszettel verschieben. Andy Klooz und Leo Schabel schilderten, wie der Zirkuswagen nun konstruiert und in Absprache mit den Schulen, wo der Wagen in Einsatz kommt, der Inhalt geplant wird.
Zur Bildung gehört mehr dazu
Thea Fischer nahm den Spendenumschlag für die Malawi Aids Support Organisation (MASO) entgegen. Darin steckten die Mittel für einige Hundert Menstruationstassen-Sets für Mädchen und Frauen in Malawi. „Die Frauen bekommen Anleitung zur Nutzung der Tassen in QR-Codes und durch Workshops“, so Fischer. Durch die abkochbaren Hygieneartikel und Aufklärarbeit könnten die Frauen Scham abbauen und Mädchen auch während ihrer Periode in die Schule gehen.
Auch die Caritas hat seit Langem erkannt, dass Kinder ein richtiges Umfeld brauchen, damit Bildungsangebote wirksam sind. „Teilweise kommen die Familien aus Notunterkünften. Wir helfen bei der Erstausstattung, damit die Kinder auch einen richtigen Schreibtisch haben, um Hausaufgaben zu machen“, berichtete Helga Rütten über das Projekt „Türöffner“, das Familien bei der Wohnungssuche und beim Einzug unterstützt. Rütten freut sich, durch die Spendengelder auf viele Hilfsanfragen endlich Antworten geben zu können.
So können all die Projektvertreter mit den Spenden ein Licht der Hoffnung in ihre jeweiligen Projekte tragen. Das Team der Nürtinger und Wendlinger Zeitung bittet die ausgezeichneten Projekte um eine kleine Spende: Um Bilder und Erzählungen, damit auch die Leserinnen und Leser miterleben, wie die Projekte ihr Licht entfalten.