Licht der Hoffnung
Licht der Hoffnung: Solarbetriebene Brunnen für Nigeria
Der Arbeitskreis Afrika der katholischen Kirche St. Johannes Nürtingen möchte in landwirtschaftlichen Betrieben des Landes dieselbetriebene Pumpen durch solche mit Photovoltaik ersetzen.
NÜRTINGEN. Mit rund 220 Millionen Einwohnern ist Nigeria der bevölkerungsreichste Staat Afrikas sowie die größte Volkswirtschaft des Kontinents. Dort herrscht extreme Armut, die Ernährung großer Teile der Bevölkerung ist nicht in ausreichendem Maße gesichert. Seit einigen Jahren ist der Arbeitskreis Afrika (AKA) der katholischen Kirche St. Johannes Nürtingen in Nigeria und dem benachbarten Kamerun mit Hilfsprojekten aktiv. Ziel ist es unter anderem, den Menschen dort ein Auskommen zu ermöglichen und damit Fluchtursachen zu bekämpfen. „Wir müssen vor Ort die Möglichkeiten schaffen, dass sie dort bleiben können“, erklärt Erhard Baier vom AKA.
Eine hohe Inflationsrate treibt die Preise für Lebensmittel in die Höhe
Seit Bola Tinubu im Mai 2023 in Nigeria das Amt des Staatspräsidenten übernahm, haben sich die Lebensverhältnisse in dem Land verschlechtert. Kaum im Amt, hat Tinubu die Subventionen für Benzin und Strom gekürzt, was eine sehr hohe Inflationsrate zur Folge hatte. Im Mai 2024 betrug diese 34 Prozent. Das hat die Preise für Rohstoff und Lebensmittel stark in die Höhe getrieben. „Die Inflation ist gigantisch“, weiß Anne O’Callaghan vom Arbeitskreis Afrika. „Die Menschen dort können sich kaum noch Reis leisten.“ Das Grundnahrungsmittel koste heute fast dreimal so viel wie im Jahr 2022.
Um die Projektziele „Leben ohne Hunger“ und „Klima und Energie“ umsetzen zu können, möchte der Arbeitskreis Afrika drei existierende Brunnenanlagen in zwei landwirtschaftlichen Betrieben in Owerri im Bundesstaat Imo und in Aba im angrenzenden Bundesstaat Abia im Südosten Nigerias mit umweltschonenden solarbetriebenen Pumpen beziehungsweise Systemen ausstatten. Damit soll eine effizientere, zuverlässige Lebensmittelversorgung gewährleistet werden. „Der dadurch gewonnene, erhöhte Lebensmittelertrag wird nachweislich zu stark reduzierten Preisen an die Bedürftigen in der Region verteilt werden“, so Anne O’Callaghan. Mit der Umstellung von Diesel auf Solarstrom, so Erhard Baier, „können dort knapp 4000 Kilogramm CO₂ im Monat eingespart werden“.
Die Generatoren verbrauchen jeden Monat 1500 Liter Diesel
Die landwirtschaftlichen Betriebe haben eine Gesamtfläche von circa 45 Hektar, einschließlich eines 7000 Quadratmeter großen Gewächshauses, berichtet Anne O’Callaghan. Dort werden Bananen und Kochbananen angebaut. Überdies gibt es Fischteiche, außerdem werden Schweine gezüchtet.
Für die notwendige Bewässerung und Düngung der landwirtschaftlichen Flächen sind derzeit vier Dieselgeneratoren im Einsatz, die jeden Monat 1500 Liter Treibstoff verbrauchen. „Abgesehen von den Umweltschäden, treiben die exorbitanten Treibstoffkosten die Lebensmittelkosten in die Höhe“, berichtet Anne O’Callaghan. Treibstoff könne auch nicht immer gekauft werden. „Wir wollen durch den Einsatz von Solarenergie die Kosten für den Anbau senken, die Umwelt schützen und gleichzeitig den Prozess der Bewässerung und Düngung vereinfachen.“ Wichtig ist ihr auch, „dass man sieht, dass Solar eine Lösung ist“.
Die drei benötigten Pumpen sollen in Deutschland besorgt werden, um hochwertige Qualität zu gewährleisten. Sie sollen über Photovoltaikanlagen betrieben werden, die vom Arbeitskreis Afrika finanziert und vor Ort besorgt werden.
Ein 2008 gebauter Solarbrunnen wurde vielfach nachgebaut
Der AKA kennt sich aus mit solarbetriebenen Brunnen in Nigeria. „Bereits seit 2008 läuft ein von uns projektierter und gebauter Tiefbrunnen in der Region“, berichtet Erhard Baier. „Unser Brunnenbau in Umuario wurde zu einem Leuchtturmprojekt in der Region und löste den Bau von vielen weiteren Brunnen aus“, ergänzt Anne O’Callaghan. An die 160 weitere Brunnen, schätzt Baier, seien nach dessen Vorbild gebaut worden. „Die Pumpe läuft gleichmäßig über den ganzen Tag und verhindert ein starkes Absinken des Grundwasserspiegels, im Gegensatz zu leistungsstarken generatorbetriebenen Pumpen, die eher kurzzeitig mit hoher Leistung betrieben werden“, beschreibt Anne O’Callaghan die Vorteile. „Neben dem nicht unerheblichen Treibstoffverbrauch eines Generators kommen Wartungsaufwendungen dazu.“ Auch müsse Personal den Generator starten und überwachen. „Bei einer solarbetriebenen Pumpanlage entfallen alle diese Aufwendungen, die Anlage startet automatisch, sobald ausreichend Sonneneinstrahlung vorhanden ist, und hört automatisch auf, Wartungsaufwendungen entstehen nicht.“
Um das Brunnenbau-Projekt in Nigeria realisieren zu können, erbittet der Arbeitskreis Afrika eine finanzielle Unterstützung durch die Licht-der-Hoffnung-Spendenaktion unserer Zeitung. „Unser Partner vor Ort ist die Ivy Hope Foundation, mit der wir mit der Unterstützung von Licht der Hoffnung in 2008 den noch gut funktionierenden solarbetriebenen Brunnen in Umuario bauen konnten“, so Anne O’Callaghan.
Kulturveranstaltung in der Frickenhäuser Festhalle
Bei der letzten Kulturveranstaltung der Aktion Licht der Hoffnung in dieser Saison am Samstag, 1. Februar, in der Festhalle im Erich-Scherer-Zentrum in Frickenhausen mit den Nostalphonikern wird der Arbeitskreis Afrika mit Informationen zum Brunnenbauprojekt vertreten sein. Die Nostalphoniker bringen an diesem Abend nicht nur bekannte und weniger bekannte Klassiker des legendären Ensembles Comedian Harmonists zu Gehör. Auch der geschichtliche Hintergrund dieser Zeit wird beleuchtet. Beginn des Konzerts ist um 20 Uhr (Einlass: 19.30 Uhr). Es gibt noch Tickets im Stadtbüro und online in unserem Ticketshop.