NT-HARDT. Die Zwei-Kirchen-Stiftung Oberensingen-Hardt lud kürzlich im Rahmen ihres neuen Veranstaltungsformats „Literatur-Kirche“ zu einem Vortrag über die Entstehung der Universität Paris ein. Als Expertin zu dieser Frage referierte Anne Greule, Professorin für die Geschichte des Frühen und Hohen Mittelalters an der Georg-August-Universität Göttingen. Sie nahm die Zuhörer in der gut besuchten Friedenskirche in Hardt mit auf eine spannende Reise ins mittelalterliche Paris, wo vor 800 Jahren eine neue Institution des Lehrens und Lernens entstand: die Universität. Greule erklärte, dass das mittelalterliche Schulwesen zunächst von Kloster- und Domschulen geprägt war. Im zwölften Jahrhundert entstanden in Paris zahlreiche private Schulen freier Magister, die gegen Bezahlung unterrichteten. Besonders die Dialektik, eine logikbasierte Argumentationskunst, stand im Fokus – oft ohne religiösen Bezug. Die Studenten (Scholaren) waren meist junge Männer adliger Herkunft, für die Kampf und Ehre eine große Rolle spielten. Dies führte zu häufigen gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Scholaren, Magistern und Stadtbewohnern – Wirtshausschlägereien waren an der Tagesordnung. Um diese wachsende Unordnung zu kontrollieren, setzten Magister, König Philipp Augustus sowie die Päpste Innozenz III. und Gregor IX. auf Regulierung. Um 1200 entstand schließlich so die „universitas“ – der Zusammenschluss aller Pariser Schulen zur Universität.