Neckartenzlingen

Jasmin Kolberg und Patrick Bopp in Neckarenzlingen

Jasmin Kolberg an der Marimba und Gesang; Patrick Bopp am Flügel und Gesang Foto: Helmuth Kern

NECKARTENZLINGEN. Kürzlich traten die Marimba-Virtuosin Jasmin Kolberg und der in klassischer Musik, Improvisation, Jazz und Pop versierte Pianist und Chorleiter Patrick Bopp in der Kleinen Reihe des Kulturrings in Neckartenzlingen auch mit Gesang auf. Ihr Konzert „Südamerikanisches Flair und französischer Charme“: ein voller Erfolg.
Im Mittelpunkt: Der Tango, Astor Piazzolla (1921–1992) und das Neue in der Musik des Bandoneon-Spielers, Komponisten und Erfinders des Tango Nuevo.
Kolbergs souveräne Moderation, sowie die kluge Programmgestaltung zeigten, welche Einflüsse Piazzolla aufnahm und wie er sie zu seiner unverkennbaren Musiksprache formte. Er verschmolz Jazz, Improvisation und seine Liebe zur Kunst Johann Sebastian Bachs zu einem neuen Stil des Tangos, dem Tango Nuevo.
Voller Emotionen sind Piazzollas Kompositionen. Die Zuhörer waren bereits nach den ersten Stücken „Libertango“ und „Ave Maria“ begeistert. Kolberg spielte auswendig, Bopp nach Noten, teilweise mit Improvisationscharakter. Was Piazzolla an der Kunst Bachs schätzte, wurde in „fuga à 3“ aus dessen Toccata e-Moll (1770) hörbar. Kolberg musizierte die dreistimmige Fuge mit ihren vier Schlägeln bravourös. Woher ihre technische Meisterschaft kommt, wurde später in „Rotation II und I“, anspruchsvollen Etüden für Handgelenksrotationen ihres Lehrers Prof. Eric Sammut, deutlich. In dessen Solistenklasse am Conservatoire Supérieur de Paris hatte Kolberg studiert.
Der traditionelle Tango „La Cumparsita“, Tango aller Tangos von Gerardo Matos Rodriguez wurde instrumental und vokal interpretiert. „Dr. Gradus ad Parnassum“ (1908) von Debussy erinnerte Paris - 1954 Studienort Piazzollas - und beim „Kriminal-Tango“ animierte Bopp das Publikum gekonnt zum Mitsingen. Die melancholische Stimmung von Piazzollas „Milonga sin Palabras“ wurde durch den vokalisierenden Gesang der Musiker betont.
Nach der Pause: „Dernier Lamento“ von Piazzolla, dessen tiefe Emotionalität und Schwermut eindrucksvoll gestaltend. Dann Joe Dassins „Les Champs-Élysées“, vom Publikum begeistert mitgesungen in der deutschen Fassung des Chansons „Oh, Champs-Élysées“. Dass Piazzollas Tango Nuevo Konzertmusik ist, die emotional tief berührt, wurde in „Oblivion“ (Vergessenheit) deutlich. Der „Furioso Tango“ (2015) von Claudio Santangelo imponierte mit seiner kraftvollen Dynamik, kontrastierend dazu Piazzollas „Romántico Idilio“ mit zweistimmig gesungener Melodie der Musiker, Sehnsucht und Liebe thematisierend.
Dann großes Finale: Das „Concerto for Marimba“ des brasilianischen Perkussionisten Ney Rosauro, ein viersätziges, stimmungsreiches Werk zwischen Ausgelassenheit und Melancholie. Kolberg brillierte erneut. Begeisternd die Differenziertheit der Klangwelt ihres Marimbaphons. Und: Bopp verstand es auch hier seinen Part am Flügel sensibel und ausdrucksvoll zu gestalten.
Großer Beifall der knapp 150 sehr begeisterten Besucher. Zugabe: der Song „Sway“ – eine Feier der Magie des Tanzens, stimmiger Abschluss eines zauberhaften Konzerts.

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