NECKARTENZLINGEN. „Harmonie im Wandel“ war der Titel des Kammermusikabends in der Kleinen Reihe des Kulturrings. Drei exemplarische Komponisten standen auf dem Programm. Für die tonale Musiksprache der Wiener Klassik: Wolfgang Amadeus Mozart. Für die atonale Zwölftonmusik: Anton Webern, ein Kompositionsschüler von Arnold Schönberg in Wien. Bindeglied war Felix Mendelssohn-Bartholdy. Dessen breit angelegtes romantisches Quartett Nr. 3 in D-Dur Op. 44.1 (1838) erklang im zweiten Teil des Konzerts.
In der Mitte des Programms: Mozarts Quintett für Klarinette und Streichquartett, A-Dur, KV 581 (1789). Musiziert mit Gespür für die musikalischen Linien und Strukturen dieses von melodischer Schönheit geprägten Werks. Elisabeth Willmann (Klarinette) blies ihren Part mit imposanter Leichtigkeit und emotionaler Eindringlichkeit. Thomas Haug verstand es, seine in den hohen Lagen fast singende Violine der Klangfarbe der Klarinette anzuverwandeln. Ina Krauß-Pfleghaar gestaltete ihren Part am Cello sensibel, Eva-Maria Benzing-Edinger (Violine) und Gabriele Haubner (Viola) gaben dem Ensemble Fülle.
Zu Beginn des Programms: eine frühe Komposition von Anton Webern: „Langsamer Satz für Streichquartett“ aus dem Jahr 1905. Eine spätromantische, breit angelegte, stimmungsreiche Komposition mit einer lyrischen, oft expressiv gebrochenen Melodie, in der jede Stimme immer wieder einen führenden Part hat. Die klangliche Vielfarbigkeit und das homogene Zusammenspiel des Planorbis-Quartetts wurden bereits hier deutlich. Dann das 1909 entstandene Werk „Fünf Sätze für Streichquartett“ Op. 5. Zwei Sätze daraus und die neue Musiksprache, das neue Harmonieverständnis füllt den kleinen Saal der Melchior-Festhalle: keine festen Tonarten mehr, Pizzicato, Dämpfer, Glissando geben neue Klangfarben, kleine musikalische Einheiten, keine klare Taktstruktur, Wechsel zwischen schnellen und sehr langsamen Passagen, dissonante Klänge, das ist die neue Welt der Zwölftonmusik. Eine Welt, in der Töne, Tonfolgen und Spieltechniken neu entdeckt werden und zu neuen Ausdrucksmöglichkeiten führen.
Nach der Pause Mendelssohn-Bartholdys technisch anspruchsvolles, von großer Fröhlichkeit durchdrungenes Werk, das Quartett Nr. 3 in freudigem D-Dur. Kraftvoll und energiegeladen die Interpretation, die lyrischen Passagen in der gebotenen Zurückhaltung. Manchmal die Wucht eines ganzen Orchesters, dann wieder die Intimität eines Streichquartetts. Große Artikulationsbögen. Expressive Interpretation und immer wieder die in sehr hohen Lagen jubilierende erste Violine des Thomas Haug. Spannungssteigernde Dynamik, sensibel artikulierte Melodiebögen. Das Planorbis-Quartett: ein großer, lebendig schwingender Klangkörper, in dem jedes Ensemblemitglied eigenwertig ist und zur musikalischen Erzählung beiträgt. Begeisterter, verdienter Applaus für eindringliche Interpretationen: ausdrucksstark, tongewaltig, kontrastreich, mit großer Sensibilität für die jeweiligen Musiksprachen.