Neckartenzlingen

Sorbisches National-Ensemble begeistert Publikum

Das Sorbische National-Ensemble mit Orchester und Ballett beim „Schlittschuhläufer-Walzer“ op.183 (1882) von Émile Waltdteufel. Foto: Helmuth Kern

NECKARTENZLINGEN. Eine beeindruckende Operettengala: das Sorbische National-Ensemble (Bautzen) mit der herausragenden vielseitigen jungen Dirigentin Katharina Dickopf, Malerin, Regisseurin, interdisziplinär arbeitend mit Spürsinn für die emotionalen Wirkungen von Lichtstimmungen, Klangfarben, Rhythmen, Zeitmaß, Instrumentierung und Programmfolge.
Spannungsvolles Programm mit sorbischen Komponisten wie Jan Paul Nagel und Kurt Kamauke, Filmmusik des sowjetischen Komponisten Isaak Dunajewski, Frédéric Chopin und natürlich viel Johann Strauß (Sohn). Ein Orchester mit ausdrucksvollem, musikantischem Spiel und sehr transparentem Klang. Ein dynamisches Dirigat mit großen, weichen, fließenden Bewegungen und kleinen Gesten und einer Interpretation, die bekannte Melodien und Tänze der Österreicher Vater und Sohn Johann Strauß, Franz Lehár und des Franzosen Émile Waldteufel ganz neu erleben lassen. Stimmige Choreographie, ein ausdrucksstark tanzendes kleines Ballettensemble. Kristina Nerád als versierte Moderatorin, die kenntnisreich und charmant durch das Programm führte. Das alles kennzeichnet dieses Neujahrskonzert, davon war das zahlreich erschienene Publikum begeistert. Veranstalter war der Kulturring Neckartenzlingen.
Die Gäste Jessica Leão (Sopran) und Kyle Fearon-Wilson (Tenor) brillierten mit großem Stimmumfang, sensibler, klangfarbenreicher Stimme voller Leidenschaft, einem feinen Vibrato in bekannten und eingängigen Operettenpartien. Ob als Solistin wie in „Klänge der Heimat“ aus der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß (Sohn), ob als Solist in „Ob blond, ob braun“ (Robert Stolz) aus dem Film der gleichnamigen Operette „Die Blume von Hawaii“, oder im Duo „Dein ist mein ganzes Herz“ aus der Operette „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehár.
Die „Kleine Ouvertüre“ des polnischen Komponisten Władysław Szpilman, unterschiedlich in den Klangcharakteren, Rhythmen und Harmonien, dem Wechselspiel von Streichern und Bläsern, war ein gelungener Auftakt für die spannungsvolle Folge von mitreißend gespielten Tänzen. Sei es die humorvolle „Tritsch-Tratsch Polka“, die derb-fröhliche „Bauernpolka“ oder der bekannte „Kaiserwalzer“, alle von Johann Strauß (Sohn), dem Wiener Walzerkönig, dessen 200. Geburtstag dieses Jahr gefeiert wird. Im für Orchester bearbeiteten „Valse brillante“ op. 34 Nr. 2 von Chopin zeigten die Balletttänzerinnen Ohara Clementi, Denis Boccia und Veronika Rozahnov sehr überzeugend, wie Musik zu Gesten, Bewegung und Körpersprache wird. Das ganze Ballettensemble, nun mit Alexander Bolk, Tomas Weaver und Sebastian Šimić, beschloss, in farbenfrohen Kostümen, im „Schlittschuhläufer-Walzer“ von Waldteufel das Konzert.
Wenn zu Beginn in der Ansprache Bürgermeisterin Melanie Braun und Prof. a. D. Helmuth Kern, Vorsitzender des Kulturrings im Dialog das Thema Harmonie figurierten, dann war am Ende, dem begeisterten Applaus und der Zugabe des „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauß (Vater), hör- und erlebbar geworden, wie Harmonie entsteht, was sie bedeutet und bewirkt.

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