Köngen

Sternstunde des Jazz im Köngener Schloss

European Jazz Meeting: Vier Musiker auf Augenhöhe zelebrieren eine gelungene Kooperation über Ländergrenzen hinweg. Foto: Peter Wäschle

KÖNGEN. Es wird wohl niemandem verborgen geblieben sein, dass Europa und insbesondere die EU während der letzten Wochen und Monate nicht von Zerwürfnissen, Rissen und Meinungsverschiedenheiten trotz aller positiven Ansätze verschont geblieben ist. Auf musikalischer Ebene scheint eher ein gemeinsamer Nenner vorhanden zu sein, denn Max Ionata aus Italien, Dominik Schürmann aus der Schweiz, Frits Landesbergen aus den Niederlanden und Martin Sasse aus Deutschland zelebrierten auf Augenhöhe in energiegeladener Weise, wie eine Kooperation über Ländergrenzen hinweg überzeugend gestaltet werden kann. Der Jazz-Club Schloss Köngen hat mit dem Engagement der Band European Jazz Meeting wieder einmal einen Volltreffer gelandet.

In einer wahren Sternstunde des Jazz elektrisierten die vier Musiker der europäischen Spitzenklasse vom ersten Titel an das Publikum in der Schlosskapelle. Ausgefeilte Dynamik, differenzierte und betörende Soli sowie emotionaler Tiefgang gehörten zu ihren Markenzeichen. Das Publikum honorierte sowohl die Gesamtleistung als auch die Einzeldarbietungen mit gebührendem Beifall. Die Band tangierte in ihren Stücken, die allesamt aus der Feder der Musiker stammten, verschiedene Jazzstile, ließ sich aber keinesfalls in ein starres musikalisches Schema pressen.

Im Titel „It’s Me“ erklang bebopartige Rhythmik in angemessenem schnellen Tempo, während in „That’s It“ Elemente des Latin Jazz durchschimmerten. Eher fusionartig wurde in Teilen das Stück „Hans Free“ interpretiert und in „Bahama Bullit Train“ war ein Übergang in den Swing nicht zu überhören. Welch ein Kontrapunkt gelang da Martin Sasse in der von ihm komponierten Ballade „For Lovers“.

Jeder einzelne spielte sich in oft lang anhaltenden Soli in den Vordergrund und gestaltete das Geschehen auf seine Weise. Martin Sasse entpuppte sich als echter Hexenmeister an den Tasten und entlud sein Können in pianistischen Klangkaskaden, exzellenten „Voicings“ und gefühlvollen Tonfolgen. Max Ionata erwies sich am Tenorsaxofon als musikalischer Tausendsassa mit fulminantem und kontrastreichem Spiel und ließ geniale Tonkreationen in geschliffener Intonation in den Raum strömen. Frits Landesbergen glänzte durch eruptive Schlagzeugpassagen, gefiel aber auch durch feine und dezente Streicheleinheiten seiner Trommeln mithilfe der Jazzbesen. Als Moderator brach er schnell das Eis und unterhielt das Publikum auf das Beste. Dominik Schürmann am Kontrabass sorgte für eine perfekte rhythmische Grundierung und zeigte Virtuosität in allen Lagen seines Instrumentes.

Ohne eine Zugabe wollten die begeisterten Zuhörer die Band nicht ziehen lassen und so ließen die vier Protagonisten in einer wundervollen Ballade die schönsten Momente des Abends noch einmal erklingen – in Harmonie, Perfektion, Empathie, mit länderübergreifendem Verständnis und unbändiger Spielfreude.


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