NÜRTINGEN. Zu einem Vortrag des Chemikers Maximilian Fichtner hatte die Stiftung Ökowatt eingeladen. Klimaschutz, dieses Thema ist infolge der aktuellen Großkrisen nach hinten gerutscht. Aber dann das: Zum Vortrag der Nürtinger Stiftung Ökowatt mit dem Titel „E-Fuels, Wasserstoff oder Elektroauto – Was ist der Antrieb der Zukunft?“ strömten die Leute. Der Panoramasaal im K3N war weit über den letzten Platz belegt, die Zuhörer reihten sich auf der umlaufenden Fensterbank, als Maximilian Fichtner sprach, seines Zeichens Chemiker und Direktor des Ulmer Helmholtz-Instituts für Elektrochemische Energie-Speicherung.
Und nach den zwei Stunden Vortrag und Diskussion waren die Leute so begeistert, dass nicht viel gefehlt hat und die Leute hätten stehend applaudiert. Schon klar: Es ging im Kern um des Deutschen liebstes Spielzeug, das Auto. Und damit auch um das Schicksal von zigtausenden Arbeitsplätzen in der deutschen Industrie. Was Fichtner dabei an Erkenntnissen aus dem eigenen Labor mitbrachte, aber eben auch aus seinem ständigen Austausch mit Forschern und Entwicklern in China, das muss uns alle alarmieren.
Schon sind in China Autos auf den Straßen unterwegs, die eine Reichweite von über 1000 Kilometer haben, 700 Kilometer in zehn Minuten nachgeladen werden können und weniger als ein Verbrenner kosten. Fichtner hält sich öfter in Shanghai auf. Die Dunstglocke aus Smog von früher ist weg und es geht frappierend leise zu in der Stadt. Stromer röhren nicht. An fast jedem Parkplatz lässt sich das Ladekabel einstecken, das machen die Chinesen ganz nebenbei. So sieht die Zukunft aus. Und wer sie verschläft, der fährt halt hintendrein.
Dem Chemiker geht es um Fakten, um Ergebnisse bei der Befragung der Natur. Ganz ruhig spielt er eine Grafik nach der anderen auf der Leinwand auf. Nur einmal spricht er halb zu sich, halb zu den Zuhörern, er wolle sich ja nicht schon wieder aufregen. Aber da ist dieses eine Wort von der „Technologieoffenheit“, an dem wir Deutschen unseren Glauben festmachen, es könne noch gut werden. Nein: Auch wenn Porsche in Südamerika E-Fuel hochskalieren sollte auf eine Riesenfabrikgröße, es ist doch nur ein Schnapsglas im Vergleich zum Weltverbrauch von Sprit. Eine Schnapsidee.
Sein Fazit: Batteriefahrzeuge weisen geringste Treibhausgas-Emissionen, beste Energieeffizienz und geringste Kosten auf. In Ulm forschen sie an Batterien, z.B. die Na-Ionenbatterie, die frei von kritischen Rohstoffen wie Nickel, Kobalt oder Lithium sind. Perspektivisch seien Reichweiten von 1900 Kilometer pro Ladung drin.
Deshalb hat er nur sanftes Kopfschütteln übrig für die Kürzung der Gelder für die Batterieforschung ab 2025 durch die FDP-geführten Ministerien für Forschung und Finanzen im September 2024. Reine Ideologie? Fichtner wollte ja ruhig bleiben: Er weiß, was sich am Markt durchsetzen wird. Ganz selbstverständlich.