Nürtingen

Woodstock-Atmosphäre am Nürtinger Galgenberg

Rund um den Reiner-Pavillon lauschten am Sonntag zahlreiche Zuhörer den Klängen der Paperboys. Foto: Anneliese Lieb

NÜRTINGEN. Mit einem eindrucksvollen Matinee-Konzert meldete sich die Band Die Paperboys am Sonntag im Galgenbergpark zurück. Neun Jahre lang hatte die Formation einmal jährlich im Sommer die Location inmitten grüner Wiesen auf halber Höhe des Galgenbergs bespielt und damit Hunderte von begeisterten Zuhörern mit ihrem relaxten Akustik-Pop aufs Beste unterhalten. Corona schob diesem munteren Treiben dann einen Riegel vor. In diesem Jahr hatte sich die Band dazu entschlossen, die Tradition der Matinee-Konzerte am Pavillon wieder aufleben zu lassen und konnte dann selbst kaum glauben, wie viele Zuhörer sich um die Mittagszeit rund um den Pavillon einfanden. Zeitweise waren es um die 300 Menschen, die sich auf mitgebrachten Decken entspannten und gespannt lauschten und damit fast so etwas wie gelöste Woodstock-Atmosphäre verbreiteten. Auch die wenigen dort vorhandenen Sitzbänke waren rasch voll besetzt.
Angesichts des zahlreich gekommenen Publikums gab die Band ihr Bestes. Ihr abwechslungsreicher Mix aus flotten Folk-Nummern und besinnlichen Balladen – durchweg von den Musikern selbst individuell arrangierte Songs – kam denn auch bei den Zuhörern bestens an. Cajon-Spieler Stefan Weber und Bassist/Pianist Matthias Kamp legten das musikalische Grundgerüst. Leadsänger Andreas Warausch, der auch die Rhythmusgitarre beisteuerte, und Volker Haußmann, der ebenfalls einige Nummern sang und überdies das Ganze mit solistischen Einwürfen auf der Akustikgitarre garnierte, trieben mit ihrem energiegeladenen Gesang das musikalische Geschehen voran. Der ausgefeilte dreistimmige Satzgesang, das von Stefan Weber virtuos bediente Akkordeon und die feinen Piano-Solos von Matthias Kamp rundeten den durchweg wohlklingenden und harmonischen Gesamteindruck eindrucksvoll ab. Das Publikum spendete denn auch reichlichen Applaus. Nach gut eineinhalb Stunden klang das Matinee-Konzert unter rauschendem Beifall aus. Natürlich durfte eine Zugabe nicht fehlen.
Ein trauriges Bild gab an diesem Tag lediglich der Reiner-Pavillon ab, der den Paperboys von der Stadt Nürtingen für das Konzert kostenfrei überlassen wurde und der leider nicht mehr als Veranstaltungsort genutzt wird. Ein Jammer. Der Zahn der Zeit und gedankenlose Zeitgenossen, die dort wilde Partys feiern, ohne Rücksicht auf die bauliche Substanz zu nehmen, haben dem einst eindrucksvollen Konstrukt viel von seinem Charme genommen. Die Paperboys mussten vor dem Konzert erst mal den Besen schieben und überall herumliegende Glasscherben und Müll entfernen. Ein Trauerspiel. Aber wer weiß: Vielleicht erlebt der Reiner-Pavillon, der nach einem reichen Gönner der Stadt benannt ist, ja noch einmal eine neue Blüte. Schön wär’s. Für die Paperboys ist es keine Frage, dass sie im nächsten Jahr dort wieder in die Saiten und Tasten greifen werden.

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