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Druck und Zweifel: Kompany bastelt am Pokalteam ohne Kane

Harry Kane erlitt in Dortmund einen Muskelfaserriss Bernd Thissen/dpa

Nur eine kleinere Verletzung, trotzdem große Wirkung? Dass der FC Bayern das nächste Topspiel am Dienstag im DFB-Pokal gegen Meister Leverkusen ohne Superstürmer Harry Kane bestreiten muss, war für Vincent Kompany schnell klar. «Er wird schwer zu ersetzen», stöhnte der 38 Jahre alte Belgier nach dem 1:1 (0:1) im Prestigeduell mit Dauerrivale Borussia Dortmund. Gegen Bayer werde es ohne die Tormaschine «natürlich ein anderes Spiel».

Am Sonntagmittag stand fest: Kane erlitt laut Auskunft der Bayern einen «kleinen» Muskelfaserriss und fällt erst einmal aus. Kompany musste schnell nach dem Remis in Dortmund seinen Fokus auf den Achtelfinal-Knaller und vor allem die Frage richten: Wie kann der wiedererstarkte Double-Gewinner der Vorsaison ohne Kane bezwungen werden?

Die Chance für die Werkself, den in der Liga weiterhin unbesiegten Bayern die erste Titelchance früh zu entreißen, scheint nach der knappen Verletztenmitteilung des Rekordmeisters nicht kleiner geworden zu sein. «Da ist natürlich Druck auf dem Kessel», unkte der für Kane eingewechselte Routinier Thomas Müller bei Sky.

Für den 31 Jahre Kane war schon nach einer halben Stunde Schluss gewesen in Dortmund. Der Top-Torjäger setzte sich kurz nach der Dortmunder Führung durch seinen Landsmann Jamie Gittens (27. Minute) auf den Rasen, fasste sich an den Oberschenkel und trottete wenig später vom Platz. «Wenn du 1:0 im Rückstand bist in Dortmund, setzt du dich nicht hin, wenn nicht wirklich was Schlimmeres ist», meinte der hernach glücklos agierende Müller, auch wenn sich Kanes Ausfallzeit tatsächlich im Rahmen halten sollte.

Die Bayern müssen im Pokalkracher gegen Leverkusen ohne ihren Super-Stürmer auskommen Bernd Thissen/dpa

Dass es die Mannschaft auch ohne Kane kann, der in 12 Bundesligaspielen schon 14 Mal traf, deutete sie am Samstag zumindest an. In der zweiten Halbzeit wurde der Druck des Rekordmeisters gefühlt minütlich größer, ehe Fußball-Künstler Jamal Musiala mal wieder per Kopf noch den hoch verdienten Ausgleich erzielte (85. Minute). «Die Mannschaft wird offensiv eingestellt bleiben», versprach Kompany denn auch. 

Und dennoch blieben Zweifel. Den durchaus möglichen erneuten Sieg im sogenannten Bundesliga-Klassiker verhinderten etliche vergebene Torchancen. Kaum vorstellbar, dass auch ein Kane Mega-Chancen wie solche von Müller (49.), Musiala (59.) oder Leroy Sané (60.) vergeben hätte. Und ob sich die Bayern dies gegen Xabi Alonsos Edelkicker um Musialas kongenialen Nationalmannschaftspartner Florian Wirtz erlauben können, ist auch fraglich. 

«Das wird ein Duell auf Augenhöhe», warnte DFB-Kapitän Joshua Kimmich, der das Pokalduell «absolut» als das bislang wichtigste Spiel der Saison bezeichnet: «Leverkusen ist wieder stabil. Die haben zuletzt nichts mehr liegengelassen.» Mathys Tel oder Müller könnten am Dienstag alternativ im Sturmzentrum auflaufen, blieben beim BVB aber blass. Serge Gnabry wäre eine weitere Alternative.

Insbesondere Müller konterte die Bedenken mit seiner ureigenen speziellen Art. Auf den Hinweis, dass in Leverkusen im Pokal ein wohl stärkerer Gegner als Dortmund warte, blaffte der 35-Jährige los: «Ja, die Leverkusener haben einen schweren Gegner, das stimmt. Sie müssen in die Allianz-Arena.»

Harry Kane geht verletzt vom Feld Federico Gambarini/dpa

Bei allem Selbstvertrauen, das der souveräne und nach wie vor unbesiegte Bundesliga-Tabellenführer naturgemäß hat, ist aber auch dem Weltmeister von 2014 natürlich klar, dass insbesondere ohne Kane am Dienstag schon der erste Titel futsch sein kann. «Dass Leverkusen so früh kommt in der Pokalserie, das ist natürlich schon speziell. Dass zwei solcher Topmannschaften in Deutschland so früh aufeinandertreffen», meinte Müller. «Trotzdem: Ich bin heiß aufs Spiel und habe Vertrauen ins Team.»

Auch Kapitän Manuel Neuer reagierte demonstrativ gelassen. «Diese Drucksituationen kennen wir», sagte der Torwart. «Bislang waren wir in diesen Spielen gegen diese Mannschaften immer die bessere Mannschaft», sagte Neuer mit Blick auf die bisherigen Saisonspiele in der Liga gegen Leverkusen (1:1), beim aktuellen Tabellenzweiten Eintracht Frankfurt (3:3) und nun in Dortmund. Der Haken daran: Keines dieser Spieler gewannen die Bayern.

© dpa-infocom, dpa:241201-930-304760/1

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