Panorama

Erneut mehr Inobhutnahmen von Kindern und Jugendlichen

Die Zahl der Inobhutnahmen ist vergangenes Jahr erneut gestiegen, der Anstieg war aber schwächer als im Jahr zuvor (Symbolbild). Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa

Die Jugendämter haben 2023 erneut mehr Kinder und Jugendliche zu deren Schutz in Obhut genommen als im Jahr zuvor. Der Anstieg um 12 Prozent auf insgesamt 74.600 Fälle lässt sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts auf unbegleitet eingereiste Minderjährige aus dem Ausland zurückführen. Ohne Berücksichtigung dieser Fälle sei die Zahl der Inobhutnahmen in Deutschland um sieben Prozent gesunken.

Etwa jede zweite Inobhutnahme (53 Prozent) folgte auf eine unbegleitete Einreise. Der Anstieg der Fälle habe sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgeschwächt. 

Mit 36 Prozent ging gut einem Drittel der Inobhutnahmen eine dringende Kindeswohlgefährdung voraus, in 11 Prozent aller Fälle meldeten sich die Kinder oder Jugendlichen selbst beim Jugendamt. Zu den häufigsten Gründen zählten Überforderung der Eltern (22 Prozent), Hinweise auf Vernachlässigungen (10 Prozent), Anzeichen für körperliche Misshandlungen (9 Prozent) und Beziehungsprobleme (7 Prozent). Mehrfachnennungen waren möglich.

44 Prozent der Kinder oder Jugendlichen lebten zuvor in einer Familie oder einem privaten Haushalt, 18 Prozent waren in einer Einrichtung untergebracht, etwa in einem Heim oder einer Aufnahmeeinrichtung beziehungsweise Gemeinschaftsunterkunft. Bei den übrigen Betroffenen lagen keine Angaben vor oder es gab keine feste Unterkunft. Rund ein Fünftel der Minderjährigen (19 Prozent) war den Angaben zufolge von zu Hause ausgerissen.

23 Prozent der Jungen und Mädchen kehrten anschließend an ihren bisherigen Aufenthaltsort zurück. Knapp die Hälfte (47 Prozent) wurde an einem neuen Ort untergebracht, am häufigsten in einem Heim oder einer anderen Einrichtung, deutlich seltener in einer Familie oder einem privaten Haushalt. In weiteren Fällen übernahmen andere Jugendämter oder die Betroffenen rissen aus.

Die Zahlen für das vergangene Jahr sind den Angaben zufolge nicht vollständig. Als Grund wurden Untererfassung und Datenausfälle genannt. Das Bundesamt schätzt den Ausfall auf rund 1.100 Fälle.

© dpa-infocom, dpa:241202-930-305431/1

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