Leserbriefe

S21-Doppel-Kurve in Wendlingen

Monika Fügel, Neckartailfingen. Zum Artikel „Große Kurve kommt“ vom 5. Mai. Es klingt wie eine frohe Botschaft, dass der S21-Lenkungskreis auf seiner 20. Sitzung immerhin beschlossen hat, weitere 100 Millionen für eine Doppel-Kurve in Wendlingen auszugeben, damit die ursprüngliche S21-Fehlplanung mit dem Engpass von nur einem Gleis „bereinigt“ wird. In dem Artikel werden Vorteile für viele Bahnreisende und Pendler erwähnt, um von Reutlingen und Tübingen nach Stuttgart zu kommen.

Nicht erwähnt wird aber, dass diese „Verbesserung“ erst wirksam wird, wenn die S21-Strecke zum Flughafen und zum Tiefbahnhof Stuttgart existiert. Dieses „Stuttgart 21“ gibt es aber frühestens Ende 2025, also mindestens drei Jahre nach der Fertigstellung der Neubaustrecke, die übrigens auch noch einmal 440 Millionen teurer wird und jetzt 3,7 Milliarden Euro kosten soll, wie Bahnvorstand Pofalla bei dem Lenkungskreis verkündete. Im Übrigen müssen auch nach Fertigstellung von S21 alle Fahrgäste, die aus Richtung Tübingen nach Ulm–München wollen, erst 15 Kilometer „rückwärts“ bis zum Flughafen fahren, um dort einen der wenigen haltenden IC/ICE-Gegenzüge zu erreichen, dann auf derselben Strecke wieder 15 Kilometer zurück nach Wendlingen, um dann endlich die verbleibenden 57 Kilometer nach Ulm auf der Neubaustrecke zu „rasen“.

Die teure Doppelkurve ist also lediglich eine S21-Korrektur, aber keine Verbindung zu der Neubaustrecke Richtung Ulm, wie auch die Nürtinger Zeitung leider missverständlich schrieb. Für die sinnvolle Nutzung der NBS-Strecke Wendlingen/Ulm während der dreijährigen Wartezeit ohne Anschluss hat der 20.  Lenkungskreis keine Lösung gebracht. Aber es gibt die „Arbeitsgruppe Umstieg 21“ des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, die auch hierfür innerhalb des genialen Konzepts „Um-stieg 21“ eine überzeugende Lösung entwickelt hat, die in Kürze auch im Verkehrsausschuss des Bundestages diskutiert wird: Wendlingen als ICE-Umsteige-Bahnhof. Auch hierfür ist eine Doppel-Kurve vorgesehen – aber in anderer Richtung: von der NBS via Plochingen nach Stuttgart. So kann die Neubaustrecke mit ihrem Fahrzeitgewinn schon ab 2022 gleich voll leistungsfähig genutzt werden. Und über den weiteren Sinn von Stuttgart 21 kann in der Zwischenzeit verantwortungsvoll nachgedacht und entschieden werden – unter Einbezug von Umstieg 21 und den damit verbundenen Einsparungen von mehreren Milliarden Euro Steuergeld.

Zur Startseite