Nürtingen
Licht der Hoffnung: Unterstützung für Jugendliche in El Laurel in Ecuador
Der Initiativkreis El Laurel der katholischen Kirchengemeinde besteht seit 25 Jahren. In diesem Jahr sind die Probleme in Ecuador so groß wie selten zuvor. An der Ausbildung der Kinder vor Ort soll daher erst recht nicht gespart werden.
NÜRTINGEN. Pünktlich zum bevorstehenden Jubiläum ist der Initiativkreis El Laurel der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes wieder bei „Licht der Hoffnung“ dabei. Eine Unterstützung durch die Spendenaktion der Nürtinger und Wendlinger Zeitung für Ecuador hatte es letztmals im Jahr 2019 gegeben. Im Jahr 1999 hatten die Nürtingerin Erna Hammer und der ehemalige Stadtrat Erhard Baier zu den Gründungsmitgliedern des Initiativkreises gezählt. 25 Jahre später haben sie diese Woche beim Pressetermin gemeinsam über die Anfänge des Initiativkreises und die aktuellen Entwicklungen in Ecuador berichtet. Mit den eingehenden Spendengeldern soll diesmal wieder die Bildung von mehreren Kindern und Jugendlichen ermöglicht werden, die zum Teil im Heim in El Laurel untergebracht sind. Das Schulgeld beziehungsweise die Studienkosten an der Universität sollen im Idealfall gleich für die nächsten drei Jahre finanziert werden. So gibt es eine Tochter einer alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern, die in der Stiftung „Hermano Miguel Fundacion“ wohnt und die High School besucht, ein Mädchen mit Leukämie, deren Vater durch ein Unwetter seine Ernte verloren hat, vier Geschwister, die im Casa Keller untergebracht sind, weil das Haus des alleinerziehenden Vaters durch ein Feuer zerstört wurde, und zwei Studenten der Krankenpflege und der Medizin, die ebenfalls aus armen Familien stammen. Ihnen allen soll der Schul- beziehungsweise Studienabschluss finanziell ermöglicht werden. „Die Förderung sollte diesen Kindern und Jugendlichen helfen, ein würdigeres Leben in Respekt und Gleichheit zu führen“, schreiben Erna Hammer und Ulrich Reinkowski als Antragsteller des Initiativkreises der katholischen Kirchengemeinde in Nürtingen.
Erna Hammers Tochter war einst nach ihrem Abitur noch vor der Gründung des Nürtinger Initiativkreises nach Ecuador gereist und hatte dem in Stuttgart geborenen Pfarrer Lothar Zagst beim Aufbau der Infrastruktur in El Laurel geholfen. Lothar Zagst hatte in den 1990er-Jahren das Waisenhaus Casa Keller, Kindergarten und Schule aufgebaut und zudem Werkstätten für die Ausbildung verschiedener Berufszweige, eine Klinik mit Labor und Apotheke sowie eine Reismühle mit Lagerhalle eingerichtet. Die Schule wird von 240 Kindern aus der Region besucht, die sich 60 Kilometer nördlich der Großstadt Guayaquil befindet. Seit dem Tod von Lothar Zagst im September 2016 betreut die Schweizerin Mirjam Rast, die schon seit Beginn der 1990er-Jahre in Ecuador lebt, die Einrichtungen. Sie hat im November in El Laurel ihren 70. Geburtstag gefeiert.
„Leider ist das 60 Kilometer entfernte Guayaquil inzwischen die Stadt mit der höchsten Mordrate in ganz Südamerika“, berichtet Erhard Baier. 2023 sollen dort 3600 Personen getötet worden sein. Mexikanische und kolumbianische Gruppen haben mit Drogentransporten durch Ecuador, an denen viele verdienen wollen, die Gewalt ins Land gebracht. „Sogar Firmeninhaber werden gekidnappt, Firmen und Märkte schließen, viele Menschen haben keine Beschäftigung mehr. Mehrere Drogenhändler-Banden wollen das Gebiet beherrschen. Es geht um viel Geld.“ Dabei werden die Drogen nicht einmal in Ecuador angebaut, sondern in Kolumbien, Bolivien und Peru. „Aber Guayaquil hat einen großen Hafen und einen Flugplatz. Von dort aus wird exportiert.“ Das Kokain geht zu Verbrauchern in Europa und den USA.
Das ist aber nicht das einzige Problem in Ecuador, das enorm unter dem Klimawandel leidet. Aggressive Stürme und schwere Regenfälle haben schon zu vielen Ernteausfällen geführt, wodurch die Bauern und Landarbeiter einen großen Teil ihrer Einkommen verlieren.
„Auch in unserem Gebiet haben viele Unternehmen, die Arbeitsplätze boten, aufgrund von Erpressungsdrohungen geschlossen, und Eltern, die jetzt Arbeit suchen, haben nicht die Mittel, um die Grundbedürfnisse ihrer Familien zu decken“, schreibt Mirjam Rast in einem aktuellen Brief aus El Laurel. „Wegen der Wintersaison kommen immer mehr Kranke mit Dengue-Fieber und Typhus zu uns, die Hilfe in Form von medizinischer Betreuung und Medikamenten benötigen. Wir haben die moralische Verpflichtung, diesen Vätern, Müttern, Großeltern und Kindern zu helfen.“ 2024 sei ein Jahr der Herausforderung mit all den Problemen. „Wir sind aber überzeugt, dass wir aus dieser negativen Situation, die unser Land durchlebt, herauskommen werden.“ Daher bittet Mirjam Rast, „weiterhin zu helfen, diese Arbeit fortzusetzen, für diese Familien und Kinder, die nicht verstehen, warum sie all dieses Elend erleben müssen“.
Aus Sicht von Erhard Baier macht das die Hilfe für El Laurel umso wichtiger: „Die Kinder sollen durch ihre Ausbildung die Chance haben, später in ihrem Land zu arbeiten und ihr Leben auszurichten. Dafür lassen sich nur durch solche Projekte die Wurzeln legen.“