Licht der Hoffnung

„Licht“ hat Gewicht – über 20 Tonnen

Das Pfeffertagswiegen in Neuffen war einmal mehr eine große Gaude im Zeichen der Weihnachtsaktion unserer Zeitung

247 Teilnehmer stellten sich beim 20. Pfeffertagswiegen in Neuffen auf eine der beiden Waagen in der Stadthalle. Auf dem Bild oben ermittelt Martin Herr das Gewicht von Altschützenkönig Norbert Kammerer. Auf dem Bild unten flankieren Rolf Krieg vom Forum Handwerk und Waagmeister Willy Heinickel (rechts) die Sieger: Sylvia Heermann und Gert Nuffer. jg

Großeinsatz für das Team des Neuffener Forums Handwerk: das 20. Pfeffertagswiegen am Nationalfeiertag der Stadt unter der Festung entpuppte sich einmal mehr als absoluter Magnet. 247 prominente und unprominente Zeitgenossen (darunter 38 Neuzugänge) stiegen auf die Waage, um unserer Aktion „Licht der Hoffnung“ Gewicht zu verschaffen. Mehr als 20 Tonnen kamen zusammen.

Die Gaude im Zeichen der guten Sache erwies sich am Samstag einmal mehr als Ereignis von überörtlicher Bedeutung. Man kam zusammen, um alte Bekannte zu treffen, sich ein gutes neues Jahr zu wünschen und fröhliche Stunden miteinander zu verbringen. – Mit 247 Teilnehmern wurde der Rekord aus dem Jahr 2008 um neun verpasst, aber wenn man die elf Kinder, die nicht in die offizielle Wertung aufgenommen wurden, mit hinzurechnet, dann zeigt sich, dass auch 2013 ein Top-Jahr war.

Das spiegelt sich auch im Gesamtgewicht wider: 20 538 Kilo verbuchten Waagmeister Willy Heinickel und seine Assistentin Stefanie Papp – was einen Durchschnitt von 83,24 Kilo ergab. Die Leichteste im Feld war einmal mehr Sylvia Heermann (mit 46,5 Kilo), und ihr männliches Pendant ist auch ein alter Bekannter: Gert Nuffers Siegergewicht lautet heuer 175,4 Kilo (etwas weniger als im Vorjahr).

Pudelwohl fühlte sich offenkundig einer der Gäste, die ihre Premiere feierten: Das Lachen von Frickenhausens katholischem Pfarrer Achille Mutombo war immer wieder weithin zu hören. „Jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit“, hatte er geunkt, bevor er auf die Sackwaage stieg. Und die zeigte 89,9 Kilo: „Ohne Frühstück!“, wie der Geistliche anmerkte. So langsam muss er indes vielleicht seinen Appetit etwas zügeln. Denn als er ins Täle kam, wog er gerade mal 82 Kilo: „Da hab ich mir vorgenommen, jeden Monat ein Kilo zuzulegen“, schmunzelte er augenzwinkernd.

„Ich bin pflegeleicht, ich esse alles“, erklärt er sein gewaltiges Täles-Plus. Der Kongolese kocht übrigens selbst für sich. Seine Spezialität: Fufu, der an Polenta erinnernde Maisbrei, der in Afrika mit Gemüse oder Fleisch gegessen wird. Damit der nicht zu stark anschlägt, macht er jeden Morgen einem Speed-Spaziergang Richtung Jakobsbrunnen. Ein Stück Jakobsweg soll ihm also helfen, die Kalorien im Zaum zu halten.

Auch Mutombos evangelischer Kollege Gunther Seibold hatte zugelegt. Wenn auch nur um drei Pfund. „Laut Waage hat mir das erste Jahr in Neuffen gutgetan“, strahlte der 84,5 Kilo schwere Geistliche. Aber er vertraut da nicht nur auf die Technik: „Das passt auch der Sache nach gut.“

Abgenommen (und zwar um zwei Kilo) hat hingegen Bürgermeister Matthias Bäcker, der mit 85,4 Kilo wieder bei seinem Einstandsgewicht von 2010 landete. Ob’s an dem Ärger mit seinen Genossen liegt, die nicht gerade goutieren, dass er bei der Kreistagswahl nicht für seine SPD, sondern für die Freien Wähler antritt? Der Schultes glaubt Nein: „Ich hab mit denen keinen Ärger – höchstens die mit mir.“

Gewichtsmäßig kann der Pfälzer mit Kappishäuserns Ortsvorsteher nicht annähernd mithalten: Dietmar Freudenberg knackte die 100-Kilo-Marke um ein Pfund, hatte aber gegenüber 2012 acht Kilo verloren. „Diesmal hatte ich mehr Scheine und weniger Münzen im Geldbeutel“, scherzte er zunächst. Hatte dann aber eine logischere Erklärung parat: „Mehr Sport.“ Mehrmals in der Woche rennt er über ein, zwei Stunden ins Ermstal runter und dann wieder rauf nach Kappis. Da kommt man natürlich ganz schön ins Schwitzen. Aber er hat ja auch ein Ziel: „Ich bin schon mal Marathon gelaufen. Und will das wieder.“ Seine Läufer-Sehnsucht richtet sich da gen New York oder Honolulu. Dafür nimmt er einiges auf sich.

Mehr Sport – das wäre vielleicht auch ein Tipp für Linsenhofens Ortsvorsteher Helmut Weiß: Die 97,6 Kilo, die als sein letztes Amtsgewicht notiert wurden, sind ihm ein bissle zu viel. Wenn er nach der Kommunalwahl in Rente geht, soll das anders werden.

Die Große Koalition demonstrierte Einigkeit: Michael Hennrich und Rainer Arnold kamen gemeinsam hoch in den Saal der Stadthalle, und gemeinsam ging’s danach auch wieder runter. Ein Omen für die Große Koalition?

Der Christdemokrat sah das Plus von einem Kilo (jetzt 88,5) nur darin begründet, dass „ich heute Morgen keinen Sport gemacht habe“. Der Koalitionswechsel von den Gelben zu den Roten habe sich, was das Gewicht anbelangt, weder positiv noch negativ ausgewirkt: „Ansonsten hülle ich mich in Schweigen.“

„So schlimm war es noch nie“, kommentierte der Sozialdemokrat hingegen seine 96,5 Kilo. Und er tröstete sich damit, dass „das Pfeffertagswiegen der Höhepunkt des Jahres ist – da muss selbstverständlich auch das Gewicht seinen Höhepunkt erreichen“. Doch Arnold bekannte auch, ein Frust-Esser zu sein: Das miese Wahlergebnis der SPD habe ihn gewaltig gewurmt. Das sei die Ursache für das Rekord-Gewicht, nicht die Freude über das Regierungs-Comeback der Sozialdemokraten.

Eher amüsiert verfolgten zwei Repräsentantinnen der Frauen-Union die Erklärungsversuche des GroKo-Duos. Kreis- und Stadträtin Ilona Koch aus Leinfelden-Echterdingen kommt nun schon jahrelang zum Wiegen ins Täle, mit 67 Kilo zeigte die Tendenz diesmal leicht nach unten: „Aber ich bin schon wieder am Anfuttern.“ Nicht zuletzt die Bärentatzen vom Bäcker Donner in Oberaichen sollen den Trend umkehren. Aber generell gelte: „Für mich sind nicht die Kilos vorrangig, sondern die Gesundheit. Und die erhält man sich, indem man zu Festen geht und nette Leute trifft.“ So wie beim Pfeffertagswiegen.

Die neue Kreisvorsitzende der CDU-Frauenorganisation gab erstmals ihre Visitenkarte bei der Gaude ab: 62,5 Kilo („mit Schuhen“) wurden als Einstandsgewicht der Beurenerin Cornelia Jathe in den Computer getippt. Auch das war für sie eher zweitrangig: „Ilona Koch und ich wollen hier zeigen, dass Frauen an Gewicht zulegen können – zumindest politisch.“

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