Nürtingen
Licht der Hoffnung: Diakonie-Projekt für Familien in Not im Raum Nürtingen
Licht der Hoffnung: Die Diakonische Bezirksstelle möchte ein Corona-Nachsorge-Paket für sozial schwache Familien rund um Nürtingen schnüren. Für das Projekt sind die meisten Direktspenden eingegangen.
NÜRTINGEN. Die 31. Saison der Spendenaktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger und Wendlinger Zeitung biegt auf die Zielgerade ein. Am morgigen Samstag steht der letzte von insgesamt sechs Konzertabenden zu Gunsten der guten Sache auf dem Programm. Im Erich-Scherer-Zentrum in Frickenhausen wird die sechsköpfige Musikformation Cabo Cuba Jazz ab 18 Uhr und dann nochmals ab 20.30 Uhr jeweils eine Stunde lang ein musikalisches Crossover bieten, wobei südamerikanische Melodien und jazzige Improvisationen auf senegalesische Beats und kapverdische Klänge treffen, angetrieben von den swingenden Rhythmen Kubas. Bei dem von der VR Bank Hohenneuffen-Teck ermöglichten Konzertabend werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonie für einen gelungenen Ablauf sorgen. Sie verantworten auch das Projekt, für das in dieser Saison die meisten Direktspenden eingegangen sind. Der Spender mit der größten Spendensumme überhaupt, die Mercedes-Benz AG mit 7500 Euro, und die Nürtinger Ehrenamtsinitiative um Dr. Martin Häberle mit 2500 Euro haben darum gebeten, dass ihre Gelder ausschließlich dem Projekt der Diakonie zugutekommen sollen. Zu den 10 000 Euro kommen auf jeden Fall auch noch die zweckgebundenen Spenden der Leserinnen und Leser dazu. Damit ist jetzt schon sicher, dass das Corona-Nachsorge-Paket für Familien größer ausfallen kann als von den Projektverantwortlichen erwartet.
„Damit können wir auf jeden Fall noch mehr Familien helfen, als wir dachten“, freut sich Kreisdiakonieverband-Geschäftsführer Eberhard Haußmann. Und die Möglichkeiten der Hilfe sind vielfältig. „Die Notlage bei Familien und Alleinerziehenden ist durch Corona deutlich größer geworden“, weiß Diana Büttner von der Diakonischen Bezirksstelle Nürtingen. Sie berichtet beispielhaft von einer Familie mit zwei Kindern, die sie schon länger regelmäßig durch die Beratung der Diakonie betreut. „Die Corona-Situation hat zu Spannungen in der Familie geführt. Die Kinder sind gar nicht mehr rausgegangen, die Schule fiel aus und der Kontakt zu Freunden hat rapide abgenommen. Die Kinder haben zugenommen und brauchen neue Kleidung.“ Dafür fehle aber ebenso das Geld wie für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung oder Unternehmungen. „Solche Fälle haben wir viele.“ Ein anderes Kind ging regelmäßig zum Musikinstrumenten-Unterricht und musste diesen nun aus finanziellen Gründen beenden.
Nora Triantafiludis berichtet von einer alleinerziehenden Mutter mit drei Kindern, die ihren Job durch Corona verloren hat, weil sie wegen der Kinder zu Hause sein muss. Dann kam auch noch ein hohe Stromkostennachforderung ins Haus geflattert. „Viele wissen gar nicht, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen.“ Die Diakonie versuche zunächst einmal zu helfen, indem mit den Energieunternehmen eine Ratenzahlung vereinbart wird. Eberhard Haußmann ergänzt: „Das Jobcenter übernimmt zwar teilweise höhere Stromkosten, aber in Form von Darlehen, die zurückerstattet werden müssen. In einem solchen Fall sind die Spenden der Zeitungsleser Gold wert. Die Leute sind so dankbar, wenn wir ihnen helfen können.“
Ausflüge, neue Schuhe und nötige Schulmaterialien ermöglichen
„Es tut den Familien auch gut, wenn sie wieder einen Tag in der Wilhelma oder im Freilichtmuseum Beuren verbringen können, nachdem sie so lange in einer engen Wohnung zusammensaßen“, sagt Nora Triantafiludis. Eberhard Haußmann fügt hinzu: „Es gibt auch bei uns so viele Menschen, die wenig Geld haben. Und wenn man schon als Kind einen Mangel erlebt, dann macht das etwas mit einem.“
Aber nicht nur Ausflüge, Schwimmbad- oder Kinobesuche möchten die Projektträger den sozial schwachen Familien ermöglichen. Vielen machen schon die gestiegenen Lebensmittelpreise zu schaffen. Der Wegfall von Schulessen und Kindergartenverpflegung brachte Familien mit geringen Einkommen in existenzielle Nöte. Einmal mit der Familie in der Pizzeria essen gehen – undenkbar.
Zum Corona-Nachsorge-Paket der Diakonie zählen aber auch Gesprächsangebote für Mütter, Väter und Kinder, um sie in Bildungskompetenzen, bei der Stressbewältigung und bei ihrer Interaktion sowie im Familienzusammenhalt zu stärken. Die andauernde Doppelbelastung von Kinderbetreuung und gleichzeitiger Erwerbsarbeit hat nachhaltig für Stress bei allen gesorgt.
Zudem sollen Kinder Geld erhalten, die in Vereinen aktiv sind, sich aber keine Fußballschuhe, keinen Turnanzug oder Badmintonschläger mehr leisten können. Auch bei Schulmaterialien, wie Zeichenblöcken oder Buntstiften, und Lernförderung möchte die Diakonie helfen. Zum Beispiel, wenn es Bedarf an Nachhilfe gibt, für die das Geld nicht reicht.
„Die Gelder kommen zu 100 Prozent bei den betroffenen Familien an. Gelder werden nur ausgezahlt, wenn vorab ein Beratungstermin stattgefunden hat und auch die Bedürftigkeit geprüft wurde“, heißt es von Seiten der Diakonischen Bezirksstelle Nürtingen. Wer Hilfe benötigt, kann dort um einen Gesprächstermin bitten. Die Bezirksstelle ist zuständig für nahezu das gesamte Verbreitungsgebiet dieser Zeitung. Nach der Veranstaltung am Samstag in Frickenhausen möchte die Diakonie damit starten, die ersten Corona-Nachsorge-Pakete zu verteilen.
Spendensaison endet nächste Woche
Am kommenden Dienstag werden die Spendenkonten der Aktion „Licht der Hoffnung“ für diese Saison endgültig abgerechnet. Danach sollen schnell die Spendengelder an die insgesamt sechs Projekte überwiesen werden. Wer nach Dienstag noch auf eines der vier Konten spendet, tut dies bereits für die Projekte, die in der 32. Saison von „Licht der Hoffnung“ unterstützt werden.
NTZ+ Nürtingen | 17.02.2022 - 05:30
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