Landkreis Esslingen

Mieterbund klärt auf: Was Mieter ab Juli für Kabelfernsehen tun müssen

Der Deutsche Mieterbund Esslingen-Göppingen erklärt, was vor dem 1. Juli beachtet werden muss und was das für die Nebenkosten bedeutet.

Wer auch nach dem 1. Juli nicht auf Kabelfernsehen verzichten möchte, sollte aktiv werden. Foto: AdobeStock/Simon Mayer

. Bislang stellte in der Regel der Vermieter den Kabelanschluss bereit. Die Kosten für den Anschluss wurden dann über die Betriebskosten umgelegt. Das ist nach dem 1. Juli nicht mehr erlaubt. Der Deutsche Mieterbund Esslingen-Göppingen beantwortet häufig gestellte Fragen zum Ende des „Nebenkostenprivilegs“, insbesondere zu den Änderungen und Möglichkeiten, die sich daraus für Mieter ergeben.

Was ist das Nebenkostenprivileg und was ändert sich jetzt?

Das sogenannte „Nebenkostenprivileg“ erlaubte es Vermietern bisher, die monatlichen Grundgebühren für den Kabelanschluss über die Betriebskosten auf die Mieter umzulegen. Mieter mussten diese Kosten auch zahlen, wenn sie den vom Vermieter bereitgestellten Kabelanschluss gar nicht genutzt haben. Diese Kostenumlage fällt nun aufgrund einer Gesetzesänderung weg. Ab dem 1. Juli dürfen die Kabelgebühren nicht mehr über die Betriebskosten abgerechnet werden.

Was bedeutet das für Mieterinnen und Mieter?

Mieter haben nun die Freiheit, selbst zu entscheiden, ob sie einen Kabelanschluss nutzen möchten, in welcher Form und über welchen Anbieter sie das gegebenenfalls tun. Gleichzeitig müssen sich diejenigen, die weiterhin Kabelfernsehen empfangen möchten, nun aktiv darum kümmern.

Wie wirkt sich das Ende des Nebenkostenprivilegs auf die Miethöhe aus?

Zahlen Mieter, neben der Grundmiete, Vorauszahlungen für Betriebskosten, müssen die Vorauszahlungen ab Juli 2024 um die bisher für den Kabelanschluss veranschlagten Kosten reduziert werden. Denn die Betriebskostenumlage entfällt ab diesem Zeitpunkt.

Sind die Kosten für den Kabelanschluss allerdings in der Grundmiete enthalten und werden nicht als Betriebskosten abgerechnet (sogenannte Inklusivmiete), ändert sich die Miethöhe durch den Wegfall des Nebenkostenprivilegs nicht. Mieterinnen und Mieter haben aber die Möglichkeit, die Kabelversorgung gegenüber ihrem Vermieter zu kündigen, wenn ihr Mietverhältnis mindestens 24 Monate besteht. Nach einer Kündigung ist die Miete um den Betrag zu reduzieren, der für den Kabelanschluss bei Vertragsabschluss üblich war.

Können für Glasfasernetze Betriebskosten umgelegt werden?

Haben Vermieter Glasfaserleitungen verlegen lassen, können sie das sogenannte Glasfaserüberlassungsentgelts über die Betriebskosten auf Mieter umlegen. Diese Umlagemöglichkeit besteht auch nach dem 1. Juli weiterhin.

Das Glasfaserüberlassungsentgelt darf jedoch maximal 60 Euro im Jahr kosten und ist auf die Dauer von fünf Jahren beschränkt, in Ausnahmefällen (bei aufwändigen Baumaßnahmen) auf die Dauer von neun Jahren. Die Umlage ist also befristet und der Höhe nach begrenzt.

Welche Möglichkeiten haben Mieterinnen und Mieter jetzt?

Mieter können selbst einen Kabelvertrag mit einem Anbieter ihrer Wahl schließen oder auf alternative Modelle, wie zum Beispiel eine Fernsehübertragung über Satellit, DVBT-2 oder das Internet, umsteigen. Mieter können Kabel-TV auch weiterhin über ihren Vermieter beziehen, wenn dieser eine Weiterversorgung anbietet. Die Kosten für den Kabelanschluss dürfen aber nicht mehr als Betriebskosten umgelegt werden. Einige Vermieter bieten an, die Kabelanschlusskosten künftig als Bestandteil der Grundmiete oder über einen separaten (vom Mietvertrag unabhängigen) Kabelvertrag weiterzuführen. Beides erfordert aber eine aktive Zustimmung der Mieter, da durch den Wegfall des Nebenkostenprivilegs eine Vertragsänderung notwendig wird, deren Wirksamkeit der Mitwirkung bedarf.

Hat der Mieter einen separaten Kabelvertrag oder der Erhöhung der Grundmiete um die Kabelgebühr zugestimmt, darf die anfängliche Laufzeit der Vereinbarung maximal 24 Monate betragen. Danach können Mieter diese Vereinbarung mit einmonatiger Frist wieder kündigen. Im Falle eines Umzugs besteht ein Sonderkündigungsrecht. Auch hier gilt eine Kündigungsfrist von einem Monat.

Worauf müssen Mieter jetzt achten?

Generell sollten keine Verträge unter Druck oder ohne ausreichende Prüfung abgeschlossen werden. In jedem Fall ist es ratsam, zunächst die Preise und Angebote verschiedener Anbieter zu vergleichen. Dies gilt auch dann, wenn sich der Mieter entscheidet, den Kabelvertrag weiterhin über den Vermieter abzuwickeln. Denn einige dieser Vertragsmodelle liegen über den aktuellen Marktpreisen. Auf Schreiben des Vermieters, die eine automatische Fortsetzung des Vertragsverhältnisses bei ausbleibender Reaktion des Mieters ankündigen, sollte (zustimmend oder ablehnend) reagiert werden. Auf keinen Fall sollten Mieter sich zum Abschluss eines neuen Kabelvertrages durch Vertreter an der Haustür überreden lassen. Sie sollten sich vielmehr immer Zeit nehmen, in Ruhe zu überlegen, ob und wie sie TV schauen möchten und welche der vielfältigen Möglichkeit für sie am besten geeignet ist.

Wann kann erstmals überprüft werden, ob die Kosten für den Kabelanschluss noch auf die Betriebskosten umlegt werden und bis wann ist das noch erlaubt?

Die Kabelgebühren dürfen nur noch für den Zeitraum 1. Januar bis 30. Juni 2024 als Betriebskosten umgelegt werden. Die Abrechnung für das Jahr 2024 sollte dahingehend überprüft werden, ob die Kosten für den Kabelanschluss noch über den 30. Juni 2024 hinaus abgerechnet wurden. Ist dies der Fall, müssen diese Kosten nicht bezahlt werden und sollten Mieter die zu Unrecht erfolgte Umlage innerhalb von 12 Monaten nach Zugang der Abrechnung gegenüber Vermietenden beanstanden.

Was ändert sich für Bürgergeldempfängerinnen und Empfänger jetzt?

Ab dem 1.Juli 2024 übernimmt das Jobcenter die Kosten für den Kabelanschluss nicht mehr als Unterkunftskosten. Diese müssen fortan aus dem Regelsatz selbst finanziert werden.

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