Frickenhausen
Licht der Hoffnung: Gruppe aus Frickenhausen will weiteren Medizincontainer für Gambia packen
Licht der Hoffnung: Eine deutsch-gambische Projektgruppe aus Frickenhausen sammelt hier ausgediente medizinische Gerätschaften, um sie zum Krankenhaus nach Gambia zu schicken. Nach zwei Lieferungen ist das Budget der Ehrenamtlichen erschöpft.
FRICKENHAUSEN. Es ist eine bunt gemischte Gruppe, die sich in Frickenhausen zusammengefunden hat, um Gutes zu tun. Aus dem Arbeitskreis Integration Frickenhausen ging eine deutsch-gambische Projektgruppe hervor, die ein Medizinprojekt ins Leben gerufen hat. Alle deutschen und gambischen Mitglieder der Projektgruppe sind oder waren in medizinischen Berufen tätig. Sie haben Erfahrungen als Krankenschwester, Krankenpfleger, Pflegedienstleiterin, Medizintechniker, Ärztin oder Zahnärztin. Und die ursprünglich aus Gambia stammenden Krankenpfleger kennen sich natürlich in ihrer ehemaligen Heimat gut aus und haben dort noch viele Kontaktpersonen. Nicht nur sie wissen, dass Gambia eines der ärmsten Länder Afrikas ist und die Gesundheitsversorgung dort zu wünschen übrig lässt. Es fehlen schon einfache Geräte und medizinische Ausstattung.
Gleichzeitig werden in deutschen Krankenhäusern und Praxen ständig funktionsfähige medizinische Gerätschaften aussortiert, weil sie nicht mehr den neusten Standards entsprechen. Daher ist die Projektgruppe dazu übergegangen, in Deutschland nicht mehr benötigte medizinische Gerätschaften nach Gambia transportieren zu lassen, wo sie benötigt und weiter verwendet werden. Zwei Mal haben die Ehrenamtlichen aus Frickenhausen bereits einen prall gefüllten Medizincontainer nach Gambia geschickt – im Oktober 2020 und im März 2022. Die Transportkosten beziffern die Frickenhäuser jedoch mit insgesamt rund 10 000 Euro pro Container. „Unser Budget ist erschöpft“, erklärt die ehemalige Landtagsabgeordnete Carla Bregenzer, die sich bereits bei den ersten beiden Transporten enorm engagiert hat. „Erst dachten wir, wir schicken einen Container nach Gambia und dann ist es gut. Es kamen aber weitere Anfragen. Wer die Situation vor Ort kennt, der weiß, die Not ist riesig dort. Dem können wir uns nicht entziehen.“
Auch Krankenpfleger-Ausbildungen in Gambia werden finanziert
Daher hat die in Linsenhofen wohnende Ärztin Dr. Antonie Bäuerle einen Antrag zur Unterstützung durch die Aktion „Licht der Hoffnung“ eingereicht. „Wir sind einfach in der Pflicht, weil wir so nah dran sind an den medizinischen Geräten“, findet sie. Zudem sei ihr die Hilfe ein Herzensanliegen.
Unterstützt werden das Krankenhaus in Bansang, aber auch kleinere Ambulanzen sowie vereinzelte Privatpersonen in Gambia, wenn die medizinische Versorgung vor Ort nicht ausreichend gewährleistet ist.
Alle Geräte wurden vor dem Verschicken im Container von Medizintechnikern in Frickenhausen auf ihre Funktion und Vollständigkeit hin überprüft. Über den direkten Kontakt zwischen den Projektmitgliedern beider Länder über WhatsApp kann schnell geklärt werden, welche Geräte in Gambia fehlen und wo die für das Versenden vorhandenen Gerätschaften am nötigsten gebraucht werden.
Auch die Finanzierung von Krankenpflege-Ausbildungen in Gambia sowie die Einzelunterstützung von Patienten gehört zu den Zielen des Projekts. „Die Ausbildung ist rar und teuer. Zwei Jugendliche, die wir gefördert haben, sind jetzt bald mit ihrer Ausbildung fertig“, erzählt Bäuerle.
In den bisherigen zwei Containern auf die 6000 Kilometer lange Schifffahrt von Hamburg nach Gambia geschickt wurden bisher unter anderem Krankenbetten, Rollstühle, OP-Tische, Gynäkologie-Betten, Inkubatoren, Ultraschallgeräte, HNO-Geräte, augenärztliche Geräte, Rollatoren, Sterilisatoren, Babywaagen, Mikroskope, die komplette Einrichtung der Praxis einer Nürtinger Zahnärztin, die in Ruhestand gegangen ist, Babybetten, OP-Leuchten, Verbandsstoffe, Krücken, OP-Verbrauchsmaterial, Dopplergeräte, Blutdruckmessgeräte, Thermometer, Stethoskope, Verbandsstoffe, chirurgische Instrumente, Zentrifugen, Laborkittel, OP-Masken, Handschuhe, Laborgeräte, OP-Lampen, orthopädische Hilfsmittel, Absauggeräte, Babywagen, Monitore, Liegen, EKG-Geräte, Baby-Wärmebetten, Corona-Schutzkleidung, Sauerstoffconcentratoren, eine digitale Röntgeneinheit für den Zahnarzt, Sitzwagen und Verbandsmittel. „Die Tür vom Container ging gerade noch zu“, erinnert sich Antonie Bäuerle. „Wir mussten die Babybetten noch auseinander bauen, damit sie noch gepasst haben.“ Sieben mitgelieferte Ultraschallgeräte wurden im Krankenhaus in Gambia in den ersten zwei Wochen nach dem Auspacken bereits von 150 Patienten genutzt, weiß sie zu berichten. „Und die Patienten-Überwachungsmonitore haben mal 30 000 Euro gekostet.“
Wie auch die meisten anderen medizinischen Materialien wären auch diese in Deutschland auf dem Müll gelandet, werden aber in Gambia noch sinnvoll genutzt. „Und alles ist gut angekommen“, freut sich Carla Bregenzer. „Bis hin zum letzten Pflaster“, ergänzt Antonie Bäuerle.
Sie ist glücklich über die Lieferung der ausgemusterten Krankenbetten: „In Gambia haben die Patienten vorher teilweise auf Bastmatten auf dem Boden gelegen.“ 2017 ist die Ärztin selbst vor Ort gewesen und hat gesehen, was im Krankenhaus alles fehlt. Von Vorteil für die Projektgruppe sind auch die guten Verbindungen zum Nürtinger Verein Namél. „Gerade jetzt ist eine Nürtinger Namél-Gruppe vor Ort im Krankenhaus in Bansang“, weiß Bäuerle. „Wir sind im Austausch miteinander.“
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