Licht der Hoffnung
Mit zwei prominenten Debütanten
Licht der Hoffnung: Das Neuffener Pfeffertagswiegen zu Gunsten unserer Weihnachtsaktion sorgt wieder für viel Gaudi
Der 28. Dezember ist in Neuffen ein Nationalfeiertag. Zu dem traditionellen Pfeffertag gehört seit 1994 auch das Pfeffertagswiegen in der Stadthalle dazu. Gestern ließen 210 Personen ihr Gewicht messen, zwölf weniger als im Vorjahr. Mit der Bundestagsabgeordneten Renata Alt und Beurens Bürgermeister Daniel Gluiber gab es aber zwei prominente Debütanten.
NEUFFEN. An Renata Alt und Daniel Gluiber hat es allerdings nicht gelegen, dass das Durchschnittsgewicht gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist. Waren die 222 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Pfeffertagswiegen im Vorjahr noch auf einen Mittelwert von 80,62 Kilo gekommen, so betrug der Durchschnittswert diesmal 82,74 Kilo. Sowohl Daniel Gluiber mit 81,50 Kilo als auch Renata Alt mit 69 Kilo blieben jedoch unter dem Durchschnitt.
Dafür gab es neue Spitzenwerte in der Männerkonkurrenz. Hatte Ralf Lepple vor Jahresfrist noch mit 126 Kilo gewonnen, so reichten ihm diesmal 126,5 Kilo nur zum dritten Platz. Der Vorjahreszweite Rainer Schock verteidigte mit 127,8 Kilo seinen Vizetitel, während Hermann Setzer mit 130,9 Kilo siegte. Bei der Siegerehrung war er aber schon nicht mehr in der Stadthalle. Daher durfte Rainer Schock gestern Mittag trotzdem auf die Bühne.
In der Frauenwertung geht es um das geringste Gewicht. Hier verteidigte Silvia Heermann mit 46,10 Kilo den Titel. Vor einem Jahr hatte sie exakt dasselbe Gewicht auf die Waage gebracht.
Der Titel für die weiteste Anreise ging an den aus Mexiko kommenden Miguel Espino, der mit 80,50 Kilo nur knapp unter dem Durchschnittsgewicht lag. Das Gesamtgewicht aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer summierte sich am gestrigen Donnerstag auf 17 376,20 Kilo. Im Vorjahr waren es bei zwölf Personen mehr noch 17 817 Kilo gewesen.
Ortsvorsteher Freudenberg hat für das nächste Jahr ein ehrgeiziges Ziel
Das bewährte Wiegeteam mit Willy Heinickel, Angela Hartmann, Martin Herr, Monika Gugel, Gerhard Schall und Rolf Krieg hatte wieder jede Menge zu tun. Zwei Waagen standen zur Auswahl: ein rund 100 Jahre altes Modell, das ursprünglich für landwirtschaftliche Zwecke eingesetzt worden war, und ein Gerät mit Vergangenheit in einer Arztpraxis. Und nach dem Gang auf die Waage ließen sich die Teilnehmer die reichlich vorhandenen Speisen und Getränke schmecken. Für beides hatten diverse Sponsoren gesorgt. An den Tischen gab es dann genug Zeit zum Plaudern.
Dabei verriet Dietmar Freudenberg, Ortsvorsteher von Kappishäusern, dass er gegenüber dem Vorjahr vier Kilo abgenommen hat. Zeigte die Waage vor Jahresfrist noch 108,8 Kilo an, so blieb es diesmal bei 104 Kilo. Vor den Feiertagen sei es sogar noch weniger gewesen. „Über Weihnachten ist wieder ein Kilo dazugekommen“, verriet er. Nun habe er sich aber für den 28. Dezember 2018 ein Ziel gesetzt, so Freudenberg: „Da will ich unter 100 Kilo kommen.“
Schon seit Jahren dasselbe Ziel verfolgt Neuffens Bürgermeister Matthias Bäcker. Der Schultes will die 90-Kilo-Marke nicht überschreiten. Wie im Vorjahr gelang Bäcker wieder eine „Punktlandung“, wie er selbst sagt. Er bleibt bei 89 Kilogramm. Für das Wiegen hat er bewusst sein Jackett abgelegt. „Das merke ich mir für das nächste Jahr“, entgegnete Dietmar Freudenberg, der seine Jacke bisher stets anbehalten hatte.
Für Neuffens Vize-Bürgermeister Jörg Döpper, den ehemaligen Landtagsabgeordneten, kam das Pfeffertagswiegen zu einem ungünstigen Zeitpunkt. „Ich hatte das ganze Jahr über weniger Gewicht“, stellt er fest. Nun kam er auf 78 Kilo – „1,5 Kilo mehr als letztes Jahr“. Das liege an dem guten Essen über Weihnachten und die „guten Gutsle meiner Frau“, erklärt Döpper. Sein Gewicht könne er nur durch regelmäßigen Sport niedrig halten, verrät er sein Rezept.
Matthias Bäcker freute sich besonders darüber, dass mit Daniel Gluiber erstmals der Amtskollege aus dem benachbarten Beuren den Weg zum Pfeffertagswiegen gefunden hat. Er stieg prompt zusammen mit Gluiber auf die Waage und stellte nach dem Ergebnis 172,1 Kilo zufrieden fest: „Unsere beiden gewichtigen Kommunen halten zusammen.“ Bäcker kündigte dann noch an, dass er in seiner Funktion als Vorstand der Stadtwerke Neuffen noch eine Spende von 500 Euro extra für die Aktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger und Wendlinger Zeitung überweisen werde.
Ebenfalls gemeinsam zur Waage gingen die beiden Bundestagsabgeordneten Renata Alt (FDP) und Michael Hennrich (CDU). Zwar ist es bekanntlich im Bundestag nicht zur Regierungskoalition von CDU und FDP gekommen. Die beiden Vertreter aus dem Landkreis Esslingen waren sich aber einig: „Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir längst die Jamaika-Koalition.“
„Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir die Jamaika-Koalition.“
Renata Alt (FDP) und Michael Hennrich (CDU)
Michael Hennrich zeigte sich mit seinem Ergebnis von 91 Kilo nicht zufrieden. „Ich habe leider Gottes wieder ein Kilo zugelegt. Der Wahlkampf und der Ärger nach der Wahl, dass wir noch keine Regierung hingekriegt haben, sind schuld daran.“ In den nächsten Wochen wolle er sein Gewicht langsam wieder etwas reduzieren. In einem Jahr habe er schon einmal fünf Kilo abgenommen. „Diesmal wäre ich bereits mit zwei oder drei Kilo weniger zufrieden.“
Renata Alt macht sich eher die umgekehrten Sorgen: „Ich muss schauen, ob ich mein Gewicht halte. Normalerweise ist es so: Je mehr Aufgaben ich habe, desto mehr geht mein Gewicht runter.“
Sie freue sich auf ihre Aufgaben in Berlin, sagt Renata Alt. „Noch mehr hätte ich mich allerdings über eine Jamaika-Koalition gefreut.“
Auch er finde es schade, dass die Koalitionsverhandlungen gescheitert seien, sagt Michael Hennrich. Das könne er auch nicht nachvollziehen. „Die Grünen mussten einen größeren Weg zurücklegen als die FDP. Aber Grüne und CDU haben sich angenähert. Dass die FDP dann ausgestiegen ist, ist für mich unverständlich.“
Einig sind sich die beiden Bundestagsabgeordneten darüber, dass sie keine Neuwahlen wünschen. „Dann könnte es am Ende passieren, dass es weder für eine große Koalition noch für Jamaika reicht“, erklärt Hennrich. Sie persönlich könne sich sogar eine Minderheitsregierung mit CDU und FDP vorstellen, sagt Renata Alt. Das wäre zwar für Deutschland ein Novum, sei aber in Skandinavien schon erfolgreich praktiziert worden. „Mir ist die wirtschaftspolitische Modernisierung von Deutschland wichtig, damit wir international nicht den Anschluss verpassen.“
Michael Hennrich bekam dann in der offiziellen, sehr humorvollen Rede von Waagmeister Willy Heinickel noch ein dickes Kompliment. „Im Gegensatz zu den anderen Politikern kommt er jedes Jahr wieder nach Neuffen – auch wenn keine Wahlen anstehen“, so Heinickel.
Der Erlös des Pfeffertagswiegens kommt wieder der Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ unserer Zeitung zugute. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich.