Hildegard Biermann-Mannsfeld, Nürtingen. Zum Artikel „Das Hölderlinhaus muss stehen bleiben“ vom 18. April. Als im Sommer 2007 der Technische Beigeordnete Erwerle im Bauausschuss zum ersten Mal seinen Vorschlag, das Hölderlinhaus abzureißen, vorstellte, kam von unserer Fraktion der entsetzte Einwurf: „Sie wissen wohl nicht, was das für ein Haus ist!“
Den Stadträten wurde aber wie eine unverrückbare Wahrheit dargelegt, im Hölderlinhaus gebe es nichts mehr aus Hölderlins Zeit außer dem Gewölbekeller. Unsere Fraktion ließ sich, wie die anderen Fraktionen auch, überzeugen, dass es auf diesem Hintergrund vernünftiger sei, einen Neubau zu errichten: Behindertengerecht, mit besseren Kursräumen ausgestattet und mit einem endlich für die Öffentlichkeit zugänglichen Gewölbekeller. Wir stimmten deshalb zu, Architekten mit der Planung eines Neubaus zu beauftragen.
Erfreulicherweise sind die Nürtinger Bürger hellwach und sensibilisiert für zerstörerische Eingriffe in ihre Stadt. So wurden wir erst auf die Dimensionen des geplanten Neubaus aufmerksam, als Herr Kuby die Abgrenzungen auf den Pflastersteinen markiert hatte. Daraufhin wurde ein Gerüst aufgebaut, das jedem zeigte, wie erheblich die Veränderungen in der Altstadt geworden wären. Schließlich wurde doch noch ein Bauhistoriker beauftragt, die historische Substanz des Hölderlinhauses zu untersuchen. Sein Gutachten zeigte, dass viel mehr aus Hölderlins Zeit erhalten ist und dass die Informationen, die die Stadträte bekommen hatten, nicht stimmten, und sie deshalb aufgrund falscher Aussagen der Verwaltung ihre Entscheidung getroffen hatten.
Was wäre Nürtingen nur ohne seine engagierten, mit gesundem Misstrauen und Kampfgeist ausgestatteten Bürger!