Nürtingen
Licht der Hoffnung: Schule und Essen für 2500 Kinder in Mamfe in Kamerun
Dank der Spendengelder gehen in Mamfe 2500 Kinder wieder in die Schule und bekommen dort täglich drei Essen. Bei seinem Besuch in der Redaktion berichtet der Bischof von Mamfe vom erfolgreichen Projekt, das die Katholische Kirchengemeinde Nürtingen eingereicht hatte.
NÜRTINGEN. Für dieses Projekt passt „Licht der Hoffnung“, der Name der Weihnachtsspendenaktion der Nürtinger und Wendlinger Zeitung, besonders gut. „Ihr habt Licht und Hoffnung zu den Menschen gebracht“, hat Aloysius Abangalo Fondong, Bischof der Diözese von Mamfe in Kamerun, dieser Tage bei seinem Besuch im Senner-Verlagsgebäude in Nürtingen gesagt. Die Stadt Mamfe befindet sich im englischsprachigen Teil des zentralafrikanischen Landes, in dem für 80 Prozent der Bewohner Französisch die Amtssprache ist. In diesem westlichen Teil Kameruns tobt inzwischen seit sieben Jahren ein Bürgerkrieg. Separatisten kämpfen gegen die Regierung und wollen einen eigenen Staat Ambazonia. Die staatlichen Schulen in West-Kamerun werden zerstört und sind seit sieben Jahren geschlossen. Dörfer wurden niedergebrannt, Menschen ermordet oder entführt. Laut den Vereinten Nationen sind 700.000 Menschen auf der Flucht.
Nur private und kirchliche Schulen können noch Unterricht anbieten, darunter die der Diözese Mamfe. Die für das Projekt des Arbeitskreises Afrika der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes in Nürtingen ausgezahlten Spendengelder von „Licht der Hoffnung“ sind zwischenzeitlich in Mamfe eingetroffen und wurden unter anderem für ein Ernährungsprogramm eingesetzt. Rund 2500 Kinder würden davon profitieren, berichtete Bischof Aloysius Abangalo Fondong. „Die Kinder kommen nun nicht nur zum Lernen in die Schule, sondern auch, weil sie einen leeren Magen haben und dort dreimal täglich zu essen bekommen.“ Die Eltern werden in Zeiten von Hunger und Unterernährung dazu ermutigt, ihre Kinder wieder in die Schule zu schicken. Zum Programm zählt auch, dass die Bauern in den Gemeinden Grundnahrungsmittel für die Schule produzieren und die Diözese ihnen diese abkauft. Damit verdienen auch die Erwachsenen wieder Geld und die stark verbreitete Kinderarbeit nimmt wieder ab. „Wir sind jetzt in der Lage, das Leiden einer großen Menge von Menschen zu lindern, insbesondere von Kindern“, erzählt der Bischof. „Wir danken allen Spendern von ,Licht der Hoffnung‘.“
Für Bischof Aloysius Abangalo Fondong ist es der erste Besuch überhaupt in Deutschland – „und das erste Mal, dass ich mit einem Vertreter einer Zeitung spreche“, fügt der Kameruner lächelnd hinzu. Ein paar Tage vorher war er zusammen mit 120 weiteren Bischöfen aus Afrika, Asien und Lateinamerika bei einem Meeting mit Papst Franziskus in Rom.
Zum Auftakt seiner Visite in Nürtingen hatte der Bischof aus Kamerun am Gottesdienst in der katholischen St.-Johannes-Kirche in Nürtingen teilgenommen. Dort traf er unter anderem auch auf einen alten Bekannten: Joy Asongazoh Alemazung, der vor zwei Jahren zum Bürgermeister der Stadt Heubach (Ostalbkreis) gewählt wurde und der erste deutsche Bürgermeister mit afrikanischen Wurzeln ist. Mit dem heutigen Bürgermeister ist der Bischof einst in Kamerun gemeinsam zur Schule gegangen. Seitdem hatten sich die beiden nicht mehr gesehen. Dass Aloysius Abangalo Fondong und Joy Asongazoh Alemazung heute beide in exponierten Berufen tätig sind, obwohl sie aus Familien mit neun beziehungsweise 14 Kindern stammen, hat aus ihrer Sicht eine entscheidende Ursache: eine gute Ausbildung in der Schule. Daher ist es dem Bischof auch so wichtig, dass den Kindern in Mamfe eine gute Schulbildung ermöglicht wird. Einige Kinder, die jetzt schon seit sieben Jahren nicht mehr zur Schule gehen, sind inzwischen 16 Jahre alt und nahezu ohne berufliche Perspektiven.
Die Nürtinger Kirchengemeinde unterstützt schon seit dem Jahr 2004 die Diözese in Mamfe. So lange ist auch Anne O’Callaghan schon im Arbeitskreis Afrika der katholischen Kirchengemeinde aktiv. Sie war selbst schon viermal vor Ort in Mamfe, 60 Kilometer von der nigerianischen Grenze entfernt und ist froh über die Einblicke und die persönlichen Begegnungen mit Menschen aus Afrika. „Man bekommt so einen viel breiteren Horizont auf die Nöte in der Welt und kann auch besser verstehen, warum Menschen aus Afrika nach Europa flüchten und warum es deswegen notwendig ist, Hilfe vor Ort zu leisten.“
Einst war Kamerun von 1884 bis 1916 deutsche Kolonie. Nach dem Ersten Weltkrieg übergab der Völkerbund Großbritannien und Frankreich das Mandat, Kamerun in die Unabhängigkeit zu begleiten. Der frankofone Teil wurde 1960 unabhängig, der britische Teil musste sich 1961 zwischen der Angliederung an Kamerun oder Nigeria entscheiden. Das nördliche britische Kamerun wählte Nigeria, das südliche den Anschluss an Kamerun. 1972 besiegelte ein Referendum das Ende des Föderalismus und begründete den Einheitsstaat. Der noch heute im Alter von über 90 Jahren regierende Präsident Paul Biya sorgte 1984 für die Umbenennung der „Vereinigten Republik Kamerun“ in Republik Kamerun, was im englischen Teil nicht gut ankam. 2017 wurden Proteste der Kämpfer für einen Staat Ambazonia durch die Armee aus dem französischsprachigen Teil blutig niedergeschlagen.
Inzwischen ist der Bischof wieder zurück in Mamfe, wo er auch gleich wieder gefragt war. Wie der Bischof Anne O‘Callaghan telefonisch mitteilte, wurde in Kamerun auf einen Schulrektor, der zugleich Priester ist, und drei Lehrkräfte einer Schule in einem Nachbardorf von Mamfe geschossen, die unter der Obhut der Diözese steht. Die Separatisten wollten nicht, dass die Schule öffnet. Es kam keine staatliche Ambulanz, um die Verletzten zu versorgen. Daher brachte der Bischof sie in einer dreistündigen Autofahrt nach Bamenda, da die Klinik in Mamfe vor zwei Jahren niedergebrannt wurde. In Bamenda wurden die Verletzten operiert und sie werden überleben.
Mehr zum Projekt in Mamfe auf der Homepage des Nürtinger Arbeitskreises Afrika www.aka-nt.de. Dort finden Spendenwillige auch Kontodaten des Arbeitskreises Afrika.