Kai Hansen, Nürtingen. Zum Leserbrief „Hölderlinhaus: fragwürdig und teuer“ vom 11. Juli. Nürtingen ist eine schöne Stadt mit einigen geerbten Schätzen, die eine pflegliche Behandlung verdienen. Dazu gehört unter anderem das Ufer des Neckars, die Altstadt und Friedrich Hölderlin.
Hölderlin gehört mit Goethe und Schiller zu den Literaten und Philosophen, die nach wie vor Bewunderung auslösen und deren Erforschung bis heute hunderte von Wissenschaftlern weltweit immer weiter vertiefen. Nun wird was das Hölderlinhaus angeht nicht nur über, wie schon so oft, Umnutzung und eine grobe Entkernung, sondern sogar über einen Abriss gemunkelt.
Dabei wird viel mit Zahlen, Grenzen und Zuschussregeln argumentiert, die sich als nicht stichhaltig herausstellen. Es wird weder der zu schützende Wert des Hölderlinhauses im Stadtbild noch dessen Potenzial als Anziehungspunkt wirklich so entwickelt, dass langfristig Gewinn für alle Interessenten möglich wird.
Man versteckt sich angstvoll hinter Zahlen, als wären die das alles Entscheidende. Man möchte Verluste verhindern, aber nur monetär. Man verstrickt sich wieder einmal in Verbindlichkeiten gegenüber Dritten und produziert kulturelle Verluste. Damit geraten wesentliche Zusammenhänge aus dem Blick. Das Ergebnis ist Enttäuschung. So lief es in Nürtingen jahrelang. Der neue OB hat in dieser Causa eine einmalige Gelegenheit, die Fortsetzung dieser Vergangenheit zu beenden und einen Wendepunkt herbeizuführen, hin zu einer Sichtweise, die seinen Beteuerungen entsprechen. „Ich liebe Nürtingen und seine Altstadt.“