Oberboihingen
Licht der Hoffnung: Bewohner des Behinderten-Wohnheims in Oberboihingen sind glücklich
Licht der Hoffnung: Mit Verzögerung ist der Umbau des Wohnheims für Menschen mit Behinderung in Oberboihingen abgeschlossen worden. Einige Anschaffungen wurden durch die Spendengelder mit ermöglicht.
OBERBOIHINGEN. Die 33 Bewohnerinnen und Bewohner des von der Behinderten-Förderung Linsenhofen (BFL) betriebenen Wohnheims „Neckaraue“ in Oberboihingen im Alter von 21 bis 77 Jahren haben schwere Zeiten hinter sich. Zwei Jahre lang mussten sie seit September 2019 auf einer Baustelle leben. Dabei sollten die Arbeiten laut dem ursprünglichen Plan im Sommer 2020 abgeschlossen sein. Die Corona-Pandemie verzögerte die nötige umfangreiche Sanierung des Gebäudes aus dem Jahr 2001 jedoch enorm. Es kam von Frühjahr bis Sommer 2020 zu einem Baustopp und dann gleich darauf im November 2020 zu einem Corona-Ausbruch mit insgesamt 20 positiven Fällen unter den Bewohnern, zudem 14 infizierten Mitarbeitern und einem weiteren Baustopp. Von insgesamt acht Badezimmern im Haus waren zu dieser Zeit nur noch zwei nutzbar. Die Bewohner kamen mit der ungeplanten Notsituation glücklicherweise besser zurecht als gedacht.
Nun schauen alle froh und zuversichtlich in die Zukunft und fühlen sich richtig wohl im modernisierten Haus. Denn die Sanierung ist bis auf wenige Kleinigkeiten abgeschlossen. So sind an manchen Stellen noch abschließende Malerarbeiten nötig, der Elektriker muss noch eine Leitung unter Putz legen. Dank einem Spendenanteil aus der Aktion „Licht der Hoffnung“ der Saison 2019/2020 konnten einige weitere hilfreiche Verbesserungen der Ausstattung umgesetzt werden.
Mit großer Begeisterung zeigt Timo Hermann, Bereichsleiter Stationäres Wohnen Oberboihingen, der mit eigenem Büro im Gebäude vor Ort ist, die runderneuerten Räumlichkeiten. 900 000 Euro haben die Umbaumaßnahmen insgesamt gekostet. Finanziert werden müssen sie durch Eigenmittel der Behinderten-Förderung Linsenhofen – bei einem 25-prozentigen Zuschuss des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales (KVJS) und des Landes Baden-Württemberg. In Gang gebracht wurde die Sanierung durch neue Brandschutzvorschriften sowie die neue baden-württembergische Landesheimbauverordnung, die Wohnheimbetreiber dazu verpflichtet, ohne Doppelzimmer auszukommen. Um die Bewohner von zuvor vier doppelt belegten Räumen weiterhin unterbringen zu können, waren Anbauten nötig, um vier zusätzliche Zimmer zu erstellen. Nun gibt es vier jeweils eigenständige Wohngemeinschaften mit acht oder neun Einzelzimmern, eigener Klingel, separater Wohnungstür, jeweils einer neuen behindertengerechten Küche, bei der auch Rollstuhlfahrer den Backofen und die Kochfelder bedienen können, und zwei Badezimmern.
Durch die Spendengelder der Aktion „Licht der Hoffnung“ war es möglich, außerdem automatische Türöffnungssysteme einzurichten. „Ein Rollstuhlfahrer unter den Bewohnern ist vorher immer an der Eingangstüre hängengeblieben“, erzählt Hermann. Die Spendengelder ermöglichten außerdem das Anschaffen von vier Deckenliftsystemen, einem mobilen Lifter, einer Fäkalienspülanlage, Haltegriffen, Tellerranderhöhungen und Schnabeltassen für pflegeintensivere Bewohner.
Schwerhörige können die Schallwellen von Musik in der Badewanne spüren
Besonders von den neuen Bädern ist Timo Hermann begeistert. Es habe bisher keine Rufanlage in den Räumen gegeben. Nun können die Menschen mit Behinderung an einer roten Schnur ziehen, wenn sie Hilfe beim Duschen oder auf der Toilette benötigen. Prompt ertönt ein Warnton auf dem Flur und im Mitarbeiterbüro. Nicht nur die neuen Haltestangen waren „schweineteuer“. Auch eine Rückenstütze für ein behindertengerechtes WC koste allein schon 1000 Euro. Die neue Stange für den Duschvorhang, die Platz lässt für das neue verschiebbare Deckenliftsystem, kostete weitere 1600 Euro. Eine Fußbodenheizung hat es zuvor auch noch nicht gegeben. Neue Abwasserleitungen und Fallleitungen wurden installiert. Eine zentrale Lüftungsanlage bringt immer Frischluft in die Bäder. Zudem sind die Absätze bei der Dusche verschwunden. Der Boden ist nun barrierefrei und angeschrägt, sodass alles Wasser in eine Rinne abläuft und nicht mehr auf den Hausflur wie früher so manches Mal. Auch ein Verbrühschutz wurde installiert. Heißer als 45 Grad Celsius beim Waschbecken und 38 Grad bei der Dusche kann das Wasser nicht mehr werden.
Äußerst beliebt bei den Bewohnern sind die neuen Therapie-Badewannen. Sie sind höhenverstellbar, damit die Mitarbeiter beim Helfen beim Haarewaschen keine Rückenschmerzen bekommen. Zudem kann das Wasser bunt beleuchtet und per Handy ein Lautsprecher in der Wanne aktiviert werden. „Auch Schwerhörige spüren dann die Schallwellen der Musik im Wasser“, erklärt Timo Hermann.
Wendlingen | 19.01.2022 - 05:30
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