Leserbriefe

Bei Extremismus wird mit zweierlei Maß gemessen

Ragini Wahl, Nürtingen.

2021 nahm man im Rathaus Fahrt auf, sich künftig sichtbar gegen Extremismus in der Stadt zu bekennen. Es folgte ein Runder Tisch zum Thema, die eine oder andere Veranstaltung, eine Kundgebung, einschließlich Demokratie fördernder Angebote. Auffallend still blieb es jedoch zum türkischen Extremismus, zu Milli Görus und zu den Grauen Wölfen. Die Stadt stellte gar ihren 2021 im Kultur- und Schulauschuss vereinbarten jährlichen Bericht zu diesen beiden Einrichtungen 2024 wieder ein, da es angeblich keinen Anlass zum Berichten gäbe. Erkennbarer Widerspruch aus den Fraktionen blieb aus. Dieser Hintergrund scheint ein Rahmen dafür zu sein, dass Mitte März der ehemalige türkische AKP-Innenminister Süleyman Soylu in der Max-Eyth-Straße bei den Grauen Wölfen ohne jede öffentliche Verwunderung oder gar Kritik aus dem Rathaus und den Fraktionen auftreten konnte. Nürtingen gehörte zu seinen gut besuchten Stationen in der Region Stuttgart. Eingeladen war er vom türkischen Ableger in Deutschland, der UID (wird vom Verfassungsschutz beobachtet). Soylu umwarb seine Anhängerschaft und ließ sie wissen, in acht bis zehn Jahren bräuchten sie sich keine Sorgen mehr zu machen. Für ihn seien die Vorsitzenden der türkischen AKP und MHP die zuverlässigsten Staatsmänner der Welt. Ich sehe mit zunehmender Sorge, dass man in der Stadt bei politischem Extremismus mit zweierlei Maß misst. Wer dies für gut befindet, erliegt einer verhängnisvollen Täuschung!

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