Leserbriefe

Den mutigen Weg weiter gehen

Maike Pfuderer, Stuttgart. Zum Artikel „Wie viele lassen Geschlechtseintrag ändern?“ vom 30. August.

Zunächst meinen herzlichen Dank an die Redakteurin Bärbel Gosson, die dieses Thema aufgegriffen hat. Endlich ist das alte Transsexuellengesetz, mit seinen in großen Teilen verfassungswidrigen Regelungen, Geschichte und transgeschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen können ihren Vornamen samt Geschlechtseintrag selber bestimmen. Die Floskel „ganz einfach“ vermeide ich an dieser Stelle ganz bewusst. Nach wie vor geht diesem Coming-out ein weiter innerer Weg voraus, bis ein Mensch sein eigentliches Ich zeigt.

Der Artikel hat einen Vorgänger. Vor zwanzig Jahren, am 21. August, erschien ein von Anneliese Lieb verfasster Artikel unter der Überschrift „Renée-Maike lebt ihren Traum – Ist Transsexualität in der schwäbischen Kleinstadt ein Tabuthema?“. Es war damals ein Tabuthema, mindestens ein heißes Eisen und doch machte der Artikel damals manches leichter.

Und hier schließt sich auch der Kreis zum Artikel vom 30. August. Es war damals sicher nicht „normal“ den Weg zu gehen, aber möglich. Möglich auch durch eine engagierte Bürgeramtsleiterin, wie mir erst neulich beim Artikel über Frau Austermann in Erinnerung kam.

Wir haben in Deutschland in diesen zwanzig Jahren viele Wegmarken erreicht, das Thema „Vielfalt“ wurde zu einem politischen Handlungsfeld. Hier durfte ich an manchem mitwirken. Das Selbstbestimmungsgesetz ist eine weitere wichtige Wegmarke, aber bei weitem nicht der Schlusspunkt und wie die Wahlen gezeigt haben, gibt es Menschen, denen unsere vielfältige Gesellschaft ein Dorn im Auge ist. Die glauben, drei Farben seien bunt genug.

Wir sind weiter und unsere Demokratie ist wesentlich weiter und dank engagiertem Journalismus werden wir diesen Weg auch in Zukunft gehen können. Danke dafür

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