Leserbriefe

Es geht um unser Überleben!

Wilfried Schmid, Wendlingen. Zum Artikel „Müssen die Gartenhäuser abgebaut werden?“ vom 30. Dezember.

Immer diese Gängelung der mündigen Bürger durch das ach so böse Landratsamt! Schauen wir uns doch einmal die Fakten zu der diskutierten Fläche an: im Jahr 1982 wurde hier ein Landschaftsschutzgebiet zur ökologischen Sicherung ausgewiesen. Jegliche neue bauliche Nutzung wurde mit der Verordnung untersagt. Ferner sind diese Streuobstwiesen Teil eines IBA-Gebietes, welches für die biologische Vielfalt eine hohe Wertigkeit besitzt. Zudem ist es Teil eines FFH-Gebietes und genießt so teilweise seit Jahrzehnten baden-württembergischen, deutschen und europäischen Schutz. Über diesen Gesetzesbruch wurde sowohl das Landratsamt Esslingen und vor allem die Gemeindeverwaltung Frickenhausen häufig unterrichtet, ohne in irgendeiner Form darauf zu reagieren und hat stillschweigend die Zerstörung wertvollster Natur akzeptiert und Gesetzesverstöße mitgetragen! So es ist gut und richtig, dass das Landratsamt jetzt endlich aktiv wird; von „urplötzlich“ kann man hier wirklich nicht reden. Es ist zynisch, wenn ein Planungsbüro meint, die Flächen wären nicht schutzwürdig, ohne auf die Ursachen einzugehen und vorzuschlagen, wie diese wieder rückgängig gemacht werden können. Der Gipfel ist der Vorschlag von Bürgermeister Blessing, eine „Ausgleichsfläche“ in der Nachbarschaft auszuweisen, also den rechtswidrigen Eingriff durch ein bestehendes Schutzgebiet auszugleichen: Das ist eine Verhöhnung für die Bemühungen um den Erhalt der Biodiversität. Seit vielen Jahren verlieren wir jährlich zwei Prozent unserer biologischen Vielfalt. Es geht hier nicht mehr um ein paar Vögelchen und ein paar Blümchen, es geht hier schlicht und einfach um unser Überleben. Die Natur immer hinten anzustellen, als lästig für unsere Entwicklung zu betrachten ist fatal. „Me first“ ist fehl am Platz, nur gemeinsamen Handeln kann entscheidendes bewirken.

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