Leserbriefe

Kommt jetzt Hotel 2.0 aus der Trickkiste?

Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Artikel „Bürgerinitiative fordert Denkpause“ vom 9. Mai. Bereits in ihrem zweiten Satz schreibt Redaktionsleiterin Lieb von der „Unterschriftensammlung gegen ein Hotel am Neckarufer“. Endlich! Denn bisher haben Gemeinderat und Verwaltung das Begehren halbiert. Sie haben nur die erste Hälfte gelesen: Widerstand gegen den Grundstücksverkauf. Es hieß aber: Grundstücksverkauf zum Zwecke eines Hotelneubaus. Flugs hebt der Gemeinderat den Beschluss auf, 4700 Bürgerstimmen fliegen in den Papierkorb, und dann plant man erneut. Diesmal Hotel 2.0. Trickkiste zu.

Damit ist nun der Graben zwischen Bürgerschaft und Verwaltung noch tiefer geworden, zwischen Bürgerschaft und den hohen Herren im Gemeinderat (Damen hat es ja keine in den Reihen der Mehrheit aus Liberalen, Christdemokraten und Freien). Nach wie vor heißt es unverdrossen, wir bauen ein Hotel. Und wenn der alte Verkaufsbeschluss aufgehoben ist, macht man halt einen neuen. Und zwar noch vor den großen Ferien. Damit wir unaufgeregt die Gemeinderatswahl überstehen. Denn wir sind die gewählten Ermöglicher, die jedem Verhinderer den Weg versperren, und seien es Tausende!

Aber die Nürtinger Vergesslichkeit hat Grenzen. Das Maß ist nämlich langsam voll. Man wird sich im nächsten Frühjahr an alle Abstimmer und Beschließer erinnern, und an alles, was da in den letzten vier Jahren gegen den Bürgerwillen abgesegnet und durchgedrückt worden ist. Namentlich. Stadtweit.

Und wenn der Oberbürgermeister auch keinen sehnlicheren Wunsch hat als Baudenkmäler seines Wirkens zu hinterlassen, links und rechts vom Neckar wenigstens Pläne für Pfahlbauten, dann muss er halt die Hosenbeine hochkrempeln, wenn er vorher nasse Füße bekommt. Ein Biergarten auf Stelzen, ich krieg mich nicht mehr ein! Das Melchiorareal aber, das dem OB sogar ein Zerwürfnis mit Bürgermeisterin Grau wert war, muss dank der Wachsamkeit der Bürger öffentlich bleiben und darf nicht an Profiteure verscherbelt werden.

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