Leserbriefe

Zum Wohle der Nürtinger Bürger

Arnulf Dümmel, NT-Zizishausen, Gemeinderat Liberale-Aktive Bürger-FWV. Nürtingen – eine Stadt wie viele andere? Mitnichten. Als Gemeinderat habe ich mich verpflichtet, Entscheidungen zum Wohle der Bürger zu treffen, dafür bin ich gewählt worden. Doch wer sind „die Bürger“? Ist es eine kleine Gruppe, die sich anmaßt, die „Meinung der Nürtinger“ zu vertreten und meint, ständig Entscheidungen des Gemeinderats torpedieren zu müssen? Die glaubt, mit Leserbriefen, Kundgebungen und Bürgerinitiativen möglichst viele Bürger auf ihre Seite zu bringen. Die nicht davor zurückschreckt, Bürger mit unrealistischen Fotomontagen zur Unterschrift zu bewegen? Ich meine nein.

Die Mehrheit der Bürger ist mit ihrer Heimatstadt zufrieden. Sie leben gerne in Nürtingen. Schade, dass zufriedene Bürger nicht an die Öffentlichkeit treten und dies kundtun. Natürlich gibt es Dinge, die Anlass zur Sorge geben. So muss zum Beispiel dem zunehmenden Leerstand von Geschäften in der Innenstadt entgegengewirkt werden. Der soziale Wohnungsbau ist voranzutreiben, um allen Menschen, eine ihren finanziellen Möglichkeiten entsprechende Unterkunft anbieten zu können. Die Stadt hat die Aufgabe, Gewerbe anzusiedeln, damit genügend Geld in die Stadtkasse fließt, um soziale und kulturelle Projekte finanzieren zu können. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass alle Kinder in Tagesstätten Platz finden. Und wir müssen unsere Schulen und öffentliche Gebäude sanieren. Das sind nur einige Aufgaben. Doch offensichtlich bewegt die „Nürtinger Bürger“ lediglich, ein Grundstück an der hochfrequenten Neckarstraße, das bisher ausschließlich als Parkfläche dient. Empörung über das Vorhaben der Stadt, hier ein Hotel mit Biergarten und Zugang zum Neckar zu erstellen. Plötzlich wird ein Grundstück an der meistbefahrenen Straße Nürtingens zum Filetstück am Neckar. Was bewegt diese Leute, die mit allen Mitteln versuchen, Vorhaben der Stadt zu verhindern? Ist es wirklich die Sorge um das Wohl der Bürger? Oder ist es Geltungsbedürfnis? Wieso engagieren sie sich nicht, indem sie sich zur Wahl stellen? Dann könnten sie ihre Vorstellungen einbringen und mitgestalten. Möglicherweise ist es ihnen bewusst, wie groß der Aufwand eines Gemeinderatsmandats ist. Vorlagen und Akten studieren, Sitzungen vorbereiten und daran teilnehmen, Stellungnahmen formulieren, Veranstaltungen besuchen und so weiter. Da ist es doch einfacher, ohne Verpflichtung seine Meinung zu äußern. Oder ist es die jahrelang schwelende Antipathie zum OB? Ich kann es nicht sagen. Jedenfalls bin ich überzeugt davon, dass jede Stadt den Gemeinderat und den OB verdient hat, den sie gewählt hat. Das können die Nürtinger im nächsten Jahr korrigieren. Sollten sich die Wutbürger doch aufraffen und kandidieren, so hätte ich auch einen Namensvorschlag: „Liste NT – Nürtingens Totengräber“. Ich hoffe nur, dass sich für die Kommunalwahl genügend bürgerorientierte Kandidaten finden.

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