Licht der Hoffnung
Licht der Hoffnung: Fulminanter Auftakt des Kulturfestivals mit Herrn Hämmerle in Beuren
Bernd Kohlhepp brennt mit seinem Programm Der Tannenbaum brennt vor 230 Zuschauern ein Feuerwerk mit Wortwitz, Gags, amüsanten Erzählungen und Welthits ab.
BEUREN. Ist es das Ende, wenn man sich zweimal halb totgelacht hat? Dieses war nur eine der vielen Fragen, denen der Kabarettist Bernd Kohlhepp in seiner Rolle als Herr Hämmerle am Sonntagabend in der Kelter in Beuren nachging. Seine Antwort ist beruhigend: Wer sich zweimal halb totgelacht hat, ist noch immer zu einem Viertel lebendig. Am Lachen könne man also niemals sterben. Das ist gut. Denn die Gefahr, sich halb totzulachen, war bei der Auftaktveranstaltung des 33. Kulturfestivals der Hoffnung durchaus vorhanden.
In seinem Programm „Der Tannenbaum brennt“ brannte Hämmerle vor 230 lachenden Zuschauern in der ausverkauften Kelter ein Feuerwerk an Wortwitz, Gags, witzigen Sprüchen und amüsanten Erzählungen ab. Hämmerle garnierte seinen Auftritt mit mehreren eingestreuten Welthits mit umgedichteten eigenen schwäbischen Texten. Da wurde „When“ zu „Kenn ich den?“ sowie das Prince-Lied „Kiss“ zu „Keks“ und „Peggy Sue“ zu „Päcklessupp“ sowie „Just A Gigolo“ zum „Gockeler“, „Jingle Bell Rock“ zum „Schinkenbrot“ und „My Way“ zu „Einweg“. Schließlich ist Herr Hämmerle auch Sänger, Tänzer und Rock ’n’ Roller.
Vor allem ist die Figur Hämmerle, die angeblich aus Bempflingen stammt, aber ein Schwadroneur allererster Güte. Er führt in sein Weihnachts-Solo-Kabarettprogramm ein, indem er erklärt, warum er solo auf der Bühne steht. „Ich werde Weihnachten allein sein mit Alexa. Mit der vertrage ich mich nicht.“ Es kommt schon bald heraus, warum ihm die Sprachbox keine Antworten gibt. Hämmerle hat nur mit einer Erbsendose gesprochen. Und seine Frau ist nicht mehr da, weil er die Idee, sich zu Weihnachten nichts zu schenken, zu wörtlich genommen hat. „Ich wollte doch nicht gar nichts“, seien die letzten Worte seiner Frau gewesen, bevor sie verschwand. Rückblickend stellt er fest: „Meine Frau habe ich erst richtig kennengelernt, als ich schon verheiratet war.“
Aber am schlimmsten sei Besuch der Verwandtschaft an den Feiertagen. Wie kann man dem entgehen? „Mit einer Kreuzfahrt. Aber wenn man Pech hat, sind sie in der Nebenkabine.“ Als sein Neffe einmal zu Besuch war, der Veganer ist, habe er schnell alle seine Pflanzen in Sicherheit gebracht. „Sonst sind die nachher weg.“ Er habe seinem Neffen erklärt, dass er argentinische Rinder wegen der Klimaerwärmung essen müsse. „Die Viecher müssen weg.“
Seinen Vater, der stets in Unterhose herumhockte, habe seine Mutter stets als „Jack, der Feinripper“ bezeichnet.
Vor Hämmerles Humor sind auch die Zuschauer seiner Aufführungen nicht sicher. Immer wieder bezieht er sie zur großen Freude der anderen Besucher mit Fragen und Kommentaren ein, darunter häufig auch Bürgermeister Daniel Gluiber und die langjährige Redaktionsleiterin Anneliese Lieb. Beide nehmen es mit Humor. Damit habe er schon gerechnet, sagte Gluiber nach der Show.
Äußerst beeindruckend ist indes die Spontanität und das Improvisationstalent des Kabarettisten. Schlagfertig und passend zu den Antworten passt er sein Bühnenprogramm an. So hat er gleich Anekdoten zu den USA auf Lager, als er von einer Zuschauerin erfährt, dass sie ursprünglich aus Amerika stammt. Dass diese Brödle als „Plätzle“ bezeichnet, kann er kaum fassen. „Plätzle sind Räume, die frei werden, wenn keine Brödle mehr da sind“, stellt er fest.
Nachdem Hämmerle mit Erstaunen erfahren hat, dass es in Beuren drei Backhäuser gibt, dichtet er prompt seinen Liedtext neu um in „Vielleicht im nächsten Jahr ein viertes Backhaus“.
Damit sich an Weihnachten sein Wunsch erfüllt, hat sich Hämmerle einfach selbst einen Akkuschrauber gekauft und als Geschenk eingepackt. „Ich habe drei Wochen Zeit, zu vergessen, dass ich es eingepackt habe.“ Um noch sicherer zu gehen, lagert er sein Geschenk bei seinem Freund Brodbeck ein, der ihm versichert, Hämmerle dürfe dieses auch gerne bei ihm vergessen, da er selbst auch keinen Akkuschrauber habe. Aber Hämmerle hat das verpackte Geschenk in der Kelter schon wieder dabei, packt es natürlich aus und findet in dem Karton einen Föhn. „Der Brodbeck ist so ein Seggl“, flucht Hämmerle.
Am Ende wird ihm klar: „Anneliese, du wirst mich auch nicht an Weihnachten einladen.“ Und im Gräbele zwischen Peter und dessen Frau möchte er auch nicht übernachten. Somit bleibt er allein. Nicht ohne zum Abschluss noch zusammen mit dem Publikum zur Melodie von „Stille Nacht“ den Text von „O Tannenbaum“ zu singen. Und immerhin das klappt überraschend gut. Hämmerle ist doch wieder zufrieden: „Wir haben zusammen gesungen: Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen.“