Die Grenzen zur Essstörung sind fließend. Alicia Amendola, Selina Simsek und Corinna Schnizler aus der Klasse 8c der Realschule Neuffen haben sich Gedanken darüber gemacht:
Jeden Morgen dasselbe Bild: Die 15-jährige Jessica (der Name wurde geändert) steht auf, stellt sich vor den Spiegel und denkt sich: „Wieder habe ich es nicht geschafft, am Kühlschrank vorbeizugehen.“ Sie hat so unglaublich großen Hunger, dass sie sämtliche Vorräte aufessen könnte. Doch sie weiß, dass sie sich danach wieder übergeben wird. Ein Teufelskreis, aus dem sie bis jetzt nicht entliehen konnte.
Selbst in der Schule wird sie gehänselt, weil viele von ihrer Krankheit wissen. So gerne würde sie so sein wie alle anderen und ein normales Leben führen. Doch der Wahn ihrer Krankheit verfolgt sie. Immer stellt sie sich vor, wie sie aussehen könnte. Sie lebt ständig mit der Angst, eines Tages an den Folgen der Sucht zu sterben.
Jessica will nicht einsehen, dass sie krank ist und lehnt sämtliche Hilfe ab. Ihre Familie macht sich unendlich große Sorgen, doch sogar deren Hilfe nimmt sie nicht an.
Jede zehnte Frau leidet an gestörtem Essverhalten. Mögliche Ursachen können soziale Einflüsse sein. Meist spielen aber individuelle Faktoren eine große Rolle. Unter Essstörungen versteht man eine Verhaltensstörung, die meistens mit bleibenden Gesundheitsschäden verbunden ist. Zu den bekanntesten Essstörungen zählen unter anderem Magersucht, Ess-Brechsucht/Bulimie und Esssucht.
Circa 100 000 Menschen in Deutschland leiden an Magersucht. Häufig trifft es Frauen. Nur zehn Prozent der Betroffenen sind Männer. Warum das so ist, erklären Forschungsstudien zu diesem Thema. Der Hauptgrund liegt meist darin, dass Frauen oder junge Mädchen weit mehr davon beeinflusst sind, einem durch Werbung, Medien, TV-Film produzierten, bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen. Und dieses gibt nun mal vor: Nur schlank, besser noch eine Figur mit sogenannten „Traummaßen“, ist schön.
Diesem Ideal wollen sie folgen, und das macht es für die Erkrankten so schwer, aus dem oben beschriebenen Teufelskreis zu entkommen. „Es gibt viele verschiedene Therapieformen: Künstlerische Therapie, Musiktherapie, Heileurythmie oder Bewegungstherapie und vieles mehr“, ist vom Therapeutenteam der Filderklinik zu erfahren. Therapeutische sowie psychologische Beratung und Behandlung ist bei diesen Krankheitsbildern notwendig. Man sollte immer Hilfe in Anspruch nehmen. Schlussendlich ist es wichtig, einzusehen, dass man krank ist und ohne professionelle Hilfe nicht wieder gesund werden kann.