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Von den USA über Guatemala bis ins Neuffener Tal

Der Frickenhäuser Pfarrer Warmuth berichtet Neuffener Realschülern über seinen Werdegang.

Das ist Pfarrer Warmuth. Foto: zis

FRICKENHAUSEN. Max Hinze, Nikolas Kukla und Elias Schöllhammer aus der Klasse 8b der Neuffener Realschule sprachen mit Gerald Warmuth. Der 1959 in Hagen in Westfalen Geborene ist in Friedrichshafen am Bodensee aufgewachsen und lebt mittlerweile im Pfarrhaus in Frickenhausen.

Wie kamen Sie auf den Gedanken, Pfarrer zu werden?

Als ich so 15,16 Jahre alt war, da habe ich jeden Tag Fußball gespielt und trainiert, ich habe mir in der Zeit überlegt, was ich in der Zukunft wirklich werden will. Zu der Zeit war ich auch Ministrant und in der Jugendarbeit aktiv, und da kam mir der leichte Gedanke, mich mehr in der Kirche zu engagieren. Ich habe die jungen Pfarrer bei uns in Friedrichshafen erlebt. Wir waren zirka 140 Ministranten dort. Um so länger ich mich damit beschäftigt habe, gefiel mir der Gedanke. Und als ich dann anfing zu studieren, gefiel es mir immer mehr. Am Anfang wusste ich noch nicht genau, was es ist, aber durch das Studium habe ich es richtig gut gelernt.

Seit wann sind Sie in der Gemeinde hier tätig und wo waren Sie davor?

Hier in der Gemeinde bin ich seit drei Jahren tätig. Davor war ich zwölf Jahre in Winnenden, der Ort ist, glaube ich, bekannt, da war damals der Amoklauf an einer Schule. In Winnenden waren noch 30 andere Ortschaften dabei.

Wie bereiten Sie einen Gottesdienst vor?

Ich bereite jetzt schon 40 Jahre Gottesdienste vor. Ich lese einfach das Evangelium und dann überlege ich mir, was die Leute für eine Frage auf die Botschaft haben, und dann versuche ich praktisch die Frage zu formulieren und eine Antwort darauf zu geben, dass man es besser versteht. Und dann suche ich dazu Lieder aus, wo ich denke, dass die Leute es gut finden.

Wie sieht der Alltag von Ihnen aus?

Das ist ganz unterschiedlich, es gibt Zeiten, wo viel los ist. Zurzeit zum Beispiel habe ich mit euch, mit der Firmvorbereitung und mit der Erstkommunion viel zu tun. Wir waren hier immer mehrere, doch jetzt bin ich ganz allein, und dadurch muss ich alles machen, und da komme ich einfach nicht rum und es ist einfach gerade viel. Aber ich mache das Wichtigste und muss aber vieles liegen lassen.

Wie gehen Sie mit den Gefühlen um, wenn an einem Tag eine Hochzeit ist und an anderen Tagen eine Beerdigung?

Also dadurch, dass ich das schon so lange mache, habe ich das schon gut geübt. Für mich sind die Beerdigungen wichtig, und die Begleitung von Kranken und Sterbenden und die anderen Feste, das ist jetzt nicht so, dass mich das so emotional beschäftigt, aber ich habe eine sehr gute Ausbildung. In Amerika habe ich studiert, und da bekam ich eine gute psychoanalytische Ausbildung, gerade für diese Seelsorge.

Haben Sie schon einmal den Papst getroffen?

Nein, der Papst ist weit weg, mit dem habe ich am wenigsten zu tun. Mein direkter Vorgesetzter ist der Bischof in Rottenburg und den kenne ich natürlich gut.

Was sagen Sie zur Wiederwahl von Donald Trump?

Der Donald Trump ist aus meiner Sicht nicht das Problem, sondern die Leute, die ihn gewählt haben. Das finde ich sehr schwierig. Ich selbst habe vier Jahre in Amerika gelebt und all meine Freunde dort sind entsetzt darüber.

Was denken Sie wie es nach dem Ampelaus weitergehen wird?

Ich denke, dass die Leute in Deutschland das Vertrauen in die Politik verloren haben und dass sie langfristig wahrscheinlich genauso chaotisch wählen, wie in den USA, weil sie einfach nicht glauben, dass es noch eine Ordnung gibt, und da sind sie auch für Risiken bereit und das halte ich für sehr gefährlich. Ich persönlich finde aber, dass die deutsche Politik gar nicht ganz so schlecht ist.

Wie gehen Sie mit dem Krieg in der Ukraine und im Gazastreifen um?

Krieg ist immer schlecht, ich habe damit direkt nichts zu tun, allerdings versuche ich, die Flüchtlinge, die hier sind, gut aufzunehmen. Ich selbst habe Krieg miterlebt, damals, als ich in Mittelamerika gelebt habe, dort war Bürgerkrieg, und ich weiß, wie die Situation ist, wenn man im Krieg lebt.

Wie lange ging Ihr Studium und wo haben Sie studiert?

Ich habe die meiste Zeit in Tübingen studiert, habe aber noch in San Francisco drei Semester gemacht, und ich habe nach dem Studium ein ganzes Jahr in Guatemala ein Praktikum gemacht und dort ein Priesterseminar gemacht. Nach zehn Jahren habe ich noch ein Semester Soziologie in New York gemacht.

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