Leserbriefe

Darwins Theorie

Dietrich Frahne, Kohlberg. Zum Artikel Gott statt Darwin: Fromme Christen wollen mehr Bibelstunden im Biologie-Unterricht vom 24. Juli. Naturwissenschaftler und Pädagogen fürchten, dass sich der Kreationismus in Deutschland ausbreitet so stand es in der Zeitung und das klingt geradezu, als ob uns eine schlimme Epidemie bedroht, der Kreationismus. Darwin, George W. Bush, die Taliban, Fundamentalisten und so auch die Kreationisten alle werden sie in eine Nähe gerückt und man kann geradezu darauf warten, dass man sie alle verdammt und verbietet bis auf Darwin natürlich, dem allein Korrektheit zuerkannt wird. Wer sich aber wirklich um Korrektheit bemüht, wird bald zugestehen müssen, dass auch Darwins Anschauung genauso eine Glaubenssache ist wie der Glaube an einen Schöpfer. Und dieser Tatbestand, dass es eben auch eine Glaubenssache ist, wird in dem Artikel verschwiegen.

Viel Erkenntnis über die Lebensvorgänge wurde aus der molekularen Genetik gewonnen. Einer ihrer Mitbegründer, Jacques Monod, kommt in seinem Buch Zufall und Notwendigkeit zu der Feststellung, dass nach dem gegenwärtigen biochemischen Wissen als Erklärung für die Entstehung des Lebens nur der eine, bekannte molekulare Weg denkbar sei, nämlich die Festlegung durch das Erbgut (DNS). Der damit beschrittene Weg war aus biochemischer Sicht zwangsweise vorgeschrieben, weshalb Monod zu der gewählten Formulierung Zufall und Notwendigkeit kam. Für die Realisierung diskutierte auch er zwei Möglichkeiten, den Schöpfungsakt oder den Zufall. Er entschied sich für den Zufall, weil alles andere nicht akzeptabel sei.

Es gibt um Darwins Theorie indessen auch noch andere Rätsel. Wer mal die Gelegenheit hat, in London in der eigens für Darwin eingerichteten Abteilung des naturkundlichen Museums Darwins Spuren zu folgen, der wird zwei bis heute nicht geklärte, aber wichtige Annahmen Darwins immer noch offen finden. Zwischen den einzelnen Arten gibt es Arten-Barrieren, die nicht durch Kreuzung zu überspringen sind. Darwin erklärt dies so, dass die zwischen diesen Arten liegenden Bindeglieder so untüchtig waren, dass sie ausgestorben sind. Sie werden als Missing Links, fehlende Bindeglieder, bezeichnet. Sie fehlen immer noch, auch für den Menschen. Paläontologen ist inzwischen klar geworden, dass es in dem als Wiege der Menschheit betrachteten Afrika nicht den einen Urahn gab, sondern dass der Mensch an vielen Stellen so etwa gleichzeitig aufgetreten ist. Im Übrigen ist nicht sonderlich einleuchtend, wieso aus untüchtigen Spezies unter rauen Lebensumständen letztlich überlebensstarke Individuen hervorgegangen sein sollen.

Ob die hitzig entbrannte Debatte nicht eine Frage der Rechtfertigung ist, eine strikte Verteidigung der menschlichen Autonomie und selbst zu bestimmen, in welcher Weise man sich zu verantworten hat?

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