Die Rampe nicht vergessen

Dorothea Röcker, Nürtingen. Zum Artikel „So stellen sich die Bürger den neuen ZOB vor“ vom 6. Juli.

Ich hatte Glück und durfte den ZOB mitgestalten. Ohne Denkverbote, nur ein paar Vorgaben. Barrierefrei müsse er sein, mit einem modernen Infosystem versehen. Das Leitsystem wird gebraucht, damit es zu keinem Gedränge kommt, wenn die Menschen vom Zug herbeiströmen. Aber Moment mal – stand da nicht schon in den Rahmenbedingungen, dass es in der Unterführung eine Rampe gibt, die für alle, die auf einen Rollstuhl oder ähnliche Hilfsmittel angewiesen sind, viel zu steil ist? Sie können dort gar nicht herbeiströmen. Sie brauchen schon in der Unterführung ein eigenes Leitsystem. Zum Beispiel so: „Wenn Sie nicht in der Lage sind, eine Treppe oder eine Rampe mit 21-prozentiger Steigung zu überwinden, dann nehmen Sie bitte den Aufzug zum Bahnhofsvorplatz, überqueren Sie die Oberboihinger Straße und gehen dann die Europastraße entlang, um das Autohaus herum in die Steinenbergstraße und biegen dort rechts ab in den ZOB. Dort erfahren Sie an der Anzeigetafel, ob Sie Ihren Bus noch erreichen.“

Wer jetzt fragt, ob sich dieses Problem nicht nachhaltiger lösen lässt, den kann ich leider nicht beruhigen. Ich saß unter anderem mit dem Technischen Beigeordneten, zwei Gemeinderäten und einem ehemaligen Gemeinderat am Tisch. Auf meine Frage, wie denn die Problemlösung in der Unterführung in Zusammenarbeit mit der Bahn aussehen könnte, wurde ich entgeistert angestarrt und die einstimmige Antwort war: „Mit der Bahn? – das funktioniert nie.“ Damit war das Thema abgehakt. Übrig bleibt davon nur ein einziger Zettel an der Pinnwand. Darauf steht: „Direkter barrierefreier Übergang zwischen Bahnhof und ZOB“. Die beim Workshop vorgelegten zweidimensionalen DIN A 0 Pläne (ohne Höhenangaben) enden leider beim Eingang zur Unterführung. Da bleibt nur die Hoffnung, dass die Problem-Rampe bis zum Herbst nicht im Zuständigkeitsdschungel verloren geht. Denn dann bleiben Rampe und Problem für Jahrzehnte bestehen.