Leserbriefe

Die Verflechtungen der CDU-Mitglieder

Wolfgang Braun, Schlaitdorf. Zum Artikel „Stuttgart 21 und die Ökologie“ vom 14. Oktober. Dank an Frau Skudelny (FDP) und Herrn Hennrich (CDU), dass sie uns endlich die Augen öffnen: Stuttgart 21 ist ein „Ökologieprojekt“! Wie diese merkwürdige „Ökologie“ in der Praxis aussieht, das haben wir am 30. September gesehen. Im Zentrum Stuttgarts gibt es einen großen Park mit prächtigem, altem Baumbestand. Dieser Park hat eine wichtige Funktion für das Klima und die Menschen. Er befindet sich in einem Stadtteil, der stark unter den Abgasen und dem Feinstaub des Kfz-Verkehrs leidet und wirkt als natürlicher Filter. Unter dem Schutz von Polizei und Wasserwerfern wurden die ersten, alten Bäume abgesägt – weitere werden folgen.

Diese Fällaktion war nur möglich, weil ein Eilantrag des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND), das Umsägen der Bäume zu verhindern, nur deshalb vergebens war, weil das Verwaltungsgericht Stuttgart von den zuständigen Stellen im Eisenbahnbundesamt (EBA) und Regierungspräsidium Stuttgart sowie von der DB Netz AG nicht darüber informiert wurde, dass auch seitens der Behörden erhebliche artenschutzrechtliche Bedenken gegen die Fällarbeiten bestanden. Sämtliche Kosten des Gerichtsverfahrens wurden deshalb nun auch der DB Netz AG auferlegt. Bäume wachsen nicht so schnell wie unterirdische Bahnhöfe (sofern sie mit Milliarden von Euro „gegossen“ werden), und bis dahin müssen die Menschen weiter unter Gestank und Staub leiden. Die sollten sich daher künftig in der Nähe von Autobahnen, Bundesstraßen, der Neuen Messe und des Flughafens aufhalten. Dort tritt nach den Worten von Frau Skudelny und Herrn Hennrich eine spürbare Entlastung ein, weil dank Stuttgart 21 der Verkehr von der Straße auf die Schiene verlegt werden würde.

Eine im Prinzip richtige Erkenntnis – nur weshalb brauchen wir hierzu Stuttgart 21? Es gibt kompetente Stimmen, die gerade durch Stuttgart 21 ein Chaos im öffentlichen Personennahverkehr heraufdämmern sehen. Politiker, die so daherreden, müssen sich fragen lassen, weshalb sie auf die glorreiche Idee, den Kfz-Verkehr auf die Schiene zu verlegen, erst jetzt kommen. Die Belastung des südwestlichen (Filder-)Vorfelds von Stuttgart durch die A 8, B 27, den Flughafen und die „Neue Messe“ sind seit Jahren bekannt – nur hat das bisher keinen geniert. Wer will, der kann! Schließlich haben die Kirchheimer ihren S-Bahn-Anschluss auch ohne Stuttgart 21 bekommen! Für den Bürger ist durch Stuttgart 21 kein „ökologischer“ Mehrwert erkennbar – eher für Unternehmen wie die Firma ECE aus Hamburg. Das Unternehmen plant auf einem nicht mehr genutzten Bahngelände in der Stuttgarter Innenstadt den Bau von Wohnungen, Büros und Ladenlokalen im Gesamtwert von 500 Millionen Euro. Mit diesem Unternehmen eng verbunden sind die baden-württembergische Umweltministerin Tanja Gönner und Friederike Beyer, die Lebensgefährtin von Günther Oettinger.

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