Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum „Im Nachhinein“ vom 19. Juli. Meine Theorie von der allseitigen Begrenztheit des Nürtinger Schlossbergs predige ich schon seit 30 Jahren. Ohne Resonanz. Nun aber hat auch Redakteur Warausch bemerkens- und dankenswerterweise den Nürtinger Altstadtberg als Insel identifiziert. Willkommen im Club! Der findige Schreiber bringt überdies die erregende Variante ins Spiel, der Neckar allein habe die Enge des Schlossbergs auf dem Gewissen. Anfangs der Schöpfung habe der Kerle einen Bogen um die Stadt gemacht – welch tiefsinnige Anspielung liegt doch in diesem Bilde. Die schnuckelige Umspülung ging durch die Allee zum Steinengraben, folgte sodann den heutigen Bahnschienen. Schließlich ging’s bei Zizis, wo wir Buben am „Alten Necker“ gespielt haben, wieder in Richtung Rhein, folgsam dem Neckartal entlang, wie es sich für einen Fluss gleichen Namens geziemt, mit ein paar weiteren Pirouetten im Trollingerland.
Damit könnte man es nun bewenden lassen. Aber der Neckar hat es sich ja eines Tages anders überlegt. Erschöpft vom Umfluten des Altstadtfelsens hat er die Stadt rechts liegen lassen. Dort lagert sie heute noch in nobler Gewissheit, dass alles, was auf diesem Buckel beschlossen wird, nur von rechter Art sein kann. Nürtingens Ratsleute behandeln die Altstadt wie eine verlassene Schöne, die nach der Abkehr des streunenden Geliebten immer noch so tun soll, als ob der sie umfasse. Sie wird dressiert und geschminkt, als läge sie immer noch in den feuchten Armen des Neckars, inselgleich, ihre gewachsene Leibesfülle ächzend eingeschnürt. Alles Wichtige der Stadt könne sich nur da oben abspielen, meint man, höchstselbst sozusagen. Außerhalb der Insel ist Bäh-Bäh-Land, für Banken, Amtsstuben und Parkhäuser. Und alle paar Jahre folgen den alten irgendwelche neue Verwaltungsreisende, setzen ihre Duftmarken und sich dann wieder ab.
Die jüngste Geniemarke duftet am Hölderlinhaus. Das soll, wenn schon renoviert, dann gleich so aufgeblasen werden, dass dem Schmuckstück namens Schlossgartenstraße geradezu das Maul gestopft ist. Findet sich denn kein Flussflüsterer, der einmal Old Neckar beschwört: Drehe doch nachts mal wieder deine alte Runde, mein Freund, fasse die schöne Isola Bella wieder um die Hüften, schwemme in stürmischer Liebesflut alle ihr aufgenötigten Torheiten den Bach runter und gib ihr das liebliche Antlitz zurück, das schon dem Fritz Hölderlin Liebesschwüre entlockte!
Leserbriefe | 21.12.2024 - 05:00
Billiger Wahlklamauk fürs Fernsehen
Herbert Schölch-Heimgärtner, Neuffen. Zum Artikel „Robert Habeck sagt TV-Duell mit Alice Weidel ab“ vom 19. Dezember.
Als wären die Zeiten nicht schon schlimm genug, planen ARD und ZDF nun ein derart geschmackloses Wahltheater, wollen Scholz und Merz ...
Leserbriefe | 21.12.2024 - 05:00
Unterlassene Hilfeleistung?
Olaf Gremmel, Nürtingen.
Freitagvormittag. Du bist 84 Jahre und beim Urologen. Dort bekommst du vom Arzt einen Blasenkatheter gesetzt. Was du nicht bekommst, ist ein Urinbeutel. Dafür aber ein Rezept für selbigen. Damit gehst du zur Apotheke, die dir ...