Leserbriefe

Eine städtebauliche Tragödie am Neckar

Herbert Schaal, Nürtingen. Zum Artikel „OB legt sich für die Wasen-Pläne ins Zeug“ vom 28. November. Bei dem Thema „Bebauung Wasen“ regt sich zwischenzeitlich der Unmut vieler Nürtinger Bürgerinnen und Bürger. Ursächlich hierfür ist, dass der Bauausschuss dem gigantischen Bauprojekt vor den Toren der Stadt an der Neckarbrücke in der letzten Woche mehrheitlich zugestimmt hat. Das in der Nürtinger Zeitung veröffentlichte Luftbild lässt recht eindrucksvoll erkennen, dieses parkartige Gelände mit seinem prächtigen altgewachsenen Baumbestand ist eine grüne Lunge für unsere Stadt.

Es steckt schon ein Quäntchen Geheimniskrämerei in diesem Bebauungsplanverfahren, und dass Alt-OB Heirich seinem Nachfolger Dr. Fridrich zu seinem Amtsantritt den Bebauungsplan „Am Wasen“ „ins Nest“ gelegt haben sollte, wie Altstadtrat Dieter Braunmüller berichtet, war bislang der Öffentlichkeit auch nicht bekannt. Man fragt sich zu Recht, was die Stadtoberen bewogen haben könnte, bislang die Bürgerinnen und Bürger von dem Verfahren weitgehend auszugrenzen. Sollte man vielleicht nicht erfahren, dass der Wasen ein Opfer der Kettensäge wird?

Es geht aber nicht nur um die Erhaltung alter Bäume. Die Bebauung mit einem bis zu achtstöckigen Hochhaus ist an dieser Stelle überdimensioniert. In der Sitzung des Bauausschusses sagte ein Gemeinderat zu diesem Bauvorhaben, „das ist noch schlimmer als das Roßdorf“. Gemeint haben dürfte er dabei die dortigen Betonklötze. Die geplante Bebauung dürfte sicherlich einer Bewerbung für die Landesgartenschau nicht förderlich sein.

Es wäre jetzt noch an der Zeit, die Planung nach dem aktuellen Faktenstand und auf der Basis der öffentlichen Diskussion neu zu hinterfragen und auch abzuwägen, ob man den derzeitigen, bereits teilsanierten Gebäudebestand weiterhin nutzen könnte. Nürtingen, die Stadt am Fluss. Aber ein Klein-Manhattan am Neckar wäre eine weitere städtebauliche Todsünde.

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