Licht der Hoffnung
Licht der Hoffnung: Boogie-Woogie begeistert Zuschauer in Wendlingen
Die Pianisten Jörg Hegemann und Peter Reber geben ein fast dreistündiges Konzert zum Auftakt des Kulturfestivals im Treffpunkt Stadtmitte.
WENDLINGEN. Schwer zu sagen, wer am Samstagabend im Treffpunkt Stadtmitte mehr Spaß hatte: die rund 200 Zuschauer bei der Auftaktveranstaltung des sechsteiligen Kulturfestivals, das die Weihnachtsspendenaktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger/Wendlinger Zeitung begleitet, oder die vier Musiker auf der Bühne. Von der ersten Note an sorgten die Boogie-Woogie Pianisten Jörg Hegemann und Peter Reber sowie Dirk Engelmeyer am Schlagzeug und Andreas Müller am Kontrabass für viel Schwung und gute Stimmung in der Halle. Und als Jörg Hegemann nach den ersten Titeln angekündigte „Ich werde die nächsten fünf Stunden ohne zweiten Flügel spielen“, da hätte sicherlich niemand etwas dagegen gehabt, wenn er es getan hätte. Der 58-Jährige korrigierte sich allerdings noch, dass er nicht „fünf Stunden“, sondern „fünf Stücke“ gemeint habe. Fast drei Stunden lang ging das Konzert dann aber doch – mit vier Zugaben, zu denen sich Hegemann nicht lange bitten ließ. „Sie gehen ja gar nicht. Wollen Sie noch eine weitere Zugabe?“ fragte er nach den ersten drei Zugaben ins Publikum. Natürlich wollten die begeisterten Zuhörer und bekamen zu sehen und zu hören, wie sich die beiden Pianisten während des Stückes am Fazioli-Flügel mehrmals abwechselten, ohne dass Unterbrechungen oder große Veränderungen zu hören waren. Zuvor hatten die beiden bereits vierhändig die Klaviatur bearbeitet.
Im Jahr 1997 sind sich Jörg Hegemann aus Witten im Ruhrgebiet und Peter Reber aus dem bayerischen Bad Reichenhall erstmals in der Düsseldorfer Musikkneipe Dr. Jazz begegnet – initiiert hatte das erste Aufeinandertreffen der Pianist Rolf Lebeda, der bereits geahnt hatte, wie gut Hegemann als großer Fan von Albert Ammons und Reber, dessen musikalisches Vorbild Pete Johnson ist, harmonieren würden. Denn im Dezember 1938 hatten in der New Yorker Carnegie Hall bereits die Boogie-Woogie-Größen Albert Ammons, Meade Lux Lewis und Pete Johnson zusammen brilliert. Ihren Siegeszug begonnen hatte Boogie-Woogie, die „Popmusik der 1930er Jahre“, in „Gangster-Kneipen“ in Chicago, wie Hegemann erzählte.
Vom ersten Ton an wippen die Füße mit
Ebenfalls seit dem Jahr 1997 schätzt Hegemann auch die Region rund um Nürtingen. Einem ersten Auftritt im Club Kuckucksei waren 20 in der Gemeindehalle in Oberboihingen gefolgt. Und am Samstag saß der Pianist aus Witten auch schon zum dritten Mal am Wendlinger Fazioli-Flügel und sorgte dafür, dass im Publikum unweigerlich vom ersten Ton an die Füße wippten und Hände im Takt auf die Knie klopften.
Aber auch die Musiker hatten mit einem breiten Grinsen im Gesicht sichtlich Spaß an ihrer Musik. Beide gönnten sich zwischendurch auch die nötigen Pausen bei der schweißtreibenden Arbeit, mit den Fingern in einem immensen Tempo kreuz und quer über die Tasten zu flitzen. Während Reber pausierte, bewies Dirk Engelmeyer, dass er nicht nur ein erstklassiges Schlagzeug-Solo hinlegen kann, sondern auch ein herausragender Sänger ist. Ein Kompliment, das Reber auch auf der Bühne von Hegemann bekam, aber nicht annahm. „Das einzige Herausragende an mir ist mein Bauch“, scherzte der Bayer, der nach der Pause die Bühne für mehrere Stücke ganz für sich alleine hatte und nicht nur mit seinem Klavierspiel, sondern auch mit seinem Gesang überzeugte. Die Zuschauer bekamen ebenfalls mehrmals die Gelegenheit zum Mitsingen und Mitschnipsen und nutzten diese gerne.
Bei jedem Konzert sind die Titel anders
Auch Bassist Andreas Müller durfte ein paar Soli beisteuern, die das Publikum jeweils mit Sonderapplaus honorierte. Improvisationstalent gehört beim Boogie-Woogie auch zwingend mit dazu. „Bei jedem Konzert fallen die Titel etwas anders aus“, verriet Jörg Hegemann den Zuschauern bei einer Ansage. Und ein andermal erzählte er: „Ich habe einen eigenen YouTube-Kanal und schon 400 Abonnenten. Vielleicht werde ich mal Boogie-Woogie-Influencer.“ Das selbst komponierte Musikstück mit demselben Namen ließ er folgen.
Sehr zufrieden gingen die 200 Zuschauer und die vier Musiker um kurz nach 23 Uhr nach Hause.
Die nächste Veranstaltung des Festivals der Hoffnung ist am Sonntag, 1. Dezember, um 18 Uhr in der Kelter in Beuren. Dort wird der Kabarettist Herr Schmidt sein Programm „Glühwein zum Frühstück“ präsentieren. Karten gibt es im Vorverkauf im Stadtbüro der Nürtinger Zeitung, Am Obertor 15, Telefon (07022) 9464-150, über die Homepage www.ntz.de oder über E-Mail nz-vorverkauf@ntz.de.
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