Licht der Hoffnung

Licht der Hoffnung: Dörrobst aus dem brasilianischen Regenwald

Die Nürtinger Eine-Welt-Gruppe unterstützt seit Jahren ein klimabedeutsames Agroforstprojekt im brasilianischen Ilheus. Eine Manufaktur soll den dortigen Kleinbauern helfen, ihre Produkte zu vermarkten.

Das Manufakturgebäude im brasilianischen Regenwald steht bereits. Nun muss das Gebäude noch mit Geräten ausgestattet werden. Foto: privat

NÜRTINGEN. Seit gut fünf Jahren unterstützt die Eine-Welt-Gruppe Nürtingen ein klimabedeutsames Aufforstungsprojekt im atlantischen Regenwald in der Region Bahia in Brasilien. Dort haben Polly, die aus einer indigenen Familie aus der Gegend von Ilheus stammt, und ihr deutscher Mann Anatol im Jahr 2019 damit begonnen, brandgerodetes Regenwaldgebiet wieder aufzuforsten. Auf circa sieben Hektar wieder aufgeforstetes Gebiet können sie mittlerweile zurückblicken.

Aufforstung wird mit nachhaltiger Landwirtschaft kombiniert

„Die bisherige konventionelle Landnutzung – vorwiegend in Monokulturen – ist verantwortlich für ein Viertel der weltweiten Treibhausgase“, weiß Helmut Bürger von der Eine-Welt-Gruppe. „Dass es auch anders geht, leben indigene Völker seit Jahrhunderten vor. Diese Nutzung von Symbiosen zwischen verschiedenen Pflanzen und der Anbau von Nutzpflanzen gemeinsam mit Bäumen und Sträuchern nennen wir Agroforstwirtschaft.“ Dabei werde Aufforstung mit nachhaltiger Landwirtschaft kombiniert. Dies ermögliche eine langfristige Nutzung des gepflanzten Waldes. Bürger: „Agroforste verbinden Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit, da sie den lokalen Kleinbauern nachhaltig ein Einkommen sichern, um ihre Kinder gesund zu ernähren, auf die Schule zu schicken und medizinisch zu versorgen. Viele haben keine Sozialversicherung und nicht ausreichend Geld für die Grundbedürfnisse ihrer Familien.“

Ziel ist der Aufbau eines Agroforst-Netzwerks

Das von Polly und Anatol in Ilheus initiierte und von der Eine-Welt-Gruppe Nürtingen unterstützte Agroforst-Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, Kleinbauern, die Interesse an der Pflanzung eines Agroforstes haben, technisch und finanziell zu unterstützen. Bürger: „Ziel ist der Aufbau eines Netzwerks von Kleinbauern, die alle nach dem Prinzip der Agroforstwirtschaft wieder aufforsten.“ Die ersten Interessenten hätten Polly und Anatol bereits gefunden.

400 Papayas, 500 Bananenstauden, mehrere Tausend Ananas und unzählige Maniokwurzeln wurden im Agroforst Ilheus gepflanzt, was Ende 2022 eine erfolgreiche Ernte ermöglichte. 2023 kamen noch etliche Pflanzen dazu. „Mit jeder Ernte rücken die wirtschaftlichen Fragen nach der Verarbeitung und der Vermarktung der Produkte und damit der Existenzsicherung für die Kleinbauern in den Vordergrund“, merkt Helmut Bürger an.

Getrocknete Ananas und Papayas für fairen Handel

Aus diesem Grund haben sich Polly und Anatol vorgenommen, in Ilheus eine Manufaktur aufzubauen, in der die Früchte ihrer Arbeit und der ihrer Nachbarn verarbeitet und über fairen Handel vertrieben werden könnten. Beabsichtigt ist vor allem die Herstellung von Dörrobst, also zum Beispiel von getrockneten Papayas und Ananas. Benötigt wird dazu in erster Linie ein Trockenofen, außerdem soll die Manufaktur klimaneutral mit Solarenergie betrieben werden. Das Manufakturgebäude, so Helmut Bürger, sei bereits errichtet worden. Für die technische Ausstattung hat die Eine-Welt-Gruppe Nürtingen eine finanzielle Unterstützung durch die Spendenaktion Licht der Hoffnung angefragt.

Die in der Manufaktur hergestellten Trockenfrüchte sollen, sobald die Manufaktur ihren Betrieb aufgenommen hat, auch im Nürtinger Weltladen verkauft werden. Wie getrocknete Ananas schmeckt, davon konnten sich die Besucher der Licht-der-Hoffnung-Veranstaltung am 6. Januar im Unterensinger Udeon, die von der Eine-Welt-Gruppe Nürtingen betreut wurde, ein Bild machen.

Helmut Bürger verbindet mit dem Aufbau der Manufaktur in Ilheus die Hoffnung, „dass das dem Agroforstprojekt dort einen Kick gibt und es sich dadurch weiterentwickeln kann“. Sich daran zu wagen, den Regenwald wieder aufzuforsten und sich damit eine Existenzgrundlage zu schaffen, das sei eine tolle Sache, so Bürger.

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