Als der Aufruf für die diesjährige Weihnachtsbeilage kam saß ich noch in Nürtingen. Ich war September/Oktober für einen Besuch in meiner alten Heimat. Da war es einem noch nicht so nach Weihnachten zumute. Nicht nur was die Jahreszeit angeht, sondern auch die allgemeine Stimmung da drüben. In der Zwischenzeit weiß ich auch warum. Es war schön einige von euch wiederzusehen und all die neuen Bekanntschaften, die ich gemacht habe im Schwabenländle.
Wieder zu Hause hab ich mich gleich ans Schreiben gemacht. Die Temperaturen bei uns sind noch wie im Sommer und man denkt noch nicht an Weihnachten und den Winter. Aber der kommt und es wird sehr kalt hier im mittleren Westen der USA.
Nach Thanksgiving (Erntedank) beginnen wir hier in Amerika dann auch mit den Weihnachtsvorbereitungen. Dieser Feiertag fällt dieses Jahr auf den 28. November und wird groß gefeiert. In den meisten Haushalten gibt es einen Truthahn und die Familie trifft sich zum gemütlichen Beisammensein. Am Freitag danach wird dann im und ums Haus alles weihnachtlich geschmückt und wir stellen unseren Weihnachtsbaum schon auf. Dafür geht es zur Baumschule und er wird frisch geschlagen. Ende November sind wir hier mit der Weihnachtsdekoration fertig. Dann geht es ans Gutsle backen. Die erste Ladung wird meist schon vor Weihnachten verspeist oder zu einer der vielen Weihnachtsfeiern mitgebracht. Der Besuch auf dem deutschen Weihnachtsmarkt in Chicago darf auch nicht fehlen. Die Stadt strahlt noch mehr mit ihren Weihnachtsbeleuchtungen als sonst. Und die Schaufenster in den Kaufhäusern, die jedes Jahr eine andere Geschichte darstellen, locken Jung und Alt in die „Windy City“. Wir gehen zum Abschluss unseres Besuchs in Chicago noch in die „Santa Baby Bar“. Ein Meer von Glaskugeln und Lichter und jeder Zentimeter ist mit Weihnachtsdeko geschmückt. Ich kann nur empfehlen bei einem Besuch in Chicago da hinzugehen.
Mein Mann Max und ich freuen uns besonders, dass unsere Söhne über die Feiertage zu uns nach Hause kommen. Christopher (25) lebt in Austin, Texas und Benjamin (23) in Salt Lake City, Utah was beides etwas weiter entfernt ist von Illinois. Aber die Entfernungen spielen hier nicht so eine große Rolle. Weite Strecken zu fahren oder zu fliegen gehört bei uns zum Alltag dazu. Etwa 115 Millionen Amerikaner sind um die Weihnachtszeit auf Achse. Wir werden auch die Familie meines Mannes, die etwa eine Stunde entfernt von uns wohnt, vor Weihnachten besuchen.
Wir denken natürlich auch an die Lieben daheim in Nürtingen. Vorallem meine Eltern, Erich und Hannelore Plankenhorn und meine Familie, möchten wir somit herzlich grüßen und frohe Weihnachten wünschen.
Die Adventszeit wird auch bei uns mit vielen Besuchen, Weihnachtsfeiern und einfach gemülich bei einer Tasse Glühwein am Kamin genossen. Ein alljährliches Weihnachtsfest bei uns im Ort lassen wir uns auch nicht entgehen. Da sieht man viele Bekannte und Nachbarn bevor das kalte Wetter kommt. Denn bei -30 Grad geht man ungern vor die Tür und hält sich wenig im Freien auf.
Heiligabend sind wir bei uns im kleinen Kreise zu Hause und machen nach dem Weihnachtsgottesdienst die Geschenke auf. Das war für uns als Familie schon immer eine Tradition an Weihnachten. Bei den meisten Amerikanern kommt Santa mit seinen Renntieren in der Nacht zum 25.Dezember und bringt die Geschenke. Die werden dann am Weihnachtsmorgen mit Begeisterung aufgemacht. Der erste Feiertag wird hier mit der Familie verbracht. Einen zweiten Feiertag gibt es bei uns nicht. Mal sehen, ob es dieses Jahr auch wieder ein weißes Weihnachten gibt. Leider können wir mit dem vielen Schnee im flachen Illinois nichts anfangen. Deshalb machen wir uns in den nahegelegenen Staat Wisconsin auf zum Skifahren und feiern dort Silvester.
30 Jahre in USA – da feiern wir Weihnachten etwas amerikanisch aber auch mit einigen Traditionen von der alten Heimat. Man kann aber nicht verlangen, dass hier alles so ist wie in Deutschland. Wenn ich immer wieder lesen und hören muss, wie sich die Gäste bei uns darüber beschweren, was alles anders ist und was es nicht gibt. Ein guter Ratschlag: Dann einfach daheim bleiben.
Wir haben 346 Millionen Einwohnern aus vielen verschieden Ländern hier in den USA. Daraus wird ein Eintopf aus vielen Traditionen, Religionen und Gebräuchen wie man Weihnachten feiert. Der eine mag es laut und hell beleuchtet und der andere lieber besinnlich. Das ist das Schöne an unserem Land, dass wir alle Weihnachten und die Geburt Jesus feiern können wie wir das möchten.
Das Land der unbergrenzten Möglichtkeiten hat viele Europäer aus verschiedenen Gründen hier in die USA gebracht. Aber wir Auswanderer wollen wie alle Amerikaner heute wie damals alle das gleiche: Freiheit, Gesundheit und das Beste für unsere Familie. Um das zu erreichen arbeiten, leben und wählen wir so wie wir das für richtig halten. Und wir möchten vorallem nicht so wie in Europa leben. Wir in den USA schauen zuversichtlich in die Zukunft und das wünschen wir Deutschland und seiner Bevölkerung hoffentlich auch bald.
Frohe Weihnachten und ein friedliches und gesundes 2025. Das wünschen wir nicht nur unseren Familien und Freunden nah und fern sondern auch den Mitarbeitern und Lesern der Nürtinger Zeitung. Wir freuen uns immer, dass ihr diese Aktion auch noch nach so vielen Jahren beibehaltet.
Merry Christmas and a Happy New Year
Heike, Max, Christopher und Benjamin Golter